BREMEN. 18.495 auswertbare Tests und 58 zuvor unbekannte Positiv-Fälle – das ist das Gesamt-Ergebnis der bundesweit größten Massentestung unter Schülern und Lehrern, die nun in Bremen stattgefunden hat. Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD), die Eltern erst unlängst aufgefordert hatte, ihre Kinder zur Schule zu schicken, reagierte zurückhaltend – kein Wunder: „Die Zahlen zeigen, dass sich für jüngere Altersgruppen derselbe Inzidenzwert ergibt wie für Ältere. Insofern ist das schon überraschend, weil ja vorher immer davon ausgegangen wurde, dass die Infektionszahlen unter den Jüngeren niedriger sind“, sagt Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie der Universität des Saarlandes, gegenüber Radio Bremen.
Bremen bietet, anders als die meisten anderen Bundesländer, weiterhin Präsenzunterricht an; lediglich die Schulbesuchspflicht wurde ausgesetzt. „Schülerinnen und Schülern der Klassen 1 bis 6 wird eine Teilnahme am Präsenzunterricht ermöglicht und empfohlen, der Klassen 7 bis 9 ein Distanz- und Präsenzunterrichtsangebot. Für die Abschlussklassen gibt es Unterricht im Wechselmodell“, so heißt es auf der Seite der Bildungsbehörde. Bogedan hält von einer Einschränkung des Präsenzunterrichts wenig. „Ich kann allen Eltern nur empfehlen, ihre Kinder in die Schule zu schicken“, sagte die Bildungssenatorin noch Anfang Januar.
„Die Zahlen belegen, dass das Infektionsgeschehen unter Kindern und Jugendlichen in Schulen und Kitas eine Rolle spielt”
Das Ergebnis eines Reihentests unter Schülern und Lehrern in Bremen – die bundesweit größte bislang erfolgte Testaktion an Schulen – zieht diesen Kurs allerdings jetzt in Zweifel. Insgesamt war nach den Weihnachtsferien allen 73.000 Schüler und Schülerinnen und 11.200 Beschäftigten aller Schulen ein PCR-Test auf freiwilliger Basis angeboten worden, für Grundschulen und Förderzentren durch Mobile Teams direkt vor Ort und für weiterführende Schulen in vier Testzentren.
Ergebnisse: Von den 18.495 Test waren insgesamt 58 positiv (Gesamtquote 0,31 Prozent). Von den 58 Positiv-Getesteten sind 46 Schüler und Schülerinnen, neun Beschäftige aus Schulen und drei aus Kitas. In Grundschulen wurden 22 Positivfälle verzeichnet (was einer Quote von 0,24 Prozent entspricht). Für die weiterführenden Schulen wurden 36 Positivfälle verzeichnet (Quote: 0,38 Prozent). Bremen verzeichnet aktuell eine Inzidenz von 75,2, liegt damit im Bundesländervergleich hinten. Bogedan vermied es, das Testergebnis einzuordnen.
“Aus Infektionsschutzgründen müsste man die Schulen wohl schließen”
Prof. Dr. Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS), der die Daten präsentierte, mochte offenbar keine Entwarnung geben. Er erklärte laut Pressemitteilung des Senats: „Insgesamt sehe ich eine geringe Prävalenz (Vorherrschen), die auch damit gut zusammenpasst, dass die Testungen unmittelbar nach den Ferien durchgeführt wurden und es zu diesem Zeitpunkt auch schon weitere Kontaktbeschränkungen gab. Sie passt aber auch zur Gesamt-Datenlage.“
Was bedeutet das? „Die Zahlen belegen aus meiner Sicht, dass das Infektionsgeschehen unter Kindern und Jugendlichen in Schulen und Kitas eine Rolle spielt – wenn auch vielleicht nicht die dominante. Man darf die Kitas und Schulen aber in keinem Fall vernachlässigen“, antwortet Prof. Lehr gegenüber Radio Bremen.
Gefragt, ob die Zahlen Bogedans Schulöffnungspolitik stützen, sagt er: „Das ist eine ganz schwierige Frage. Aus Infektionsschutzgründen müsste man die Schulen wohl schließen. Die Politik muss das aber natürlich sehr genau abwägen. In meinen Augen müssten die kostenlosen Tests in Bremen aber nicht mehr Fälle zutage gefördert haben, um zu alarmieren. Sie sind schlimm genug, weil wir ja wie gesagt bisher davon ausgegangen sind, dass Kinder und Jugendliche sich seltener mit dem Coronavirus infizieren als Erwachsene.“ News4teachers