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“Riesenchance”: Auch Bayern führt jetzt eine generelle Testpflicht für Schüler ein

MÜNCHEN. Viele Lehrkräfte sind noch nicht geimpft, für Kinder und Jugendliche gibt es nicht einmal einen zugelassenen Impfstoff. Um die Sicherheit an den Schulen in Bayern dennoch zu erhöhen und perspektivisch mehr Präsenzunterricht zu ermöglichen, gilt nun überall eine Testpflicht. Spannend dürfte aber sein, wie viele Schulen im Freistaat am Montag überhaupt öffnen.

Hält er sich diesmal an sein eigenes Konzept für den Betrieb von Kitas und Schulen? Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Foto: Shutterstock / photocosmos 1

Erst testen, dann büffeln: Für die Teilnahme am Präsenzunterricht in Bayerns Schulen ist nach den Osterferien ein Corona-Test verpflichtend – und zwar unabhängig vom jeweiligen Inzidenzwert. «Wir sehen, dass die Schulen ein sehr intensiver Teil des pandemischen Geschehens sind», sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch nach einer Sitzung des Kabinetts in München. Deshalb müssten die Schülerinnen und Schüler ebenso wie die Lehrkräfte künftig vor der Teilnahme am Unterricht im Schulgebäude mindestens zwei Mal in der Woche ein negatives Testergebnis vorlegen.

Söder zeigt sich verärgert ob der Vielzahl von Vorschlägen, die von Interessensverbänden in der Öffentlichkeit platziert würden

Bislang galt eine Testpflicht nur in Regionen mit einer Inzidenz von über 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern binnen einer Woche. Künftig jedoch sollen alle Schülerinnen und Schüler zwei Mal in der Woche direkt in der Schule einen PCR-, Schnell- oder Selbsttest machen. Bei einem Wert von über 100 könne dies je nach Unterrichtsmodell sogar noch häufiger der Fall sein, erläuterte Söder. Wer den Test verweigert oder in Quarantäne muss, erhält Distanzunterricht. Die Regelungen gelten analog auch für Lehrkräfte und anderes schulisches Personal.

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Söder zeigte sich verärgert ob der Vielzahl von Vorschlägen, die von Interessensverbänden nahezu im Tagesabstand in der Öffentlichkeit platziert werden. «Die einen wollen die Impfreihenfolge ändern, die anderen wollen das Abi ausfallen lassen. Dritte wollen Bashing machen über Lehrer beispielsweise, andere wiederum wollen die Ferien verändern und verkürzen. Ich glaube, dass das alles falsch ist.» Die Schulgemeinschaft brauche in erster Linie Verlässlichkeit und nicht ständig neue Unruhe.

Dies sieht auch Kultusminister Michael Pizaolo (Freie Wähler) so. Er kündigte an, dass der Unterricht nach den Osterferien am nächsten Montag wieder losgehe und die Abschlussprüfungen wie geplant stattfänden.

«Es ist eine Riesenchance, dass wir in den Schulen testen können», betonte Pizaolo. Testkits halte der Freistaat in ausreichender Menge vor, aktuell hätten nur sehr wenige Schulen noch nicht genügend bekommen. Zusammen mit den Abstandsregeln und Hgyienemaßnahmen sowie 2,6 Millionen FFP2-Masken für die Lehrkräfte ergebe die Testpflicht «ein Paket, das Hoffnung gibt, das Sicherheit spendet». Damit verbunden sei auch eine gewisse Aussicht, dass mittelfristig wieder mehr Kinder und Jugendliche vor Ort unterrichtet werden könnten.

Derweil hat ein Forchheimer Jurist im Namen eines Viert- und eines Zwölftklässlers einen Eilantrag gegen die Testpflicht beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eingereicht. Eine Entscheidung werde noch vor dem Ende der Osterferien erwartet, teilte Rechtsanwalt Mario Bögelein mit.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Söder einen Stufenplan für die Kitas und Schulen beerdigt

In einem unter anderem vom Bayerischen Elternverband unterschriebenen Offenen Brief forderte die Arbeitsgemeinschaft «Bildung in der Pandemie» unterdessen, dass die Tests freiwillig bleiben müssten. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband wiederholte wiederum seine Forderung, «wenn nicht absolut sicher getestet werden kann und die Impfangebote nicht da sind, dann müssen die Schulen zu bleiben».

Die Frage ist allerdings, wie viele Schulen in Bayern am Montag überhaupt Präsenzunterricht oder auch nur Wechselunterricht anbieten können. Das bayerische Kabinett hatte vor zwei Wochen neue Regeln für den Schulbetrieb nach den Osterferien verabschiedet, wie News4teachers bereits berichtete. So sollen bei einem Inzidenzwert unter 50 dann sämtliche Schulklassen in den Präsenzunterricht zurückkehren. Zwischen 50 und 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche erfolgt für alle Jahrgänge Wechselunterricht. Bei einem Wert von über 100 gilt grundsätzlich Distanzunterricht – allerdings mit Ausnahmen: So findet in den Abschlussklassen sowie in der vierten Klasse der Grundschule und den Jahrgangsstufen 11 an Gymnasien, Fachoberschulen und Berufsoberschulen Präsenzunterricht mit Mindestabstand oder Wechselunterricht statt.

Aktuell (6. April) gibt es aber nur 26 Städte und Landkreise im Freistaat, die unterhalb einer Inzidenz von 100 liegen (darunter München) – aber 69 Städte und Landkreise, die darüber liegen. Spitzenreiter ist die Stadt Hof mit 486, wie die “Südwest Presse” berichtet. Unter einer Inzidenz von 50 liegt keine einzige Kommune. Den besten Wert erreicht Erlangen mit 64.

Söder hatte schon einmal – im Sommer – einen Stufenplan für den Kita- und Schulbetrieb entwickeln lassen. Der kam aber nie zur Anwendung: Zunächst wurden die Stufen, als zwei Wochen vor Schuljahresbeginn klar wurde, dass sie vielerorts erreicht würden, aufgeweicht. Im Herbst schließlich wurde der gesamte Stufenplan dann stickum beerdigt (News4teachers berichtete ausführlich über das Manöver – hier). News4teachers / mit Material der dpa

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