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Interesse an Überstunden? Gibt’s nicht – Philologen widersprechen Eisenmann

STUTTGART. Fast alle Bundesländer haben mit zunehmendem Lehrermangel zu kämpfen. Das bringt immer mehr Bildungsminister dazu, dem Personal in den Schulen Überstunden schmackhaft zu machen – so auch in Baden-Württemberg. Dort gibt es jetzt Empörung um Kultusministerin Eisenmann, die sich zu dem Thema geäußert hatte.

Steht wegen des Lehrermangels unter Druck: Baden-Württembergs Kultusministerin Eisenmann. Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg

Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will Lehrer dazu bringen, Überstunden zu machen. Nach einem Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“ sollen diese entweder gleich bezahlt oder in einem Vorgriffmodell in späteren Jahren wieder abgebaut werden. „Die Rückmeldungen von Lehrkräften zeigen mir deutlich, dass beide Angebote auf Interesse stoßen“, sagte Eisenmann dem Blatt.

„Der Aussage der Kultusministerin, dass es bei den Lehrern Interesse an Überstunden gibt, müssen wir für den Gymnasialbereich klar widersprechen“, sagt Ralf Scholl, Landesvorsitzender des Philologenverbandes Baden-Württemberg. Im Gegenteil: Die Gymnasiallehrkräfte seien am Rande ihrer Belastung.

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Eine aktuelle Arbeitszeitstudie aus Niedersachsen (News4teachers berichtete) lasse für die Gymnasiallehrer auch in Baden-Württemberg eine durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit von rund 45 Wochenstunden erwarten, und zwar unter Einrechnung sämtlicher Ferien abzüglich sechs Wochen Jahresurlaub. Scholl: „Wie Lehrkräfte an Gymnasien bei einer solchen Arbeitsbelastung dann noch zusätzlich Überstunden machen sollen, erschließt sich den gymnasialen Lehrkräften nicht. Diese Aussage der Kultusministerin hat wütende Reaktionen unter unseren Mitgliedern hervorgerufen.”

Eine wöchentliche Unterrichtsverpflichtung von 25 Wochenstunden (ohne Anrechnung für Klassenlehrertätigkeit, Tätigkeit in der Kursstufe und ähnliches) sei ohnehin schon zu viel. 25 Wochenstunden für Lehrkräfte an Gymnasien habe es vor der Einführung in Baden-Württemberg im Jahr 2003 historisch nur einmal gegeben: In den Notzeiten der 1920-er Jahre, als für Verwaltungsbeamte die wöchentliche Arbeitszeit gleichzeitig auf 50 Wochenstunden angehoben wurde. News4teachers

Lehrermangel: Kultusministerien versuchen, Lehrer mit bezahlten Überstunden zu ködern – zwischen 23 und 33 Euro pro Unterrichtsstunde

 

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