NEUBRANDENBURG. Eine Studie der Hochschule Neubrandenburg zu nicht-pharmazeutischen Corona-Maßnahmen zeigt, dass in der deutschen Bevölkerung vor allem kurzfristige Kontaktbeschränkungen akzeptiert würden. Längerfristige Schließungen von Schulen und Kindergärten stießen auf strikte Ablehnung. Allerdings zeigten sich viele Befragte mit den Pandemie-Referenzwerten überfordert.
Neubrandenburger Wissenschaftler hatten im November mehr als 3.000 Teilnehmer gefragt, welche Maßnahmen sie im Zusammenhang der Corona-Pandemie bevorzugten und welche sie ablehnten. Die Ergebnisse der Studie zeigen im Wesentlichen auf, dass kurzfristige Maßnahmen zu Kontaktbeschränkungen akzeptiert, aber mehrwöchige Schließungen von Schulen und Kindergärten auf genauso starke Ablehnung stießen wie etwa strikte Ausgangssperren.
Eine große Mehrheit der Befragten würde es demnach bevorzugen, wenn die Verantwortlichen auf Schulschließungen ganz verzichten würden. Insgesamt befürworteten lediglich 37 % der Studienteilnehmer diese Maßnahme. Dass sie damit eine wirksame Maßnahme zur Pandemiebekämpfung ablehnen, scheint den Antwortenden dabei durchaus bewusst. Nur 27 % hielten es nicht für erfolgversprechend, wenn Schulen und Kitas zur Eindämmung von Covid-19 geschlossen blieben.
Offenbar wurde in der Studie, dass die Menschen bei der Befürwortung oder Ablehnung von Maßnahmen besonders das eigene Einkommen in Betracht ziehen. Während etwa ein Drittel der Befragten restriktive Maßnahmen nach dem Motto „Sicherheit geht vor“ forderten, lehnten fast zwei Drittel vor allem diejenigen Maßnahmen ab, die Ihnen individuelle Einbußen brächten. Nur ein „kleiner Teil“ sei bereit gewesen, auch einen geringen Rückgang ihres Einkommens in Kauf zu nehmen.
Um die Gesamtwirtschaft machten sich die Befragten überwiegend wenig Gedanken. Für einen potenziellen Rückgang des BIP interessierte sich nur ein geringer Teil. Ob dies im Glauben an eine grundsätzliche Resilienz der deutschen Wirtschaft begründet ist, muss allerdings offenbleiben. Begleitende Tests hätten ergeben, dass kaum ein Teilnehmer die Größendimensionen der BIP-Skalen verstanden habe.
Ebenso waren die Teilnehmer den begleitenden Untersuchungen zufolge kaum in der Lage gewesen, die Dimensionen der Übersterblichkeitsquoten zu erfassen. So spiele die Übersterblichkeitsrate zwar vordergründig eine große Rolle hinsichtlich der Akzeptanz von Maßnahmen, tatsächlich habe sich aber die Beurteilung des eigenen Ansteckungsrisikos als sehr viel bedeutender für die Bewertung einzelner Maßnahmen erwiesen.
Trotz dieser Ergebnisse sei es den beteiligten Forschern keineswegs um ein Bevölkerungsbashing gegangen. Von ihren Ergebnissen erhoffen sie sich vielmehr, dass sie Politikern und anderen Entscheidungsträgern dabei helfen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen, welche die Perspektive der Bevölkerung berücksichtigen. Trotz Unsicherheiten über den Effekt von Maßnahmen seien Politiker gezwungen, weitreichende Entscheidungen zu treffen, die mitunter große Einschnitte in die Gesundheit und das wirtschaftliche sowie gesellschaftliche Leben der Bevölkerung bedeuten. Das Verständnis und die Berücksichtigung der Präferenzen der Bevölkerung könne dabei insbesondere zu einer besseren Akzeptanz von Entscheidungen führen und damit ihre Wirksamkeit erhöhen. (zab, pm)
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