ERFURT. Regelschule oder Gymnasium? Diese Entscheidung hat bis jetzt für Lehramtsstudenten in Thüringen weitreichende Konsequenzen bis hin zum Gehalt. Die Landesregierung will jetzt diesen Graben schließen.
Regelschullehrer sollen ab Januar 2020 beim Gehalt mit Gymnasiallehrern gleichgestellt werden. Sowohl verbeamtete als auch nach Tarif beschäftige Pädagogen sollen dann nach der Besoldungsgruppe A13/E13 bezahlt werden, sagten Finanzministerin Heike Taubert (SPD) und Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Erfurt. Die Erhöhung erfolge in zwei Schritten.
Der Landtag werde voraussichtlich im September rückwirkend zum Januar 2018 die Hälfte des Gehalts zwischen den Gruppen A12 und A13 als Zulage beschließen. Bis Mitte 2019 – noch vor der Landtagswahl – müsse dann das Besoldungsgesetz nochmals für die zweite Anhebung geändert werden. Laut Taubert wird Thüringen dafür jährlich insgesamt 36 Millionen Euro aufbringen. Jeder Lehrer würde – mit Abstufungen, ob Anfänger oder mit vielen Dienstjahren – dann brutto um die 500 Euro mehr bekommen. Das ist laut Holter ein wichtiger Schritt zur Anerkennung des Lehrerberufes und zur Besoldungsgerechtigkeit.
Er hoffe, dass sich dadurch möglichst viele junge Leute für ein Studium zum Regelschullehrer anstelle eines Gymnasiallehrers entscheiden und später in Thüringen unterrichten, sagte Holter. Für Grundschullehrer werde es aber in absehbarer Zeit keine entsprechende höhere Eingruppierung geben können, dämpfte Taubert Erwartungen dieser Pädagogen.
«Es ist ein Kompromiss, den wir nach hartem Ringen gefunden haben», sagte der Vorsitzende des Thüringer Beamtenbundes, Helmut Liebermann. «Damit werden Regelschullehrer in Thüringen in der Besoldungsgruppe mit Lehrern der umgebenden Länder gleichgestellt. «Das können wir künftigen Lehrern bei ihren Bewerbungen mitgeben.» Thüringen sei eines der letzten Länder, die die Regelschullehrer bislang nicht nach A13 bezahlen.
Dabei bündeln sich aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gerade in den Regelschulen, in denen im Freistaat Real- und Hauptschule vereint sind, die Anforderungen an die Lehrer. «Armut, Inklusion, Integration, Gewalt und auch rechtsextreme Tendenzen sind die Herausforderungen, die in keiner anderen Schulart wie in der Regelschule zu stemmen sind», sagte die GEW-Vorsitzende Kathrin Vitzthum.
Unter den Bundesländern gebe es einen harten Konkurrenzkampf um Lehrer, stellten Holter und Liebermann fest. Jedes Land verhalte sich dabei egoistisch, es laufe ein Überbietungswettbewerb. So zahle Sachsen bereits für das Vorbereitungsjahr Zulagen von 1000 Euro. «Ist das vernünftig?», fragte Holter. Finanzministerin Taubert ergänzte: Dazu kämen Unterschiede bei der Höhe der Gehaltsgruppen A13/E13 in den Ländern. Schwächere Länder könnten nur verlieren. dpa
KMK-Präsident für bundesweite Harmonisierung der Lehrerbezahlung
