NEUMÜNSTER. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Schülerproteste für mehr Klimaschutz ausdrücklich begrüßt. Viele der Erwachsenen hätten noch nicht gemerkt, «dass es fünf vor zwölf ist», sagt Steinmeier am Freitag in Neumünster zu Schülern einer «Fridays For Future»-Mahnwache vor dem Rathaus. Auch aus der Wissenschaft formiert sich Unterstützung für die demonstrierenden Kinder und Jugendlichen. Und: Eine aktuelle Umfrage kommt zu dem Ergebnis, eine übergroße Mehrheit der Bürger in Deutschland das Thema Klimaschutz in der Schule behandelt sehen möchte. Für den Freitag der kommenden Woche sind Proteste mit besonders vielen Teilnehmern zu erwarten.
Das Ja zum Thema Klimaschutz in der Schule ist über alle Altersgruppen gleichmäßig hoch verteilt. 57 Prozent der Befragten findet, Klimaschutz gehöre sogar auf den Stundenplan, 22 Prozent sehen das Thema zwar in der Schule, dort aber eher in freiwilligen Arbeitsgemeinschaften. Auf die Frage, ob Schülerinnen und Schüler für die Teilnahme an den “Fridays for Future”-Demonstrationen schulfrei bekommen sollten, antwortet die Mehrheit der Deutschen mit Nein. Die Demonstrationen sollten außerhalb des Unterrichts in der Freizeit stattfinden (54 Prozent). Nur 37 Prozent sprechen sich für ein Schulfrei aus, das die Teilnahme ermöglicht.
Auch Wissenschaftler unterstützen die Klima-Proteste der jungen Generation: An der Seite von „Fridays For Future“ taucht jetzt eine Initiative mit dem Titel „Scientists4Future“ auf, wie der Deutschlandfunk Kultur berichtet. Sie soll in einigen Tagen offiziell vorgestellt werden. Unter den Unterzeichnern seien prominente Namen aus allen Disziplinen, darunter Hans-Joachim Schellnhuber, Claudia Kemfert, Ernst Ulrich von Weizsäcker, Eckart von Hirschhausen, Barbara Praetorius, Dirk Uwe Sauer und Sven Plöger. Auch der bekannte Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar ist dabei, der in zwei Wochen auf dem Deutschen Schulleiterkongress sprechen wird. Man müsse das Anliegen der jungen Menschen ernst nehmen und entsprechend politisch aktiv werden, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle weh tun werde, forderte er im Deutschlandfunk Kultur.
“Wir brauchen junge Menschen wie euch”
Es war das erste Mal, dass sich der Bundespräsident zu den Freitagsdemos äußerte. Es gehe nicht nur um Schutz des Klimas, sondern auch um den Schutz der Weltmeere, sagte Bundespräsident Steinmeier. Er verwies auf seine Eindrücke vor zwei Wochen bei seinem Besuch der Galapagos Inseln. Dort trieben Berge von Plastikmüll im Wasser, der zu 90 Prozent von anderen Ländern und Kontinenten stamme. «Deshalb ist es so wichtig, dass ihr Euch zu diesem Thema meldet und immer darauf aufmerksam macht, dass wir was tun. Wir brauchen junge Menschen wie euch, die sich einmischen.»
Es gebe deutschlandweit viele, die sich derzeit engagierten, würdigte das Staatsoberhaupt. Manche kämpften für Klima und Umwelt, manche gegen Rassismus, manche für die Demokratie und manch andere – «das wird auch immer wichtiger» – für Anstand im Netz. «Ich freue mich jedenfalls, dass ihr euch einsetzt und dass ihr anders seid als diejenigen, die immer nur sagen «man kann ja sowieso nichts tun» – man kann etwas tun.»
Die junge schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg habe dies gezeigt. «Ihr seid wahrscheinlich angesteckt durch dieses Engagement, so dass wir uns eigentlich nur herzlich bedanken können, euch ermutigen, das weiter zu tun – innerhalb der Schule natürlich als Thema im Schulunterricht und natürlich auch außerhalb der Schulzeit.»
Die Aktion „Fridays for Future“ hat für den kommenden Freitag alle Schüler, Lehrer und Schulleitungen dazu aufgerufen, sich an Demonstrationen für mehr Klimaschutz zu beteiligen. An dem internationalen Protesttag am 15. März sind Demonstrationen in mehr als 40 Staaten weltweit geplant. «Der Tag soll als größter Klimatag der Menschheit in die Geschichte eingehen», sagte der hessische Landesschulsprecher Johannes Strehler am Freitag in Wiesbaden. News4teachers / mit Material der dpa
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Schülerdemos für Klimaschutz – AfD sieht “linksideologische Meinungsmache” am Werk
