Was fordert die AfD in ihrem Wahlprogramm zur Schulpolitik? Darin verlangt die Partei: „Im bayerischen Bildungssystem haben unsere Werte und Normen zu gelten“ – unsere? Die AfD meint offenbar, dabei für ganz Deutschland sprechen zu können. „Dem Islam“ dürfe kein Platz in den Schulen eingeräumt werden. Wer ist „der Islam“ – sind das auch die geschätzt eine Million muslimischer Schüler in Deutschland? Darüber schweigt sich das ansonsten ausführliche Papier aus. Klar wird lediglich formuliert: „Muslimische Feiern, verpflichtende Moscheebesuche, Diskussionen mit Imamen oder das Lernen von Koransuren gehören in die Privatsphäre und haben an bayerischen Schulen nichts verloren.“ Der Islamunterricht gehöre abgeschafft.
Der Geschichtsunterricht soll in einer anderen Schwerpunktsetzung als bisher erfolgen. „Die AfD setzt sich dafür ein, dass an Bayerns Schulen ein ausgewogenes Bild der deutschen Geschichte vermittelt wird.“ Zwar darf weiterhin die NS-Zeit thematisiert werden. „Die angemessene Würdigung des Schicksals der Opfer, unter ihnen Millionen deutscher ziviler Opfer, ist uns ein Anliegen.“ Dabei werden aber nur Heimatvertriebene und Aussieder ausdrücklich genannt, die Juden nicht. Trotz des Bekenntnisses, an alle Opfer erinnern zu wollen, findet sich zum Holocaust kein Wort.
Dafür kommt jetzt das Plakat mit der Forderung nach „islamfreien Schulen“, die offenbar bewusst missverständlich formuliert ist. „Zielt der Slogan darauf, dass an Bayerns Schulen keine muslimischen Schüler unterrichtet werden sollen? Das wäre ausgrenzend und menschenverachtend“, so meint nun auch eine Schulleiterin in einem Bericht auf Spiegel online. Noch deutlicher wird darin Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (BLLV): „So ein Plakat befeuert bestimmte Stimmungen, die vor der Schultür nicht haltmachen, und das ist gefährlich“, so sagt sie. „Kinder an sich grenzen andere nicht aus.“ Solche krassen Parolen könnten das Miteinander an Schulen jedoch beschädigen, Lehrkräfte müssten versuchen, das wieder ausbügeln.
Islamunterricht: CSU auf der Bremse – plötzlich
Der Islamunterricht – der in Bayern als Modellversuch eingeführt und vom mittlerweile geschassten Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) auch positiv bewertet wurde („Ich kann mir eine Ausweitung durchaus vorstellen“) – gilt in allen Bundesländern, die ihn praktizieren, als Erfolgsmodell. Außer in Bayern, wo Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vor Kurzem auf die Bremse getreten ist. Der BLLV pocht unterdessen weiter auf einen flächendeckenden Islamunterricht im Freistaat. Unter staatlicher Aufsicht und nicht in einer Hinterhofmoschee könne der Unterricht Radikalisierung vorbeugen und Identität schaffen, meint Fleischmann. „Er sorgt auch für Sensibilität für die eigene und für Respekt vor anderen Religionen.“
Das entspricht nicht dem Geschäftsmodell der AfD.
Das Foto vom Plakat, so berichtet der “Spiegel”, ist übrigens wohl nicht in einer deutschen Schule aufgenommen worden. Es handelt sich danach um ein Bild aus einem kommerziellen Bildarchiv, das in der Slowakei entstanden sein und Multikulturalität (sic!) in der Schule illustrieren soll. Die gezeigten Schülerinnen und Schüler wussten demnach also nichts davon, dass sie für eine politische Kampagne posieren.
News4teachers
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