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So gelingt die Klassenfahrt: Tipps eines Schulpsychologen für Lehrerinnen und Lehrer

DÜSSELDORF. Mit einer Klassenfahrt verbinden Lehrerinnen und Lehrer häufig die Hoffnung, dass ihre Klasse zu einer Gemeinschaft zusammenwächst. Schulpsychologe Uwe Sonneborn, Vorstandsmitglied des Landesverbandes der Schulpsychologen in Nordrhein-Westfalen, spricht im Interview über die Möglichkeiten, dies zu erreichen.

Gemeinsames Erleben – wie hier beim Kletterkurs in der Jugendherberge Hellenthal – verbindet. Foto: DJH Rheinland

News4teachers: Klassenfahrten gelten unter Lehrkräften als Möglichkeit, die Klasse zu einem Team zu formen. Kann das tatsächlich klappen?

Uwe Sonneborn: Ich halte den Anspruch für zu hoch. Eine Gruppe endet bei 15, 18 Personen und eine Klasse ist in der Regel größer. Sie ist also keine klassische Gruppe, sondern zerfällt in Teilgruppen, die üblichen Cliquen, die wir alle kennen. Aber eine Klassenfahrt kann das soziale Miteinander in der Klasse fördern – das allemal. Und sie bietet die Chance, sich unter ganz anderen Bedingungen neu kennenzulernen. Verhalten findet ja immer in einem bestimmten Kontext statt und viele Lehrer machen während der Klassenfahrt die Erfahrung, dass die Schüler bislang unbekannte Talente und Eigenschaften haben. Das gilt natürlich auch für die Schülerinnen und Schüler untereinander.

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Klassenfahrten: Die Kataloge 2020 sind da!

Die aktuellen Schulreise-Kataloge 2020 des gemeinnützigen DJH Rheinland sind jetzt erschienen – mit pädagogisch hochwertigen Programmen zur Stärkung des Gemeinschaftserlebens.

Die Kataloge bündeln die Angebote von 34 Jugendherbergen in den Regionen Niederrhein, Ruhrgebiet, Eifel und Bergisches Land sowie in den rheinischen Städten Düsseldorf, Köln und Bonn. Ein umfassender Service, der von weiteren Zusatzangeboten wie Grillen, Getränke-Pauschale, Disco- oder Outdoor-Abend bis hin zur Vermittlung des Bustransfers reicht, erleichtert Lehrkräften die Organisation der Reise. Das DJH-Serviceteam berät Lehrkräfte persönlich und kompetent. Die Klassenfahrt-Expertinnen des DJH Rheinland unterstützen Sie unter der Telefonnummer 0211 / 30 26 30 26 dabei, das passende Programm und die Jugendherberge mit freien Plätzen zu finden.

Die Kataloge „FahrtFinder 2020“ (1. bis 6. Schuljahr), „KlasseAktiv 2020“ (ab 7. Klasse) und „Go-to-City 2020“ (Stadt- und Abschlussfahrten) können unter https://rheinland.jugendherberge.de bestellt oder direkt heruntergeladen werden.

Kann eine Klassenfahrt also auch eine Chance bieten, verhaltensauffällige Kinder stärker einzubinden?

Sonneborn: Ja, wenn die Lehrkräfte dies entsprechend begleiten.

Und wie sieht eine solche Begleitung konkret aus?

Sonneborn: Zunächst einmal braucht es eine gute Vorbereitung. Die Lehrkräfte müssen bei diesen Schülerinnen und Schülern im Vorfeld noch mal besonders auf die Bedingungen eingehen, unter denen sie mit auf Klassenfahrt dürfen. Unter Umständen sollten Sonderabsprachen mit ihnen getroffen werden, zum Beispiel ein geheimes Zeichen verabredet werden, das nur sie kennen und das dann heißt: Denk an die Absprache!

Absprachen taugen allerdings nichts, wenn nicht zuvor eine Arbeitsbeziehung, also eine Bindung vorhanden ist. Die Schülerinnen und Schüler werden, wenn eine solche besteht, wenn sie sich angenommen und verstanden fühlen, ganz anders mit der Klasse und der Lehrkraft umgehen, als wenn das sachlich, neutral und distanziert läuft. Aber das ist natürlich eine Binsenweisheit, dass die Bindung die tragfähige Brücke ist, die über manches Gewässer führt. Eine Klassenfahrt kann dann eine solche Beziehung noch mal vertiefen und eine Investition in die weitere Zusammenarbeit sein.

Patenschaften innerhalb der Klasse können zusätzlich helfen, ein Kind mehr einzubinden, wenn es etwa einen besonderen Bedarf an Aufmerksamkeit hat. Auf diese Weise bauen auch die Schülerinnen und Schüler untereinander noch mal verstärkt eine Bindung auf und können Verständnis füreinander entwickeln.

Was mache ich als Lehrer denn, wenn auf der Klassenfahrt eine Mobbing-Situation entsteht, wenn zum Beispiel Einzelne ausgeschlossen werden?

Sonneborn: Ein Instrument, das ich empfehlen würde, ist der Klassenrat, ein sehr demokratisches Element, bei dem nicht der Lehrer die Probleme regelt, sondern die Schüler und Schülerinnen untereinander. Da gibt es klare Spielregeln, beispielsweise ein Moderator, der die anderen Kinder zu Lösungsvorschlägen auffordert. Das führe ich aber auch nicht erst während der Klassenfahrt ein, sondern integriere es schon im Schulalltag, damit ich es in so einer Grenzsituation wie einer Klassenfahrt sicher parat habe und es den Schülerinnen und Schülern vertraut ist.

Wie können Lehrkräfte Regeln etablieren, damit sie auf der Klassenfahrt nicht ständig als Mahner auftreten müssen?

Sonneborn: Die Regeln müssen den Kindern im Vorfeld klargemacht werden. Gibt es einen Klassenrat oder ein vergleichbares Gremium, können sie zusammen mit den Schülern entwickelt werden. Und dann ist es ganz wichtig, dass man einen Anker bei den Eltern setzt. Im Idealfall würde man denen sagen: „Wir haben im Vorfeld der Klassenfahrt Regeln mit den Schülern erarbeitet und wir bitten Sie, diese zu unterstützen. Vertrauen Sie bitte darauf, dass wir gut Obacht auf Ihre Kinder geben.“ Das Vertrauen muss da sein, damit die Eltern nicht die ganze Zeit per Handy kontrollieren wollen, was auf der Klassenfahrt passiert.

Und was gilt es dann auf der Fahrt zu beachten, damit die Klasse zusammenwachsen kann?

Sonneborn: Dabei ist es wichtig, die Programmstruktur gut zu mischen und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen klaren Programmpunkten und Freizeitphasen zu erreichen. Wenn ich will, dass sich die Kinder untereinander besser kennenlernen, dann muss ich ihnen dafür Freiraum bieten. Wenn ich gleichzeitig möchte, dass sie zusammen Herausforderungen meistern und daran als Klassengemeinschaft wachsen, müssen diese Herausforderungen auch für alle verbindlich sein.

Wie wichtig ist eine Nachbereitung der Fahrt?

Sonneborn: Die finde ich ganz wichtig. Lehrkräfte sollten im Nachhinein auf jeden Fall den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben zu sagen, was hätte besser gemacht werden können. Zum einen erfährt die Lehrkraft so, wo sie noch eine Nachsorge machen muss, zum anderen baut sie dadurch ihren eigenen Erfahrungshorizont auf und kann wertvolle Hinweise für zukünftige Klassenfahrten mitnehmen. Agentur für Bildungsjournalismus

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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