MÜNCHN. Jetzt gibt’s Ärger um das Mathe-Abitur auch in Bayern (und damit nicht mehr nur in Nordrhein-Westfalen): Nach der Prüfung haben inzwischen mehr als 31.500 Menschen eine Online-Petition mit der Forderung nach einem angepassten Notenschlüssel unterschrieben. Das bayerische Kultusministerium sieht keinen Handlungsbedarf. «Wir bekommen Feedback von Mathematiklehrern, die die Aufgaben korrigieren. Und es gibt von diesen Lehrern bislang keine Hinweise darauf, dass die Kritik gerechtfertigt wäre», sagte ein Sprecher am Freitag.
Die Petition startete am Mittwoch – unmittelbar nach der Prüfung. Die Initiatorin, nach eigenen Angaben Mathematik-Dozentin und Nachhilfe-Lehrerin, beklagt darin eine unfaire Aufgabenstellung. „Mehrere Lehrer:innen haben mir inzwischen bestätigt, dass sie – unabhängig von der Pandemie-Situation – das diesjährige Mathe-Abi in Bayern als eine der schwersten Mathe-Abitur-Prüfungen in Bayern einstufen würden“, so heißt es zur Begründung.
„Was die Schüler:innen, mit denen ich Kontakt hatte und habe, sich gewünscht haben, war KEINE geschenkte Abitur-Note. Sie haben auch nicht darum gebeten, dass die Faschingsferien ausfallen (in denen übrigens kaum Stoff nachgeholt wurde, sondern an fast allen Schulen nur ein Klausuren-Marathon stattgefunden hat). Sie haben auch nicht darum gebeten, das Abitur nach hinten zu verlegen (was in Anbetracht der Situation sowieso nichts geändert hat). Sie haben sich auch nicht darüber beschwert, dass entschieden wurde, dass die gesamte Prüfungszeit über eine medizinische Gesichtsmaske (Mund-Nasen-Bedeckung) getragen werden muss. Das Einzige, was sich die Schüler:innen gewünscht haben, war eine FAIRE Mathematik Prüfung, welche Rücksicht nimmt auf den Missstand, der seit April 2020 herrscht.“
“Der Stoff, der in 11.2 ausgefallen ist, wurde 12.1 an sehr vielen Schulen nicht nachgeholt (war aber Bestandteil des Abiturs)”
Zu berücksichtigen sei, „der Stoff, der in 11.2 ausgefallen ist, wurde 12.1 an sehr vielen Schulen nicht nachgeholt (war aber Bestandteil des Abiturs), das Homeschooling / der ‚Distanzunterricht‘ fand zum größten Teil nur in katastrophalen Umständen statt (kein Unterricht, Arbeitsaufträge, in welchen die Schüler:innen sich den Stoff selbst aneignen sollten – der dann aber nun dran kam), der immerwährende Wechsel zwischen Wechselunterricht und Homeschooling/‘Distanzunterricht‘, durch den Lehrer:innen nicht die Möglichkeit hatten, mit dem Stoff voran zu kommen, keine/wenig Aufklärung durch die Schulen oder Lehrer:innen über die gestrichenen Themenbereiche, von der fehlenden technischen Ausstattung für das Homeschooling bis hin zu den fehlenden finanziellen Mitteln sozialschwacher Schüler:innen ganz zu schweigen.“
Derweil hat die Initiatorin der Petition die Prüfung Aufgabe für Aufgabe analysiert. Ihr zufolge hatten einige Aufgaben Inhalte zum Gegenstand, die nicht Teil des Lehrplans waren beziehungsweise wegen der Umstände im Corona-Jahr explizit nicht geprüft werden sollten. «Da Mathematik keinen Interpretationsspielraum offenlässt, kann der Vorwurf eines ‚unfairen Abiturs‘ nicht mehr relativiert werden», bilanziert sie.
Ähnliche Aufregung um das Mathe-Abi hatte es bereits vor zwei Jahren gegeben, auch damals war in Online-Petitionen sogar bundesweit die Änderung des Bewertungsschlüssels gefordert worden. Das bayerische Ministerium hatte die Noten dann auch tatsächlich überprüft, aber festgestellt, dass der Abi-Durchschnitt im üblichen Schwankungsbereich lag. Der Bewertungsmaßstab wurde daher in Bayern nicht geändert, in einigen anderen Bundesländern schon. Aktuell regt sich auch in Nordrhein-Westfalen Protest gegen die Grundkurs-Klausur in Mathematik. Dort laufen sogar zwei Petitionen, die eine bessere Bewertung oder die Möglichkeit zum Nachschreiben fordern. News4teachers / mit Material der dpa
- Hier geht es zur Online-Petition zum bayerischen Mathe-Abitur.
- Hier geht es zu den Prüfungsaufgaben.
- Hier geht es zur Analyse der Prüfungsaufgaben durch die Initiatorin der Petition.