BERLIN. Die Berliner GEW zeigt sich über die für kommende Woche geplante Teilöffnung der Schulen und Kitas in der Bundeshauptstadt empört. „Die Infektionszahlen steigen gerade wieder stark. Wenn Bund und Länder sich auf die Fortsetzung der Einschränkungen in allen Lebensbereichen verständigen, dann ist eine Öffnung der Schulen und Kitas völlig unangemessen“, kritisieren die Vorsitzenden Doreen Siebernik und Tom Erdmann. Sie fordern den Senat auf, die Entscheidungen umgehend zurückzunehmen.
Die Bundes- und Landesregierungen haben sich am Dienstagabend auf die Verschärfung des Lockdowns bis zum 31. Januar verständigt. Auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) betonte noch am Mittwochmorgen, die Infektionszahlen gäben keinen Präsenzunterricht her – betont die GEW. „Ungeachtet dessen und ohne Rücksprache mit den Beteiligten hat Bildungssenatorin Scheeres entschieden, dass ab nächster Woche wieder tausende Schüler*innen in die Schulen kommen sollen.“
„Die Wut und das Unverständnis unter den Pädagog*innen sind riesengroß”
Weiter schreiben die Vorsitzenden in einer Presseerklärung: „Die Wut und das Unverständnis unter den Pädagog*innen sind riesengroß. Die Personalräte laufen Sturm. Schulen und öffentliche Verkehrsmittel sind keine coronafreien Räume. Auch wenn aus pädagogischen und bildungspolitischen Gesichtspunkten mehr Präsenz wünschenswert wäre: Gesundheits-Experimente auf dem Rücken von Lehrkräften, Erzieher*innen und Schüler*innen sind unverantwortlich!“ Auch in anderen Bundesländern blieben die Bildungseinrichtungen zu, stellen die Gewerkschafter fest.
Die Berliner GEW hält es außerdem für sehr problematisch, dass die Kultusminister und die Ministerpräsidenten sich weiter nicht auf konkrete Inzidenzwerte für die Öffnung und Schließung der Bildungseinrichtungen geeinigt haben. „Das ist ein Armutszeugnis! Das Hin und Her in der Bildungspolitik führt zu einem massiven Vertrauensverlust bei den Pädagog*innen, die direkt von den widersprüchlichen Entscheidungen betroffen sind. Senatorin Scheeres hat nun nicht einmal zusätzliche Schutz- oder Vorsorgemaßnahmen für Pädagog*innen ergriffen“, sagt Erdmann.
Als illusorisch bezeichnet der GEW-Vorsitzende auch, dass ab dem 15. Februar wieder mit Regelbetrieb geplant wird. „Der Stufenplan muss grundlegend überarbeitet werden. Er ist nicht geeignet, zur Eindämmung der Pandemie beizutragen oder auch nur verlässlich Bildung zu ermöglichen. Die Maßnahmen müssen an klare Inzidenzwerte gekoppelt werden, wie es das Robert-Koch-Institut empfiehlt. Der Spielraum für politische Entscheidungen bei den Maßnahmen muss eingeschränkt werden. Mit dem Corona-Virus kann man nicht verhandeln“, betont Erdmann.
„Auch Kitas brauchen eine klare Strategie und einen Stufenplan”
Co-Vorsitzende Doreen Siebernik kritisiert zusätzlich, dass die Verantwortung auf jede einzelne Kita und Schule abgewälzt wird: „Auch Kitas brauchen eine klare Strategie und einen Stufenplan, der vorgibt, bei welchen Inzidenzwerten welche Maßnahmen greifen sollen. Es ist unerträglich, dass die Berliner Erzieher*innen vor Ort alleine gelassen werden. Es gibt keinen verbindlichen Rahmen, sondern nur Appelle und Bitten an die Eltern. Es gibt keine Regeln zur Notbetreuung und zu systemrelevanten Berufen. Ab der kommenden Woche werden Betreuungsbedarfe in den Kitas stark ansteigen. Der Gesundheitsschutz hat in den über 2.600 Kitas der Stadt nach wie vor nicht die erste Priorität, obwohl wir alle wissen, dass die Berufsgruppe der Erzieher*innen die mit am stärksten gefährdete und betroffene Beschäftigtengruppe überhaupt ist. Deshalb braucht es schnellstens eine praxistaugliche Test- und Impfstrategie für die Erzieherinnen an Kitas.“ News4teachers
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