FRANKFURT/MAIN. Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main, Meron Mendel, sieht den Anschlag auf die Synagoge in Halle am Mittwoch «in einer Kontinuität rechten Terrors» in Deutschland. «Der Anschlag von Halle kann niemanden ernsthaft überraschen, der sich in den vergangenen Jahren mit rechtsextremistischen Strukturen beschäftigt hat», sagte Mendel am Donnerstag. «Wer jetzt von einem Einzeltäter spricht, verkennt, dass er sich weit verbreiteter rechtsextremer Narrative bedient, die den Nährboden für Gewalt bereiten.» Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) nahm die AfD mit in die Verantwortung.
„Es wird Zeit die Dinge laut und deutlich beim Namen zu nennen. Der gährige Nährboden für das Attentat von Halle wird auch von der AfD befördert“, so erklärte Prien via Twitter. Ohne die Rechtsaußen-Partei zu nennen, argumentiert Mendel in eine ähnliche Richtung: Die Hetze in den Sozialen Medien und die Übernahme rechter Begriffe und verschwörungstheoretischer Motive durch die Politik erreichten auch insbesondere Jugendliche, mahnte er. Wichtig sei daher, junge Menschen zu stärken, um rechte Parolen kritisch hinterfragen zu können. «Diesen Prozess der Radikalisierung müssen wir stoppen, noch ehe er begonnen hat, indem wir jungen Menschen eine klare demokratische Haltung vermitteln», sagte Mendel.
Es wird Zeit die Dinge laut und deutlich beim Namen zu nennen. Der gährige Nährboden für das Attentat von #Halle wird auch von der AfD befördert. https://t.co/uB4r7IlxcJ
— Karin Prien (@PrienKarin) 10. Oktober 2019
Die Bildungsstätte in Frankfurt arbeitet unter anderem im Bereich der Extremismusprävention. In diesem Frühjahr startete ein gemeinsames Projekt mit dem hessischen Kultusministerium, um Antisemitismus an Schulen entgegen zu wirken.
Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Annette Widmann-Mauz (CDU), erhob via Twitter die Forderungen: „1. Mittel/Maßnahmen v. Demokratie leben! deutlich verstärken, 2. Sonderkabinett f. Zusammenhalt + gg. Rechtsextremismus/Antisemitismus/Muslimfeindlichkeit einberufen, 3. Polizeischutz f. Synagogen/Moscheen erhöhen, 4.Rechtsextreme Netzwerke sogenannter Einzeltäter zerstören.“ Karin Prien kommentierte den Post mit „Richtig so“.
Der sächsische Kultusminister Christian Piwarz (CDU) sagte den jüdischen Gemeinden unterdessen Unterstützung zu. «Die menschenverachtende Tat dieses Antisemiten und Hasstäters macht mich sprachlos», schrieb er in einem Brief. Darin versicherte er, alles dafür zu tun, «dass Juden in Sachsen ohne Angst ihre Gottesdienste besuchen können und ihre Kinder in Kindertageseinrichtungen und Schulen sicher sind». Es sei ihm Herzensanliegen, «jüdisches Leben nicht nur abzusichern, sondern dafür Sorge zu tragen, dass jüdisches Leben in Sachsen lebenswert bleibt». News4teachers / mit Material der dpa
Merkel zu Antisemitismus: Deutschlands Geschichte muss jungen Menschen vermittelt werden