HAMBURG. Die 7-Tage-Inzidenz steht in Hamburg unmittelbar vor dem kritischen Wert von 50. Der Bildungssenator hat bereits für Schüler der Sekundarstufe II und für Berufsschüler eine Maskenpflicht im Unterricht erlassen. Diese auch auf jüngere Schüler auszuweiten, schließt Ties Rabe (SPD) nicht aus – weitere Schritte aber stellt er nicht in Aussicht. Damit ignoriert er die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für den Schulbetrieb in der Corona-Pandemie.
Nach der Verschärfung der Maskenpflicht für Berufsschüler und Schüler in den Oberstufen der allgemeinbildenden Schulen schließt die Hamburger Schulbehörde bei rasant steigenden Corona-Infektionszahlen weitere Einschränkungen nicht aus. «Sollte sich das Infektionsgeschehen dramatisch verschlimmern, werden wir die Maskenpflicht an Schulen Schritt für Schritt und behutsam ausweiten», sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Voraussetzung sei jedoch, dass die Infektionszahlen massiv über 50 Fälle pro 100.000 Einwohner und Woche steigen. Mit 49,8 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen hat Hamburg den kritischen Grenzwert von 50 der sogenannten 7-Tages-Inzidenz fast erreicht. Damit stellt sich Rabe gegen das Robert-Koch-Institut, das schärfere Maßnahmen schon deutlich früher empfiehlt.
Für die Schulen gilt ein neues “Lüftungskonzept”: Fenster auf alle 20 Minuten
Bereits am Freitag hatte Rabe erklärt, dass von Montag an mit Ablauf der Herbstferien Berufsschüler und die Schüler an den Oberstufen auch im Unterricht Mund-Nase-Masken tragen müssen. Alle anderen Schüler sind davon bislang befreit. Aber «in den Fluren, Pausen, auf Wegen durch das Schulgelände und in der Kantine sind Masken Pflicht», betonte Rabe.
Für alle Schulen und Klassenräume gilt von Montag an ein Lüftungskonzept, mit dem in den Klassenräumen regelmäßig für einen Luftaustausch gesorgt werden soll. «Die Lüftungsregeln werden nach den Herbstferien deutlich verschärft, damit die Schulen auch im Herbst ein sicherer Ort bleiben», sagte Rabe. Alle 20 Minuten muss für mindestens fünf Minuten gelüftet werden – auch bei niedrigen Temperaturen.
Entgegen ersten Annahmen zu Beginn der Pandemie im Frühjahr wisse man inzwischen, «dass die Schulen kein Hotspot der Pandemie sind», sagte Senator Rabe. Dies hätten auch die letzten Wochen vor Ferienbeginn gezeigt. «Mehr als 90 Prozent der infizierten Schülerinnen und Schüler haben sich nicht in der Schule, sondern zuhause angesteckt.» Deshalb gebe es auch nach den Herbstferien an allen Hamburger Schulen das volle Unterrichts- und Ganztagsangebot.
Robert-Koch-Institut bestätigt immer mehr Ausbrüche an Schulen
Was Rabe nicht erwähnte: Das Robert-Koch-Institut hat Anfang der Woche bestätigt, dass es „Ausbrüche in Schulen nach Wiedereröffnung der Bildungseinrichtungen in zunehmendem Ausmaß“ gibt (News4teachers berichtete ausführlich darüber – hier geht es zu dem Beitrag). Der größte bekannt gewordene Ausbruch an einer deutschen Schule mit offiziell 33 infizierten Schülern und drei infizierten Lehrern ereignete sich an einer Schule in Hamburg-Winterhude. Rabe hatte vor den Herbstferien drei solcher Ausbrüche an Hamburger Schulen einräumen müssen (News4teachers berichtete auch darüber – hier).
Das RKI hat einen Stufenplan herausgegeben, in dem Schwellenwerte benannt werden – die Hamburg offenbar gewillt ist zu ignorieren.
Bei einer Inzidenz von mehr als 35 Fällen binnen sieben Tagen auf 100.000 Einwohner innerhalb einer kreisfreien Stadt oder innerhalb eines Landkreises sollen laut RKI…
- Schulaktivitäten mit potenziell erhöhter Infektionsgefährdung (Chor, Bläserorchester, Kontaktsportarten) weitgehend unterbleiben,
- Maskenpflicht auch im Unterricht der weiterführenden Schulen gelten,
- eine Verkleinerung der Klassen sowie Schulschließungen mit Distanzunterricht zumindest „optional“ geprüft werden.
Bei einer Inzidenz von mehr als 50 Fällen sollen dem RKI zufolge…
- Masken im Unterricht aller Jahrgangsstufen getragen werden,
- die Klassen (durch Teilung oder Wechselunterricht) geteilt werden, so dass Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann,
- Schulschließungen geprüft werden.
Ob und wie viele Quarantänemaßnahmen in den Schulen nötig würden, sei noch nicht absehbar, sagte eine Sprecherin der Schulbehörde. Trotz der Lernferien und Ferienbetreuung in den Grundschulen gebe es derzeit nur geringe Infektionszahlen. «Insofern rechnen wir erfahrungsgemäß auch nicht mit einer Vielzahl von Quarantänemaßnahmen an Schulen, da auftretende Infektionen aufgrund der Ferien auf den privaten Bereich zurückzuführen sein werden und insofern keine Quarantänemaßnahmen in Schulen, sondern in Familien und Freundeskreisen greifen werden.»
Zwei Tage vor Ferienbeginn vor zwei Wochen seien im Schulbereich 180 Menschen in Quarantäne gewesen, davon 160 Schülerinnen und Schüler sowie 20 Lehrkräfte und andere schulische Beschäftigte. News4teachers / mit Material der dpa
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