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Verband fordert eine bessere Bezahlung für Tagesmütter – GEW unterstützt das

STUTTGART. Tagesmütter leisten in der Betreuung von Kindern viel, ihr Verdienst erreicht aber nach einer Studie nicht einmal das Niveau eines Mindestlohns. Das Land Baden-Württemberg sieht die Dinge allerdings anders.

Ohne Tagesmütter geht heutzutage fast nichts mehr.                                             Foto: Tom Reynolds / flickr / CC BY 2.0

Der baden-württembergische Landesverband Kindertagespflege fordert eine deutlich bessere Bezahlung für die rund 7.000 selbstständigen Tagesmütter zur Kinderbetreuung. Die Vorsitzende Christina Metke nannte jetzt einen Betrag von 9,49 Euro pro Stunde und Kind als wünschenswerte Zielmarke. Sie stützte sich dabei auf die Ergebnisse einer repräsentativen Studie unter mehr als 200 Tagesmüttern aus 11 baden-württembergischen Stadt- und Landkreisen. Das CDU-geführte Kultusministerium wies eine Bezahlung von 9,49 Euro umgehend als nicht realistisch zurück.

Nach Verbandsangaben betreuen Kindertagesmütter derzeit mehr als 20.000 Kinder in Baden-Württemberg. Sie helfen den Kommunen, den seit August 2013 bestehenden Rechtsanspruch auf eine Betreuung für Kinder unter drei Jahren zu erfüllen. Sie arbeiten in der Regel selbstständig. Daher fallen sie nicht unter den gesetzlichen Mindestlohn. Bezahlt werden sie von den Kommunen, an die die Eltern wiederum ihre Beiträge zur Kinderbetreuung zahlen. Die kommunalen Spitzenverbände empfehlen, Tagesmüttern ein Stundensatz von 5,50 Euro für Kinder unter drei Jahren und von 4,50 Euro für ältere Kinder zu geben.

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Unterm Strich verdienten die Tagesmütter und -väter in Baden-Württemberg aber durchschnittlich nur 4,08 Euro brutto pro Stunde, wie Philipp Liedl von der Steinbeis Angewandte Systemanalyse GmbH (STASA) sagte, die die Studie erstellte. Der Betrag liege rund 54 Prozent unter dem allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn von 8,84 Euro pro Stunde. Verbandschefin Metke sagte: «Wäre es ein Arbeitslohn, wäre es eine sittenwidrige Bezahlung.»

In der Studie wurden unter anderem die tatsächlichen Arbeitszeiten einschließlich Überstunden sowie Kosten für die soziale Absicherung berücksichtigt, für die Selbstständige im Gegensatz zu Angestellten selbst aufkommen müssen. Nicht eingerechnet hat die Studie, dass viele Kommunen von den Empfehlungen abweichen und den Tagesmüttern freiwillig mehr Geld für die Betreuung der Kinder zahlen. In manchen Regionen unterscheiden sich die Bezahlungen nach Liedls Angaben sogar innerhalb der Kommunen eines Landkreises erheblich.

Die Politik hat bereits eine Erhöhung des empfohlenen Stundensatzes um einen Euro in Aussicht gestellt. Unterm Strich käme man dann nach Liedls Angaben dann auf 5,22 Euro pro Stunde. Metke verwies darauf, dass die Beträge seit sechs Jahren nicht erhöht worden seien – jetzt werde bereits seit drei Jahren mit dem Land verhandelt.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sagte, die geplante Erhöhung um einen Euro pro Stunde auf 5,50 Euro pro Kind über drei Jahren koste das Land jährlich rund 2,83 Millionen Euro. Schon mit den heute geltenden Stundensätzen für Tagesmütter nehme Baden-Württemberg einen Spitzenplatz im Vergleich der Bundesländer ein. Das Kultusministerium verwies darauf, dass eine Tagesmutter im Durchschnitt 3,3 Kinder betreut. «Damit liegt der Stundensatz bereits über dem Mindestlohn.»

Der Landesverband Kindertagespflege ist der Dach- und Fachverband der Kindertagespflege in Baden-Württemberg. Darin sind 50 Mitgliedsorganisationen und 10 Kooperationspartner zusammengeschlossen. Unterstützung für seine Forderung bekam der Verband von der GEW. «Es ist nicht zu verstehen, dass Tagespflegepersonen, die hohe Verantwortung für die Betreuung unser Kinder übernehmen, derart schlecht verdienen», sagte GEW-Landeschefin Doro Moritz. Auch SPD-Bildungsexperte Daniel Born und SPD-Generalsekretärin Luisa Boos unterstützten die Forderungen. dpa

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