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Sachsens Lehrermangel soll mit weniger Unterricht für die Schüler bekämpft werden

DRESDEN. Über Stundenpläne an den Schulen wird in Sachsen seit langem debattiert. Jetzt schreitet das Kultusministerium zur Tat und bekommt damit einen schönen Nebeneffekt – auch mehr Freiraum für Lehrer.

Immer weniger junge Menschen möchten Mathe-Lehrer werden. Foto: Jörg Willecke / pixelio.de
Auch Mathestunden sollen gekürzt werden.                                                                          Foto: Jörg Willecke / pixelio.de

Sachsens Schüler müssen fortan wöchentlich nicht mehr so lange die Schulbank drücken. Die Verringerung der Stundenzahl entlaste nicht nur die Schüler, sondern setze auch dringend benötigte Lehrer frei, sagte Kultusminister Christian Piwarz (CDU). Die Regelungen treten zum Schuljahr 2019/2020 in Kraft.

In der Grundschule sinkt die Stundenzahl in den Klassen 3 und 4 um insgesamt drei Stunden, in der Oberschule sind es zusammen sieben Wochenstunden, im Gymnasium sechs. Reduzierungen gibt es nicht nur in Sport und Musik, sondern auch in Fächern wie Mathematik, Deutsch oder Biologie. Damit werden nach Ministeriumsangaben etwa 770 Lehrer in Vollzeit frei für andere Aufgaben.

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«Hohe Priorität hat für uns, die Stundenlast der Schülerinnen und Schüler zu verringern und zugleich Freiräume für bestimmte Lerninhalte und mehr individuelle Förderung zu eröffnen», erläuterte Piwarz. Gerade die sächsischen Oberschüler seien im bundesweiten vergleich besonders stark belastet.

Derzeit haben beispielsweise Schüler in der 10. Klasse 31 Wochenstunden, künftig sollen es noch 28 sein. Die Schulen können in bestimmten Umfang von den Vorgaben abweichen und mit Ausnahme von Ethik und Religion in allen Fächern Änderungen vornehmen. Für Oberschüler ab Klassenstufe 7 wird Gemeinschaftskunde/Recht zum Pflichtfach, im Gymnasium wird diese Fächerkombination ab Klasse 7 noch um Wirtschaft ergänzt.

Bei den Parteien löste die Entscheidung ein unterschiedliches Echo aus. Die Linken forderten Piwarz auf, vor einer Reduzierung der Stundentafel die entsprechenden Lehrpläne zu erstellen. Bevor Änderungen an der Stundentafel vorgenommen werden, müssten die Unterrichtsinhalte geklärt sein, sagte die Abgeordnete Cornelia Falken. Die Grünen kritisierten, dass beim Schulsport über Gebühr gekürzt werde.

Die CDU sprach von überfälligen Anpassungen. Zugleich würden auch neue Lerninhalte wie Medienbildung und politische Bildung stärker verankert, betonte Bildungsexperte Lothar Bienst. «Die Veränderungen sind aus unserer Sicht gut überlegt und ausgewogen. Sie sind dringend notwendig. Die Schüler werden entlastet. Und genauso wichtig: Die Schulen werden entlastet», sagte Sabine Friedel (SPD). Für das Schuljahr 2019/20 könne mit mehr Lehrerstunden geplant werden, was den Unterrichtsausfall reduziere.

Der Landesschülerrat äußerte sich differenziert. Eine reduzierte Unterrichtsbelastung für alle Schüler sei grundsätzlich gut, sagte Vorsitzender Noah Wehn. Positiv sei, dass die Veränderungen nicht mit einer Kürzung der Gesellschaftswissenschaften einhergehen. Auch die neue Position des Informatikunterrichts am Gymnasium als eigenständiges Fach und die Reduzierung der Fächer Mathematik und Biologie begrüße man. Kritisch sieht der Rat allerdings die Kürzungen bei Kunst und Musik. dpa

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