ERFURT. Der Thüringer Philologenverband hat sich gegen Überlegungen gewandt, eine stufenbezogene Lehrerausbildung einzuführen. „Die Stufenlehrerausbildung ist aus unserer Sicht kein Weg aus der Krise in der Nachwuchsgewinnung im Lehrerbereich“, meint Landesvorsitzende Heike Schimke. „Diese Form der Ausbildung würde perspektivisch mehr Probleme schaffen, als sie vermeintlich lösen würde.“
Fünf Argumente listet Schimke auf:
- „Wer bisher Gymnasiallehramt studiert hat, studiere dann Lehramt für die Sekundarstufe II. Oder man geht dahin, wo man Gymnasiallehramt studieren kann – in andere Bundesländer. Resultat: Kein einziger Bewerber mehr für die Regelschulen in Thüringen als bisher auch.“
- „Es wird definitiv mehr Studienabbrecher geben, wenn das Lehramtsstudium für die Sekundarstufe I sich künftig am Niveau des bisherigen Lehramtsstudiums für Gymnasiallehrkräfte orientieren soll. Resultat: weniger Absolventen.“
- „Nach Aussagen der Universitäten ist für die Änderungen ein größerer personeller Aufwuchs notwendig. Auch der strukturelle Umbau verschlingt Geld. Woher nehmen…?“
- „Mangel an Geld und Personal führt zu Engpässen in Seminaren und Praktika an den Unis und dadurch zu einer Absenkung des fachlichen Ausbildungsniveaus. Resultat: Qualitätsprobleme…“
- „Das Lehramtsstudium in Thüringen wird unattraktiv, wenn der Einsatz später flexibel nach Bedarf (vielleicht auch gegen den Willen der Lehrkraft) erfolgen soll. Resultat: Abwanderung in andere Bundesländer.“
Fazit des Verbands: „Die Zahl der Absolventen für die Regelschulen steigt nicht.“ Es sei auch heute bereits möglich, Gymnasiallehrer an Regelschulen einzustellen, wenn sie dies wollten. „Man sollte einmal hinterfragen, weshalb die Anzahl der Interessenten für das Regelschullehramt so gering ist“, so heißt es. Einziges Resultat der Stufenlehrerausbildung sei eine „Entspezialisierung“ der Lehrer. „Es ist schon paradox“, sagt Schimke. „In nahezu allen Bereichen gibt es eine Zunahme von Spezialisierungen – nur im Schulbereich will man sie abschaffen!?“
Die Universitäten in Erfurt und Jena hatten sich unlängst offen für eine schulstufen-bezogene Lehrer-Ausbildung gezeigt. „Man muss das ernsthaft und seriös prüfen“, sagte der Präsident der Uni Erfurt, Walter Bauer-Wabnegg. Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hatte zuvor vorgeschlagen, die Lehramtsstudiengänge an den Universitäten nicht mehr streng nach der Schulart wie Gymnasium oder Regelschule auszurichten, sondern nach Altersstufen. News4teachers