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Einzelkämpfer statt Mannschaftsspieler: Fast die Hälfte der Lehrkräfte sagen, sie arbeiten lieber allein

BERLIN. Lassen sich die Herausforderungen im Schulalltag auf Dauer allein bewältigen? Für (zu) viele Lehrkräfte an deutschen Schulen ist die Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen und Kollegen jedenfalls nicht selbstverständlich. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Schulakademie plant fast jede zweite Lehrkraft ihren Unterricht lieber als Einzelkämpfer.

Gemeinsam mit anderen lassen sich Herausforderungen und Mühen besser bewältigen. Illustration: Shutterstock

Nur rund 40 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer arbeiten danach mindestens einmal im Monat in Fachgruppen zusammen, um Unterricht gemeinsam zu gestalten. Allerdings sind offenbar auch die Rahmenbedingungen nicht geeignet, um die Zusammenarbeit in den Kollegien zu fördern. Zwar wird die große Mehrheit von der eigenen Schulleitung bei der Kooperation unterstützt. Doch nur bei einem Drittel der Befragten gibt es an der Schule Räume, die für Teamarbeit geeignet sind. Und nur bei einem Viertel der Lehrkräfte sind die Stundenpläne so gestaltet, dass eine fachbezogene Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen während der Schulzeit möglich ist. Schließlich wird Teamarbeit auch durch relativ niedrige Präsenzzeiten in den Schulen erschwert: 85 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer erledigen Routinearbeiten wie Korrekturen von Klassenarbeiten zu Hause.

„Diese Befunde sind problematisch, denn Kooperation ist ein starker Erfolgsfaktor für gute Schule und ein wichtiges Professionsmerkmal für Lehrkräfte“, sagt Prof. Dr. Hans Anand Pant, Geschäftsführer der Deutschen Schulakademie. „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass wir nicht nur ein Strukturproblem in den Schulen haben, sondern auch ein Mentalitätsproblem bei vielen Lehrkräften. Wir brauchen deshalb einen Wandel im Berufsverständnis von Lehrkräften: weg von der Einzelkämpferin oder dem Einzelkämpfer, hin zum Teamplayer.“ Teamarbeit sei außerdem durch vernünftige Rahmenbedingungen zu unterstützen: Lehrkräfte, so Pant, brauchen geeignete Räume in der Schule und feste Kooperationszeiten im Arbeitsalltag.

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Dann sei es auch möglich, dass Lehrkräfte mehr Arbeitszeit als bisher an der Schule verbringen könnten, was Kooperation im Team möglich mache. „Die Grundausrichtung auf dieses zeitgemäße Berufsbild muss schon in der Ausbildung von Lehrkräften curricular verankert werden,“ so Pant weiter. Angesichts der wachsenden Heterogenität in den Klassen sei die Einrichtung von eng kooperierenden, multiprofessionellen Teams an Schulen ein zentraler Prüfstein dafür, ob die Umsetzung von Inklusion bildungspolitisch gewollt ist, meint Pant.

Die Deutsche Schulakademie hat Empfehlungen für die Gestaltung von erfolgreicher Kooperation an Schulen veröffentlicht. Sie basieren auf Praxisbeispielen von Preisträgerschulen des Deutschen Schulpreises. So schlägt die Deutsche Schulakademie unter anderem vor, Kooperationszeiten als feste Bestandteile der Arbeitszeit in den Schulalltag zu integrieren und geeignete Arbeitsplätze in der Schule zur Verfügung zu stellen – Aufgaben, denen sich die Schulpolitik stellen muss.

Weitere Ergebnisse der Forsa-Umfrage:

Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Forsa im Berlin im Auftrag der Deutschen Schulakademie im Zeitraum Juli bis August 2018 durchgeführt. Befragt wurden 1.016 Lehrerinnen und Lehrer aus allgemeinbildenden Schulen aus ganz Deutschland. Kooperation in und um Schule stand auch im Mittelpunkt des 2. Kongresses der Deutsche Schulakademie, der nun in Berlin unter dem Motto „Nicht mehr allein! Gute Schulen kooperieren“ stattfand. News4teachers

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