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Immer weniger fünfjährige Erstklässler – VBE sieht „gesellschaftliches Umdenken“

STUTTGART. Die Zahl der Erstklässler, die schon mit fünf Jahren eingeschult werden, geht offenbar bundesweit zurück. In Baden-Württemberg beispielsweise werden aktuell rund zwei Prozent der Kinder früher eingeschult als regulär vorgesehen ist. Damit liegt der Anteil deutlich niedriger als noch vor 10 bis 20 Jahren. So betrug der Anteil der früher eingeschulten Erstklässler im Schuljahr 2004/2005 noch fast zwölf Prozent.

Mit fünf in die Schule? Nö danke. Foto: Shutterstock

Eine Sprecherin des Kultusministeriums in Stuttgart begründete dies damit, dass die damalige Landesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) eine Initiative gestartet hatte, die für eine frühe Einschulung warb. In den Folgejahren gingen die frühen Einschulungsquoten aber wieder zurück und pendelten sich zuletzt bei rund zwei Prozent ein.

Für das neue Schuljahr 2018/2019 liegen laut Ministerium noch keine Zahlen vor. Vor einem Jahr begann für insgesamt 93 054 Kinder in Baden-Württemberg die Schulzeit. Früher als geplant eingeschult wurden dabei 1988 Kinder, was einer Quote von 2,1 Prozent entspricht.

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Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart: «Diese Entwicklung zeigt, dass Eltern und Pädagogen verantwortungsbewusst mit der Entscheidung umgehen, wann für die Kinder der beste Zeitpunkt für die Einschulung ist. Das Alter alleine sollte dabei nicht entscheidend sein, sondern stets die Gesamtentwicklung des jeweiligen Kindes.»

Auch in Nordrhein-Westfalen ist der Trend erkennbar: Im vergangenen Schuljahr wurden insgesamt knapp 160.000 Jungen und Mädchen eingeschult, weniger als 4.000 von ihnen wurden erst nach dem Stichtag am 30. September sechs Jahre alt. Das teilte das Schulministerium in Düsseldorf auf Anfrage mit. Dagegen waren im Schuljahr 2016/17 bei einer fast identischen Zahl von Gesamtanmeldungen noch rund 750 Kinder mehr mit fünf Jahren eingeschult worden. Das NRW-Schulministerium rechnet für das aktuelle Schuljahr mit rund 156.000 Erstklässlern. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte sich im vergangenen Herbst dafür eingesetzt, dass spätere Einschulungen in Nordrhein-Westfalen leichter möglich sein sollen.

Anne Deimel vom NRW-Landesverband Bildung und Erziehung führt die sinkende Zahl der Einschulungen im Alter von fünf Jahren auf ein «gesellschaftliches Umdenken» zurück. «Früher ging es in der Bildung mehr um Schnelligkeit, das G8 ist eine Folge davon. Man sollte Kindern und Jugendlichen die nötige Zeit geben», sagte sie. News4teachers / mit Material der dpa

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