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Philologen fordern Entlastung für Gymnasiallehrer – und “unter Wahrung des Abstandsgebots”: mehr Geld

HANNOVER. Nachdem eine Studie im Auftrag des niedersächsischen Kultusministers Grant Hendrik Tonne (SPD) den Lehrern im Land unzulässige Mehrarbeit bescheinigt hat, fordert der Philologenverband nun eine schnelle Entlastung vor allem für Gymnasiallehrer und droht, sollte die nicht kommen, mit einer Klage. Eine Höhergruppierung fordern die Gymnasiallehrer für sich ebenfalls, und zwar – mit Blick auf Grundschullehrer und ihrer Forderung nach A13/E13 für alle – “unter Berücksichtigung des geltenden Abstandsgebots”. 

Die Philologen haben vor Gericht schon gegen die Landesregierung gesiegt – gelänge das nochmal? Rike / pixelio.de

Die Arbeitszeitstudie (News4teachers berichtete) habe ergeben, dass die Gymnasiallehrer von allen Lehrkräften die weitaus höchste Arbeitszeit hätten und damit signifikant über der gesetzlichen Arbeitszeit lägen, erklärte Audritz. „Damit verstößt das Land eindeutig gegen die rechtlichen Arbeitszeitvorgaben. Hierzu sind bereits seit langem zahlreiche Gespräche geführt worden, ohne dass sich etwas verbessert hat. Wenn der Kultusminister in dieser Frage nicht endlich handelt, behalten wir uns vor, einmal mehr juristisch gegen die bestehenden Verstöße vorzugehen“, betonte der Landesvorsitzende des Philologenverbands, Horst Audritz. 2015 hatte der Verband gegen die Landesregierung wegen einer Erhöhung der Arbeitszeit für Gymnasiallehrer geklagt – und gewonnen.

Der Philologen-Chef unterstrich seine Forderung, dass sich Art und Umfang der nach der Studie gebotenen Entlastungen an der in der aktuellen Arbeitszeitstudie tatsächlich erhobenen und belegten Mehrarbeit ausrichten müssen – “und nicht an primär ‘subjektiven’ Empfindungen”. Die Autoren der Studie hatten eine Kürzung der Arbeitszeit von Grundschullehrkräften angeregt. Audritz betonte nun: .„Das Gießkannenprinzip, bei dem jeder ein wenig bedacht wird, führt nur dazu, bestehende Ungerechtigkeiten zu zementieren beziehungsweise sogar noch zu vergrößern. Wer also dauerhaft Mehrarbeit leistet, wie das die Gymnasiallehrer nachweislich tun, muss erwarten können, dass er differenziert entsprechend der erwiesenen Belastung auch wieder entlastet wird.“

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“Seit langem ausgeschlossen”

Mit Blick auf die bundesweite Kampagne von GEW und VBE, A13/E13 für alle Lehrer zu verlangen, unterstrich der Philologenverband seine Forderung nach einer grundsätzlichen Neubewertung der Bezahlung für Lehrkräfte – “unter Berücksichtigung des geltenden Abstandsgebots”. Einzelne Schulformen bei einer Erhöhung der Besoldung herauszugreifen, sei der seit Jahren bestehenden Gesamtsituation in Niedersachsen nicht angemessen und verkürze die Sachlage in problematischer Weise. „Unsere Lehrkräfte an den Gymnasien sind von strukturellen Verbesserungen ihrer Besoldung seit langem ausgeschlossen geblieben und besoldungsmäßig seit geraumer Zeit im Vergleich zu anderen Lehrämtern unterbewertet. Auch diese Ungerechtigkeit gegenüber den Lehrkräften an Gymnasien muss der Kultusminister endlich angehen“, unterstrich Audritz.

Anfang des Jahres hatte Tonne einen Plan zur Anhebung der Besoldung von Grund-, Haupt- und Realschullehrern angekündigt. Der steht allerdings noch immer aus. bibo / Agentur für Bildungsjournalismus

Auch andere Verbände melden sich zu Wort

Vor geplanten Gesprächen mit Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) haben – neben den Philologen – vier Lehrerverbände ihre Forderungen nach mehr Geld und Arbeitsentlastung für Pädagogen erneuert. Der angekündigte Stufenplan zu höherer Besoldung müsse zeitnah vorgelegt werden, sagte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth am Montag. Nach den Empfehlungen der Arbeitszeitkommission erwarte man zudem konkrete Schritte zur Entlastung der Lehrkräfte.

Ende Oktober hatte die Kommission die Ergebnisse ihrer Arbeitszeit-Analyse vorstellt, wonach Lehrer in Niedersachsen länger arbeiten als erlaubt (News4teachers berichtete). Tonne hatte den Verbänden Gespräche im Rahmen eines «Pakts zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften und Schulleitungen» angeboten. Ein Sprecher des Kultusministeriums sagte, die Gespräche sollen Ende des Jahres aufgenommen werden.

Der Landesvorsitzende Franz-Josef Meyer vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) forderte, Lehrer an Grundschulen sowie an Haupt- und Realschulen müssten gleich besoldet werden wie Studienräte an Gymnasien. Obwohl das Studium für beide Berufsgruppen mittlerweile gleich lang sei, richte sich die Bezahlung nach einem sozialen Ranking des 19. Jahrhunderts. Torsten Neumann, Landesvorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL/VDR), mahnte eine repräsentative Arbeitszeit-Erfassung auch für Lehrer an Förder-, Haupt- und Oberschulen sowie an berufsbildenden Schulen an. Frank Stöber vom Schulleitungsverband appellierte an Tonne, die Schulleiter besser zu bezahlen und sie stärker als bisher von der Unterrichtsverpflichtung zu entlasten. dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert.

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