BERLIN. Soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und der Zustand des Bildungssystems bewegen junge Menschen in Deutschland besonders. Die deutliche Mehrheit der 14- bis 22-Jährigen ist politisch interessiert, bereit zum Engagement und vertraut auf die Demokratie. Und sie sehen vor allem bei jedem Einzelnen noch Potenzial, sich stärker umweltgerecht zu verhalten. Das sind Ergebnisse der repräsentativen Jugendstudie “Zukunft? Jugend fragen”, die das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt hat.
Den Umwelt- und Klimaschutz benennen junge Menschen als eines der wichtigsten Probleme in Deutschland: Für 45 Prozent ist er sehr wichtig und für weitere 33 Prozent eher wichtig. Ähnlich wichtige Probleme sind der Zustand des Bildungswesens und Fragen der sozialen Gerechtigkeit. Für 87 Prozent ist es wichtig, in einer Demokratie zu leben. Auch Wahlen und die EU werden von der großen Mehrheit der jungen Menschen wertgeschätzt. Sie finden die Zustimmung von mehr als drei Viertel der Befragten.
Warum demonstrieren Schüler nicht mit? Wegen des Unterrichts
80 Prozent der Befragten kannten zum Befragungszeitpunkt (im Sommer 2019) die Bewegung Fridays for Future. Rund ein Viertel hat bereits bei den Fridays for Future-Klimastreiks mitgemacht, fast alle von ihnen, nämlich 90 Prozent, können sich vorstellen, das künftig wieder zu tun. Bemerkenswert: Denjenigen, die auch zukünftig bei Fridays for Future mitstreiken wollen, ist das vor allem deshalb wichtig, weil das Thema für die Zukunft eine große Bedeutung hat (67 Prozent). 57 Prozent von ihnen geben an, dass sie etwas bewegen wollen und 35 Prozent wollen etwas Sinnvolles tun. Eigennützige Gründe wie schulfreie Zeit oder Anerkennung durch andere beeinflussen nach eigenen Angaben nur sehr wenige bei ihrer Entscheidung.
Und was hält diejenigen davon ab, die zukünftig nicht (mehr) bei Fridays for Future mitmachen wollen oder unschlüssig sind? „Momentan andere Herausforderungen im Leben bewältigen“ zu müssen, also etwa die Schule abzuschließen oder einen Job zu finden, ist für 39 Prozent der Befragten das wichtigste Argument gegen eine Teilnahme an den Klimastreiks. Fast genauso viele wollen den „Unterricht nicht verpassen“ (36 Prozent) oder finden, dass sie „nicht der Typ für solche Aktionen“ sind (35 Prozent).
Die Jugend zeigt sich als politisch engagiert – nicht nur fürs Klima
„Junge Menschen sind wesentlich politischer als viele lange geglaubt haben. Klima- und Umweltschutz spielen für die große Mehrheit der Jugendlichen eine wichtige Rolle. Dafür gehen sie seit mehr als einem Jahr nicht nur freitags auf die Straße“, so kommentiert Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) die Studie. „Sie engagieren und vernetzen sich, sind sich der Verantwortung des eigenen Handelns für die Zukunft aller bewusst und leben Klima- und Umweltschutz häufig ganz praktisch vor. Vor allem erkennen auch viele, dass Klima- und Umweltschutz sozial gerecht gestaltet werden müssen. Dieses Bewusstsein der Jugend wird der Umweltpolitik in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten viel Rückenwind geben.“
87 Prozent der befragten Jugendlichen geben an, dass sie soziale Themen, wie das Zusammenleben der Menschen, Solidarität, Gerechtigkeit und Hilfe für andere sehr oder eher interessieren. Umwelt- und Klimaschutz wirkt sich aus der Sicht junger Menschen positiv auf soziale Ziele aus. So ist zum Beispiel für 65 Prozent besonders bedeutsam, dass künftige Generationen ohne ausreichenden Umwelt- und Klimaschutz durch massive Umweltprobleme belastet würden. Achten müsse man darauf, dass sich auch finanziell schlechter gestellte Menschen umweltfreundliche Produkte leisten können.
In der Digitalisierung sehen die Befragten gleichermaßen Chancen und Risiken für den Umwelt- und Klimaschutz. So sind soziale Medien gute Informations- und Austauschmöglichkeiten. Die Umweltbelastungen des Onlineshoppings durch Transport und Verpackung der Waren sehen sie dagegen negativ. News4teachers
Hier geht es zur vollständigen Studie.
Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.