BERLIN. Überlegungen in der Politik zu regelmäßigen Corona-Tests bei Schülern stoßen bei Medizinerverbänden auf Kritik. «Die zu erwartende hohe Zahl an falschen negativen und falschen positiven Ergebnissen würde aus unserer Sicht weit mehr Schaden anrichten als nutzen», sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, der «Neuen Osnabrücker Zeitung». SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält das für Unsinn.
Es bestehe «eine erhebliche Gefahr», dass die Hygienemaßnahmen nach negativen Testergebnissen nicht mehr eingehalten würden, weil sich die Schüler in falscher Sicherheit wögen. «Angesichts vieler falsch negativer Ergebnisse könnte das zu mehr Ansteckungen führen, als wenn nicht getestet würde; das wäre verheerend.» Auf der anderen Seite müssten Kinder bei falsch positiven Ergebnissen unnötig in Quarantäne. In Österreich – wo Schüler und Lehrer sich solcher Selbsttests in den Schulen unterziehen – ist von solchen Problemen allerdings keine Rede, wie News4teachers berichtet.
Fischbachs Verband hat mit den Gesellschaften für Pädiatrische Infektiologie, für Kinder- und Jugendmedizin und für Krankenhaushygiene eine entsprechende Stellungnahme verfasst, der der Zeitung vorliegt. Das Bundesgesundheitsministerium hält in einem Diskussionspapier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, ein oder zwei Tests pro Woche für Schülerinnen und Schüler für sinnvoll.
Lauterbach: “Die Zahl der falsch positiv gestesten Schüler ist sogar niedriger als erwartet”
Vor allem die unangenehmen Schnelltests mit Abstrich tief in der Nase oder im Rachen könnten bei häufiger Anwendung für junge Schulkinder sehr belastend sein, fürchten die Verbände dem Bericht zufolge. Statt «vorschnell und kontraproduktiv» alle Schulkinder zu testen, brauche es eine umfassende Strategie zum Einsatz von Testungen in Schulen. Dazu müsse gehören, das gesamte Personal, jeden zweiten Tag zu testen, also auch Mitarbeiter von Kantinen oder Fahrdiensten. Überdies sollten die Schnelltests auch künftig nur durch geschultes Personal erfolgen, bei Selbsttestungen drohten zu viele falsche Ergebnisse.
News4teachers / mit Material der dpa
Kinderärzte klagen über Einnahmeausfälle – und fordern: Schulen umgehend weit öffnen