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Lehrerverband kämpft mit Online-Petition für den Erhalt von Kopfnoten – die meisten Bürger halten sie für „aussagekräftig“

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DRESDEN. Der Sächsische Lehrerverband will mit einer Online-Petition für die Beibehaltung von Kopfnoten an sächsischen Schulen werben. Anhand von Noten in Betragen, Fleiß, Mitarbeit und Ordnung könnten Kinder und Eltern den Stand der Erziehungsziele erkennen, teilte der Verband am Mittwoch in Dresden mit. Die Lehrer erteilten Kopfnoten nach feststehenden Kriterien und sehr verantwortungsbewusst. Außerdem seien diese für künftige Arbeitgeber ein wichtiges Kriterium. Die Bürger können der Benotung von sozialen Kompetenzen offenbar auch viel abgewinnen.

Lässt sich das Verhalten von Kindern in Schulnoten fassen? Viele Menschen meinen: klar. Foto: Shutterstock

Das Verwaltungsgericht Dresden hatte im Oktober geurteilt, dass Kopfnoten in Sachsen rechtswidrig sind, weil es keine entsprechende Regelung im Schulgesetz gibt (News4teachers berichtete). Sollte ein angekündigtes Berufungsverfahren am Oberverwaltungsgericht (OVG) in Bautzen scheitern, fordert der Sächsische Lehrerverband eine Änderung des Schulgesetzes, damit es weiterhin Noten in Betragen, Fleiß, Mitarbeit und Ordnung gibt.

“Wir wollen nicht nur fachliche Bildung, sondern auch soziale Bildung”

Doch das könnte sich als schwierig erweisen. Zwar hat  Ministerpräsident Michael Kretschmer  sich für die umstrittene Benotung ausgesprochen. „Ich bin ein großer Befürworter der Kopfnoten, denn wir wollen nicht nur fachliche Bildung, sondern auch soziale Bildung“, schrieb der CDU-Politiker auf Twitter. „Deshalb werden wir notwendige Rechtsmittel einlegen und dafür sorgen, dass es dieses wichtige Instrument auch in der Zukunft gibt.“

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Allerdings befindet sich die CDU Sachsen gerade in Koalitionsverhandlungen mit der SPD und den Grünen – und beide lehnten bislang die Kopfnoten in ihrer bisherigen Form ab. Grünen-Landeschefin Christin Melche erklärte, sie sehe keinen Anlass für Aktionismus. „Wir warten mal ab, was das OVG Bautzen jetzt entscheidet. Sollte es die Vorinstanz bestätigen, dann sehen wir keinen Grund, das Schulgesetz für die Kopfnoten zu ändern.“

“Für Arbeitgeber wird die Persönlichkeit junger Bewerber immer wichtiger”

Der Sächsische Lehrerverband versucht jetzt mit seiner Petition, Druck zu machen. „Die ‚Kopfnoten‘ bieten den Schülern und Eltern erste Erkenntnisse über die jeweiligen sozialen Kompetenzen eines jungen Menschen. Eine verbale Einschätzung kann letztlich nur die Ergänzung für die vergleichsfähige Aussagekraft der Kopfnoten sein“, so heißt es. Und weiter: „Auch für Arbeitgeber wird – in Zeiten des Fachkräftemangels – neben den fachlichen Kenntnissen, vor allem die Persönlichkeit junger Bewerberinnen und Bewerber immer wichtiger. Dies bekräftigten unter anderem die Ergebnisse einer Umfrage unter Berufsverbänden, die die ‚Kopfnoten‘ als essentielles Entscheidungsmerkmal bei der Auswahl von Auszubildenden sehen.“

Eine Umfrage der „Sächsischen Zeitung“ hatte unlängst ergeben, dass 40 Prozent der Bürger in Sachsen Kopfnoten für „sehr aussagekräftig“ halten, 29 Prozent für „eher aussagekräftig“. Nur 18,8 Prozent halten Kopfnoten für „eher nicht“ oder „gar nicht“ aussagekräftig.

Hier geht es zur Petition des Sächsischen Lehrerverbands.

Hintergrund

Die einzelnen Schulordnungen der sächsischen allgemeinbildenden Schulen sehen ab der zweiten bis zur zehnten Klassenstufe die Benotung von Betragen, Fleiß, Mitarbeit und Ordnung vor.

Diese Kategorien werden jeweils mit den Noten 1 bis 5 bewertet. Mit der Kopfnote „Fleiß“ werden beispielsweise die folgenden sozialen Kompetenzen zusammengefasst: die Lernbereitschaft, die Zielstrebigkeit, die Ausdauer und die Regelmäßigkeit beim Erfüllen von Arbeitsaufgaben. Ist der Fleiß des Schülers vorbildlich ausgeprägt, erhält er die Note 1 (sehr gut). Bei starker Ausprägung wird die Note 2 (gut), bei durchschnittlicher Ausprägung die Note 3 (befriedigend), bei schwacher Ausprägung die Note 4 (ausreichend) und bei unzureichender Ausprägung schließlich die Note 5 (mangelhaft) vergeben. Anhand der Noten erkennen die Kinder und Eltern den Stand des Erreichens von Entwicklungszielen.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert – unter der Fragestelltung, wie Lehrer beispielsweise verhaltensauffällige Scheidungskinder beurteilen sollen.

Koalitionsverhandlungen: Bekommt Kretschmer Kopfnoten für die Gemeinschaftsschule?

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