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Gewalt an Schulen: VBE sieht Ursache auch in Horrorfilmen und Ballerspielen

STUTTGART. Angesichts zunehmender Gewalt an den Schulen auch gegenüber Lehrkräften hat der VBE Baden-Württemberg vor den Gefahren einer „geistigen Umweltverschmutzung“ in den Köpfen man­cher Schüler gewarnt. Eine kontinuierlich sinkende Hemmschwelle bei ver­baler und körperlicher Gewalt in Verbindung mit der Unfähigkeit zu unter­scheiden, was recht oder unrecht ist, leite sich häufig von einem “suchtartigen Konsum brutaler Horrorfilme sowie Gewalt verherrlichender Computer- und Internetspiele” her, meint Verbandssprecher Michael Gomolzig.

Abstumpfend? Screenshot aus dem Computerspiel “doom 3”.

„Coole Negativhelden“, die grausame Racheakte und Selbstjustiz als einzig mögliche Konfliktlösung praktizierten, beeindruckten die noch minderjährigen Konsumenten und forderten sie unterschwellig zur Nachahmung auf – auch auf dem Pausenhof in der Schule, so meint Gomolzig, selbst langjähriger Leiter einer Grund- und Hauptschule. Auf Dauer niste sich die permanent präsente Gewalt in den Köpfen der Kinder ein. Jugendliche zeigten später genau die fatalen Denkstrukturen und destruktiven Verhaltensmuster, die ihnen über Jahre mittels Bildschirm „eingepflanzt“ worden seien, vor allem dann, wenn ihnen ein sicherer Halt in der Familie fehle, so sagt der VBE-Sprecher.

Verlust von “Nestwärme”

Denn eine weitere Ursache für das Gewaltpotential bei Kindern und Jugendlichen sei der Verlust an verlässlichen familiären Bindungen – das, so Gomolzig, was man früher mit „Nestwär­me“ umschrieben habe. Die Neigung vieler Erwachsener, unangenehmen Situationen durch Wegschauen aus dem Weg zu gehen, sei gleichfalls Gewalt fördernd. „Besonders schlimm ist es, Kindern, die zur Aggressivität neigen, keinerlei Grenzen aufzuzeigen und sie stattdessen – manchmal auch aus falsch verstandener Liebe – einfach gewähren zu lassen“, warnt der Pädagoge.

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Werte, für die die Jugend offen sei – wie Solidarität, soziales Engagement und Umwelt­schutz – würden zwar in den Schulen verstärkt vermittelt und gepflegt, man dürfe jedoch die Eltern dabei nicht aus ihrer Erstverantwortung entlassen, mahnt der VBE-Sprecher. Geborgenheit, Anerkennung sowie klar gezogene und konsequent eingeforderte Gren­zen bilden den besten „Impfstoff“ gegen Gewalt. Gomolzig: „Positive Identifikationsmöglichkeiten in der Schule, mit Kirchen, Vereinen oder anderen Gruppierungen erzeugen ein Wir-Gefühl und erhöhen bei Schülern, die Bereitschaft, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und ihren Mitmenschen mit Respekt und Empathie zu begegnen.“ Aber die fehlten leider allzu oft.

Der VBE hat am Mittwoch die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter Schulleitungen vorgestellt, wonach bereits an jeder vierten Schule Lehrer Opfer von Gewalt geworden sind. News4teachers

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