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Studie: Mehr als die Hälfte der Schüler hat regelmäßig psychosomatische Beschwerden

HALLE. SARS-CoV-2, das neue Coronavirus, ist das Thema der Stunde. Andere Entwicklungen sollten dabei aber nicht aus dem Blick geraten. Die Veröffentlichung erster Ergebnisse zur aktuellen HBSC-Studie etwa offenbart Erschreckendes.

Offenbar leisen immer mehr Schüler unter psychosomatischen Beschwerden. (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Die Studie „Health Behavior in School-aged Children“ (zu Deutsch: Gesundheitsverhalten von Kindern im Schulalter) zählt zu den größten Studien zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen weltweit. Im Vier-Jahres-Rhythmus untersuchen Wissenschaftler in derzeit 49 Ländern Europas und Nordamerika unter der Schirmherrschaft der WHO die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen. Neben Fragen zur Ernährung, zur körperlichen Aktivität oder zu gesundheitlichen Beschwerden untersuchen die Forscher dabei auch solche zum Konsumverhalten von Tabak, Cannabis oder Medien.

Die aktuellen Ergebnisse der HBSC-Studie Deutschland (Befragungszeitraum 2017/18) zeigen unter anderem: Ein erheblicher Teil der Schülerinnen (34 Prozent) und Schüler (20 Prozent), das heißt, mehr als die Hälfte der Befragten, leidet unter regelmäßig auftretenden psychosomatischen Beschwerden. „Regelmäßig heißt, dass mindestens zwei Beschwerden pro Woche in dem halben Jahr vorm Befragungszeitpunkt aufgetreten sind“, erklärt Studienleiter Matthias Richter, Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie der Universität Halle. Fast jedes vierte Kind (23 Prozent) habe Einschlafprobleme angegeben. Weitere Beschwerden sind Kopfschmerzen (14 Prozent), Rückenschmerzen (13 Prozent) und Bauchschmerzen (zehn Prozent).

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Je älter Mädchen werden, desto häufiger haben sie Beschwerden

Bei den Mädchen zeige sich, dass die Beschwerden mit zunehmendem Alter deutlich zunehmen, so Richter. Dies könne zum einen mit einer höheren Sensibilität von Mädchen für ihren eigenen Körper und zum anderen auch auf das Einsetzen der Menstruation zurückgeführt werden, die sich in häufigeren Bauch- und Rückenschmerzen und/oder stärkerer Gereiztheit widerspiegele. Während bei den Elfjährigen die Quote noch bei etwa einem Viertel der Mädchen liege (26 Prozent), seien es bei den 15-Jährigen schon fast die Hälfte (42 Prozent), die psychosomatische Beschwerden haben. Bei den Jungen sei diese Entwicklung hingegen nicht zu beobachten.

Weiterhin wurde in der Studie festgestellt, dass fast jeder vierte Junge (23 Prozent) im Alter von 15 Jahren bereits mindestens einmal in seinem Leben Cannabis konsumiert hatte. Das sind damit deutlich mehr als bei den Mädchen in diesem Alter (16 Prozent).

Nur eine Minderheit der Schüler bewegt sich ausreichend

Hinsichtlich der Bewegungsaktivität haben die Forscher herausgefunden, dass nur zehn Prozent der Mädchen und 17 Prozent der Jungen, und damit eine Minderheit, in den vergangenen sieben Tagen vor der Befragung ausreichend körperlich aktiv waren. Zugrunde gelegt wird dabei die WHO-Empfehlung von mindestens 60 Minuten pro Tag.

Außerdem sehen die Medizinsoziologen deutlichen Verbesserungsbedarf bei der Mundhygiene der Kinder und Jugendlichen: „15 Prozent der Mädchen und 25 Prozent der Jungen gaben an, ihre Zähne nur einmal täglich oder seltener zu putzen“, so Richter.

Für die Studie waren im Zeitraum 2017/18 mehr als 4.000 Heranwachsende aus 146 allgemeinbildenden deutschen Schulen der Klassenstufen 5, 7 und 9 mit einem international standardisierten, selbstauszufüllenden Fragebogen befragt worden. Die Studienergebnisse sind geordnet nach 20 verschiedenen Bereichen wie Substanzkonsum, Ernährung, Essverhalten, Körperbild oder Mobbing in einzelnen Faktenblättern zugänglich, die eigens dafür erstellt wurden. (zab, pm)

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