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Thüringen: Inzidenz steigt wieder! Kitas und Grundschulen öffnen trotzdem am Montag

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ERFURT. In Thüringen, dem deutschlandweit am stärksten von der Pandemie betroffenen Bundesland, steigt die Zahl der Neuinfektionen weiter an. Die Kitas und Grundschulen sollen am Montag trotzdem öffnen – in voller Gruppen- oder Klassenstärke. Die GEW hält das für fahrlässig.

Spielt auch während der Bund-Länder-Gipfelgespräche schon mal gerne am Smartphone, wie er unlängst einräumte: Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Foto: photocosmos1 / Shutterstock

Vor sechs Wochen erst hatte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erklärt, dass er schon im Oktober auf die mahnende Worte der Bundeskanzlerin hätte hören müssen, die er persönlich und die anderen Länderchefs aber damals „als Belästigung empfunden“ habe (Angela Merkel drängte schon seinerzeit auch auf Einschränkungen im Schulbetrieb). Er habe stets mildere Maßnahmen präferiert, so Ramelow, „und das war falsch“.

Davon ist plötzlich keine Rede mehr: Die Kanzlerin hält nach wie vor die Schließung von Kitas und Schulen für angezeigt, wie sie im Anschluss an den jüngsten Bund-Länder-Gipfel deutlich machte. Trotzdem will Thüringen in der kommenden Woche die Kitas und Grundschulen mit Präsenz in voller Gruppen- oder Klassenstärke öffnen.

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“Kindergärten und Grundschulen öffnen in voller Besetzung, ohne dass die Voraussetzungen für sichere Arbeit vollumfänglich gegeben sind”

„Bis zum Schluss haben wir Ministerpräsident Bodo Ramelow und Bildungsminister Helmut Holter gute Argumente geliefert, den eingeschränkten Regelbetrieb ab dem 22. Februar 2021 als Wechselmodell festzuschreiben. Es ist uns nicht gelungen. Kindergärten und Grundschulen öffnen nun in voller Besetzung, ohne dass die Voraussetzungen für sichere Arbeit vollumfänglich geschaffen wurden. Das Prinzip Hoffnung darf in einer Pandemie nicht die Leitplanke von weitreichenden Entscheidungen sein“, kommentiert Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen, den Beschluss der Landesregierung,

Sie betont: “Erst wenn der Inzidenzwert stabil unter 50 pro 100.000 Einwohner*innen liegt, sollte über eine Öffnung für alle nachgedacht werden. Die zu erwartende dritte Welle und damit erneut verschärfte Eindämmungsmaßnahmen müssen vermieden und nicht provoziert werden.”

Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Donnerstag im Freistaat nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) und der Staatskanzlei bei 119,5 (Vortag: 111,6) – der Höchstwert unter den deutschen Bundesländern. Thüringen ist damit auch das einzige Bundesland, in dem die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von einer Woche über der Marke von 100 liegt. Das ist mehr als doppelt so hoch wie der durchschnittliche Bundeswert, der laut RKI am Donnerstag bei 57,1 lag. Die Sieben-Tage-Inzidenzen gehen vor allem auch in Bremen (65,8), Nordrhein-Westfalen (57,1) und Sachsen-Anhalt (83,8) hoch – aber nirgends so stark wie im ländlich geprägten Thüringen. Thüringenweit hat der Kreis Schmalkalden-Meiningen mit 211,3 die höchste Sieben-Tage-Inzidenz – bundesweit ist das der vierthöchste Wert.

Von Mittwoch auf Donnerstag kamen laut Staatskanzlei (Stand 0.00 Uhr) landesweit 513 Neuinfektionen hinzu. Zudem wurden am Donnerstag 23 neue Todesfälle in Zusammenhang mit Corona gemeldet. Seit Beginn der Pandemie stieg damit die Gesamtzahl der Todesfälle auf 2683 und die der Corona-Fälle auf 72.182.

“Auch wenn die Situation für Familien belastend ist, muss die Vermeidung von Infektionen oberste Priorität haben”

“Die Auflage für den eingeschränkten Regelbetrieb heißt nun nur noch, das feste beständige Gruppen mit einem festen pädagogischen Team arbeiten. Die Gruppen und Klassen umfassen die volle Zahl der Kinder. Ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen und angesichts der mittlerweile bekannten Virusmutationen halten wir diese Entscheidung für fahrlässig”, sagt GEW-Landeschefin Vitzthum. “Auch wenn die Situation für Familien belastend ist, muss die Vermeidung von Infektionen oberste Priorität haben. Durch die volle Präsenz steigt die Zahl der Kontakte erheblich an und hat im Infektionsfalle möglicherweise fatale Konsequenzen für die Betroffenen und deren Angehörige.” News4teachers / mit Material der dpa

Sind unsere Ministerpräsidenten überhaupt fähig, den Ernst der Lage zu begreifen? Ich fürchte: nein – ein Kommentar

 

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