BERLIN. Der Deutsche Lehrerverband hat angesichts der grassierenden Virus-Varianten vor vorschnellen Schulöffnungen gewarnt. Es sei «unbedingt notwendig, auf Vorsicht und Behutsamkeit zu setzen», sagte der Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der Funke Mediengruppe. RKI-Chef Lothar Wieler sieht Deutschland womöglich vor einem Wendepunkt, ab dem die Infektionszahlen wieder steigen könnten. Er erwartet in nächster Zeit mehr Infektionen auch unter Kindern und Jugendlichen. Am Montag öffnen Kitas und Grundschulen in den meisten Bundesländern.
Die Mutation des Virus sei die «größte Bedrohung für eine klare, verlässliche und nachhaltige Schulöffnungsperspektive». Erst ab einer Inzidenz unter 35 soll dem Verbandschef zufolge ein vollständiger Präsenzunterricht stattfinden dürfen. Auch die Rückkehr vom Distanz- in den Wechselunterricht solle es erst dann geben, wenn die Inzidenz in der jeweiligen Region für mindestens eine Woche unter 100 lag «und der Trend rückgehender Infektionszahlen stabil ist». Es sei «unverantwortlich», wenn beispielsweise Schulen in Sachsen oder im Saarland bereits jetzt teilweise oder sogar vollständigen Präsenzunterricht einführten.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Britta Ernst (SPD), verteidigte dagegen die Rückkehr in den Präsenzunterricht. Für Kinder und Familien sei dies eine gute Nachricht. Schulöffnungen bedeuteten für die Schüler «sozialen Austausch mit anderen Kindern und ein Stück Entlastung für die Familien», sagte die Brandenburger Bildungsministerin den Funke-Zeitungen. Die KMK beobachte «die Entwicklung der Mutationen mit großer Aufmerksamkeit», versicherte Ernst.
“Es werden auch mehr junge Erwachsene, Jugendliche und auch Kinder erkranken”
Seit vergangenen Sonntag schwankt die 7-Tage-Inzidenz bundesweit leicht über 57. Davor war sie über Tage hinweg kontinuierlich gesunken. Prof. Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, warnt laut ARD-tagesschau daher vor einem Wendepunkt, ab dem die Zahlen wieder steigen könnten. Die Corona-Infektionszahlen stagnierten auf einem Niveau, das “immer noch zu hoch” sei. In einigen Regionen wie Thüringen steige sie sogar wieder.” Der rückläufige Trend der letzten Wochen setzt sich offenbar nicht mehr fort”, sagte er bei einer Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Grund dafür sei, dass sich die zunächst in Großbritannien entdeckte Virus-Mutante massiv ausbreite. Ihr Anteil an den Infektionen steige rasant. Er liege jetzt schon bei knapp einem Viertel und werde sich weiter ausbreiten. Das mache die Bekämpfung der Pandemie noch schwieriger. Deshalb erwarte er in den kommenden Wochen mehr Ausbrüche, auch unter jüngeren Menschen, wo Wieler. “Es werden auch mehr junge Erwachsene, Jugendliche und auch Kinder erkranken.” Jede unbedachte Lockerung beschleunige die Ausbreitung des Virus und werfe Deutschland in der Pandemie-Bekämpfung zurück. “Dann stehen wir in ein paar Wochen genau wieder an dem Punkt, wo wir Weihnachten waren.”
In den meisten Bundesländern kehren Grundschüler und Kita-Kinder in der kommenden Woche nach rund zweimonatiger Pause in die Einrichtungen zurück. Am 3. März wollen Bund und Länder über die Lage beraten. News4teachers / mit Material der dpa
