DÜSSELDORF. NRW ist das bevölkerungsreichste Bundesland – und bald möglicherweise auch vollständig Corona-Risikogebiet. Nur noch vier Kreise liegen nach aktuellen Daten unter der Warnschwelle von 50 Neuinfektionen. In einer Stadt ist der Wert dagegen besonders hoch. Die Schließungen von Schulen und Kitas sind für die Landesregierung trotzdem kein Thema. Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für den Schulbetrieb in der Pandemie werden nicht eingehalten – fast nicht: Eine kleine Gemeinde hat am Abend reagiert.
Nahezu alle der 53 Kreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen gelten mittlerweile als Corona-Risikogebiete. Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) und des Landeszentrums Gesundheit von Sonntag (0.00 Uhr) lagen lediglich die vier Kreise Euskirchen, Minden-Lübbecke, Paderborn und Soest unter der Warnschwelle von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Laut RKI weist hingegen die Stadt Solingen einen Inzidenzwert von 200,3 auf, Duisburg von 174,1 und der Kreis Düren von 170,0. Für Nordrhein-Westfalens einwohnerstärkste Stadt Köln wurden 152,5 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche gemeldet.
Das Robert-Koch-Institut empfiehlt ab einem Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen innerhalb einer Woche auf 100.000 Einwohner für alle Schulen des betroffenen Gebiets eine generelle Maskenpflicht im Unterricht (also auch in Grundschulen) sowie eine Verkleinerung der Lerngruppen, damit die Abstandsregel in den Klassenräumen eingehalten werden kann (News4teachers berichtet ausführlich über die Empfehlungen des RKI für den Schulbetrieb – hier geht es hin). Das Schulministerium NRW beachtet die Empfehlungen nicht. Das Schulministerium hat lediglich eine Maskenpflicht im Unterricht der weiterführenden Schulen verhängt.
Aldenhoven, eine 14.000-Einwohner-Gemeinde im Kreis Düren, hat allerdings am Abend bekanntgegeben, dass der Schulbetrieb eingeschränkt wird – angesichts eines Inzidenzwertes von 600. “Aufgrund der steigenden Infektionszahlen haben Bürgermeister Ralf Claßen und Bürgermeisterin Marion Schunck-Zenker als Schulträger in Abstimmung mit dem Kreis Düren, dem Gesundheitsamt und der Schulleitung vorbehaltlich der Zustimmung der Bezirksregierung entschieden, dass die Klassen bis auf weiteres halbiert und in wechselndem Präsenzunterricht beschult werden”, so heißt es.
“Ich glaube auch nicht, dass es richtig ist, das gesamte Bildungssystem abzustellen”
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) appellierte an die Menschen, die Corona-Regeln einzuhalten: «Dass wir den Abstand einhalten, dass wir da, wo der Abstand nicht eingehalten werden kann, die Maske tragen, und das wir natürlich unsere Kontakte reduzieren», sagte Laumann am Samstag in der WDR-Sendung «Aktuelle Stunde».
Mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen und eine mögliche weitere Verschärfung der Corona-Maßnahmen erklärte der Minister: «Ich glaube nicht, dass wir die Wirtschaft wieder abstellen können, wie wir das im Frühjahr gemacht haben. Ich glaube auch nicht, dass es richtig ist, das gesamte Bildungssystem abzustellen.» Er setze stattdessen auf Kontaktbeschränkungen in der Freizeit, sagte Laumann. News4teachers / mit Material der dpa
