„Ich bin der Meinung, dass es in der deutschtürkischen Parallelgesellschaft eine starke Tendenz gibt, die Türkei und die muslimische Welt insgesamt in Schutz zu nehmen. Von einem Deutschtürken wird erwartet, Toleranz gegenüber Intoleranz zu zeigen. Wer das nicht tut, wer wie ich die eigenen Leute kritisiert, gehört nicht dazu. Wenn ein solches Klima herrscht, gibt es natürlich wenig Raum für Selbstreflexion“, sagt Tuba Sarica in einem Interview mit der „Rheinischen Post“.
Angesprochen darauf, dass dies möglicherweise mit Diskriminierungserfahrungen von Migranten in Deutschland zu tun haben könnte, antwortet die 31-Jährige: „Ich glaube, dass es sehr bequem ist, sich auf die angebliche Diskriminierung durch die Deutschen zurückzuziehen. Damit kann man jedes Problem prima entschuldigen.“ Sie selbst habe völlig andere Erfahrungen gemacht. „Ich war ein türkisch-stämmiges Mädchen aus einer klassischen Arbeiterfamilie, aber ich habe nie Diskriminierung erlebt – weder in der Schule, noch an der Uni, noch im Alltag. Ich habe vom deutschen System profitiert und bin dankbar dafür. Aber wenn ich in meinem familiären Umfeld positiv über die Deutschen rede, ecke ich damit an. Es ist Zeit, dass wir darüber offen sprechen“, sagt die Autorin, die unter anderem den Blog www.weltbewohner.com betreibt.
In eine ähnliche Kerbe schlägt Ingrid Freimuth, eine pensionierte Lehrerin, die Erfahrungen aus fast drei Jahrzehnten im Schuldienst in einem Buch zusammengetragen hat. Titel: „Lehrer über dem Limit – Warum die Integration scheitert“. Sie beklagt eine „Macho-Kultur“, die vor allem männliche muslimische Jugendliche in die Schulen brächten. „Die geben den Macho, die wollen sagen, wo es lang geht, die können nicht fragen“, sagt sie in einem Interview mit dem „Echo“. „Lernen kann aber nur, wer eingesteht, dass er etwas nicht weiß. Der Macho kann das nicht und verbaut sich damit den Weg in unsere bürgerliche Gesellschaft.“
Sie rät Kollegen: „In jedem Fall müssten sich Lehrer so verhalten, dass diese Kinder und Jugendlichen Respekt vor ihnen haben. Dazu müssen wir uns einen Schritt weit auf ihre Denkweise einlassen. Die müssen sehen, dass ich auch den Macho kann.“ Dabei hätte sie sich zwar mehr Unterstützung durch die Schulverwaltung gewünscht, trotzdem seien Konsequenzen möglich.
„Zur Zeit meiner eigenen Kindheit gab es demütigende Strafen – es ist gut, dass das vorbei ist“, erklärt die Pädagogin. „Ich spreche von Sanktionen, das ist ein Unterschied. Ich verstehe darunter Reaktionen, mit denen ich Andere spüren lasse, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung ist. Ein Schüler muss merken, wenn er eine Grenze überschreitet. Das gilt besonders für Kinder und Jugendliche, die aus Kulturen kommen, in denen es entsetzliche körperliche Strafen gibt. Keinesfalls sollten wir das nachahmen, aber wir müssen Formen finden, um mit unseren Mitteln deutlich zu signalisieren: Hier ist die Grenze. Einem Schüler, der ständig Fäkalsprache benutzte, habe ich beispielsweise klar gemacht: Ich rede nicht mit dir, solange du so sprichst. Das hat Wirkung gezeigt.“
“Gehirngewaschen aus der Moschee”
Resigniert zeigt sich hingegen Andrea F., Lehrerin „an einer ausgesprochenen Brennpunktschule mitten im Ruhrpott“, wie sie selbst sagt. In einem Beitrag für die Zeitschrift „Emma“ schreibt sie anonym von ihren Erfahrungen mit vielen muslimischen Kindern und Jugendlichen: „Die haben von Hause aus weder Erziehung noch Benehmen mitbekommen und kommen zum großen Teil völlig gehirngewaschen aus den umliegenden Moscheen in den Unterricht. Als Lehrer merkt man sofort, welche Kinder ‚die Ungläubigen‘ und das ‚westliche‘ Denken ablehnen.“
Die Schülerinnen und Schüler seien in der Sekundarstufe I extrem unruhig, laut, beleidigten sich gegenseitig („Ich ficke deine Mutter!“), verprügelten sich und könnten sich keine drei Minuten lang – „und ich meine: drei Minuten!“ – auf eine Sache konzentrieren. „Sobald es darum geht, was Mädchen zuhause dürfen und was Jungs dürfen, sind wir wieder voll im Mittelalter. Muslimische Jungs aus einer meiner 10. Klassen sagten ganz freimütig, dass sie regelmäßig zu Prostituierten gingen und einer zeigte mir sogar auf seinem Handy ein Foto von seiner ‚Lieblingsnutte‘ aus einem Billigpuff. Klar ist gleichzeitig, dass jedes muslimische Mädchen, das einen Jungen nur ansieht, die letzte Schlampe‘ ist.“
Auf extrem großen Widerstand sei sie in dieser 10. Klasse, als sie Weltentstehungstheorien durchgenommen habe. „Wir hatten einen Film über Darwin und die Evolutionstheorie gesehen und der wurde geradezu ausgebuht. Die Schüler bestanden darauf, dass Allah die Welt erschaffen hat und basta. Als ich vorsichtig darauf hinwies, dass auch der Koran ein Menschenwerk ist und damit kritisierbar, tobte der ganze Kurs: Nein, Allah hat Mohammed den Koran in die Feder diktiert! Und damit gilt er unveränderlich für alle Zeiten, ein für allemal in Stein gemeißelt, bis heute. Der Islam sei die beste Religion und stehe über dem Grundgesetz, heißt es. An dieser Mauer pralle ich ab – und zwar total. Nicht der Hauch einer Einsicht, dass man den Koran vielleicht nicht mehr auf heute beziehen kann, weil er historisch zu lesen ist. Nicht der Hauch. Nur geballter Widerstand.“
Für die Äußerungen, dass der Islam über dem Grundgesetz stehe, habe sich keiner der Schüler je bei der Schulleitung rechtfertigen müssen. „Allerdings wurde ich, die Lehrerin, zum Gespräch zitiert, weil ich gewagt hatte zu sagen, dass der Islam wie jede andere Religion auch kritisierbar sei.“
Der Fußball-Nationalspieler Gündogan galt bislang als besonders gut integriert: Er hat in Nürnberg sein Abitur gemacht. bibo / Agentur für Bildungsjournalismus
Hier – im ZDF-Archiv – geht es zu der thematisch passenden Diskussionsrunde „Armut, Gewalt, Ausgrenzung – ist Schule längst machtlos dagegen?“ von Maybrit Illner – Gäste unter anderem: Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, der Psychologe Ahmad Mansour und Ingrid Freimuth.
Islamismus-Experte Mansour: Intoleranz ist das Kernproblem in vielen muslimischen Familien

