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Studie zum Distanzunterricht: Verbessert, aber immer noch durchwachsen

DORTMUND. Sei es die Einführung von Lernplattformen oder die Bereitstellung digitaler Endgeräte: Zwischen dem ersten und dem zweiten Lockdown wurden bundesweit einige Maßnahmen zur Verbesserung des Distanzunterrichts initiiert. Wissenschaftlerinnen aus Dortmund und Marburg haben untersucht, ob sich der Distanzunterricht verbessert hat.

Die Situation des Distanzunterrichts an deutschen Schulen hat sich vom ersten zum zweiten Lockdown verbessert. Dennoch gibt es im Distanzunterricht immer noch große Unterschiede zwischen den Schulen. Das ist das zentrale Ergebnis der Studie „Gestaltung des Distanzunterrichts II“, der TU Dortmund und der Universität Marburg.

Die Qualität hat sich verbessert, doch der Distanzunterricht sollte nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen die Ultima Ratio bleiben. Foto: Shutterstock

Die Umsetzung des Distanzunterrichts unterscheidet sich immer noch sehr zwischen Grund- und weiterführenden Schulen und auch zwischen Schulen der gleichen Schulform. „Während einige Schulen beispielsweise immer noch keinen Unterricht per Videokonferenz durchführen, findet an anderen Schulen, die über dieselben Lernplattformen verfügen, der Distanzunterricht bereits dem Stundenplan entsprechend statt“, sagt die Dortmunder Psychologin Ricarda Steinmayr, die mit ihrem Team die Studie durchgeführt hat.

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Ungefähr 30 Prozent der 3.400 befragten Eltern berichteten, dass ihre Kinder mindestens zweimal pro Woche in den Fächern Deutsch und Mathematik Unterricht erhielten. Die Eltern wünschten sich in der Befragung besonders häufig mehr Videokonferenzen, aber auch mehr Feedback und mehr Austausch mit den Lehrkräften. Wegen der großen Heterogenität im Distanzunterricht und der damit einhergehenden höchst unterschiedlichen Quantität der Beschulung sei zu befürchten, dass die Leistungsunterschiede zwischen den Schülerinnen und Schülern weiter zunehmen, wie es bereits im europäischen Ausland für die Schulleistung gezeigt worden sei.

Darüber hinaus berichteten viele Eltern, dass ihre Kinder durch den Wegfall der sozialen Kontakte und der Freizeitaktivitäten sowie durch die Schulschließungen belastet und sie selber durch die häusliche Beschulung gestresst sind. Die Belastung der Kinder stehe nicht in Zusammenhang mit den Aktivitäten der Lehrkräfte im Distanzunterricht. Jedoch bestehe ein Zusammenhang zum Stresserleben der Eltern aufgrund der häuslichen Beschulung, so dass nach Meinung von Steinmayr guter Distanzunterricht nicht nur mit der Motivation, dem Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler und dem erfolgreichen Lernen in der Situation assoziiert sei, sondern auch mit einer Entlastung der Eltern einhergehe. Eltern von Schülerinnen und Schülern der Grundschulen und der unteren Jahrgangsstufen der weiterführenden Schulen berichteten besonders häufig von einem höherem Stressempfinden aufgrund der häuslichen Beschulung.

Die Studie zeige, so die Wissenschaftler, dass es auch im zweiten Lockdown nicht gelungen sei, die Realisierung des Distanzunterrichts für alle Schülerinnen und Schüler zumindest bezogen auf die Quantität vergleichbar zu gestalten. Ricarda Steinmayr zieht daraus das Fazit: „Dies, in Kombination mit der hohen Belastung von vielen Eltern und deren Kindern aufgrund der häuslichen Beschulung spricht dafür, dass es dringend an der Zeit ist, alle Möglichkeiten für den Präsenzunterricht während der Pandemie auszuschöpfen und Distanzunterricht lediglich als Ultima Ratio zu betrachten.“ Darüber hinaus sollten ihrer Ansicht nach dringend weitere Maßnahmen ergriffen werden, um im Falle des Distanzunterrichts vergleichbare Lernbedingungen für alle Schülerinnen und Schüler zu schaffen. (zab, pm)

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