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Affront gegen die Stiko: Erstes Bundesland organisiert Impf-Aktion für Tausende von Schülern ab 12 – bald auch in Schulen?

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HANNOVER. Zwar gibt es noch keine Empfehlung zum generellen Impfen von Kindern und Jugendliche ab zwölf Jahren. Dennoch organisiert Niedersachsen als erstes Bundesland für interessierte Eltern und junge Menschen eine breite Impfaktion mit Biontech – ein klarer Affront. Zuvor hatte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) die Stiko für ihre Weigerung, sich für generelle Impfungen von Schülern auszusprechen, scharf kritisiert. Erwogen werden jetzt auch Impf-Aktionen an Schulen.

Die Stiko empfiehlt die generelle Impfen von Kindern und Jugendlichen ausdrücklich nicht – geimpft wird jetzt trotzdem. Foto: Shutterstock

Rechtzeitig vor Ferienstart organisiert Niedersachsen am kommenden Sonntag eine landesweite Impfaktion für Kinder und Jugendliche, in die fast die Hälfte der 50 Impfzentren eingebunden sind. Rund 27.000 Impfdosen gegen das Coronavirus seien für den Aktionstag reserviert, sagte die stellvertretende Leiterin des Corona-Krisenstabs, Claudia Schröder, am Dienstag in Hannover. Termine können über die Hotline unter 0800 9988665 ausschließlich telefonisch reserviert werden. Die Bindung an das örtliche Impfzentrum ist für die Aktion aufgehoben.

«Uns haben einfach viele Anfragen erreicht von Eltern, woraus wir herleiten können, dass es ein großes Interesse gibt»

Hintergrund ist, dass einzelne Ärzte in manchen Zentren es ablehnen, Kinder und Jugendliche ohne Vorerkrankung zu impfen. Nur für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen gibt es nämlich bislang eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). «Uns haben einfach viele Anfragen erreicht von Eltern, woraus wir herleiten können, dass es ein großes Interesse gibt», sagte Schröder. Je nach Nachfrage werde die Impfaktion an weiteren Terminen fortgesetzt. Wie Regierungssprecherin Anke Pörksen sagte, handele es sich nicht um eine zwingend einmalige Aktion. Bei großem Interesse könne die Aktion wiederholt werden.

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In Niedersachsen haben bislang nach Angaben des niedersächsischen Gesundheitsministeriums 5,4 Prozent der jungen Menschen unter 18 eine erste Impfung erhalten, 1,4 Prozent der Altersgruppe haben bereits den vollständigen Impfschutz. Dabei sei zu beachten, dass in Niedersachsen weit mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen jünger sind als zwölf Jahre und derzeit noch keine Impfung erhalten können, hieß es vom Ministerium.

Trotz einer noch nicht existierenden Impfempfehlung der Stiko empfiehlt das niedersächsische Gesundheitsministerium Eltern, sich über eine Impfung für ihre Kinder zu informieren. «Wir wollen den Kindern und Jugendlichen, die Interesse an einer Impfung haben, die Möglichkeit geben, sich noch vor den Ferien gegen Covid-19 impfen zu lassen», sagte Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD). Die zweite Impfung nach sechs Wochen könnte so noch vor dem Schulstart stattfinden.

An der Impfaktion beteiligen sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums landesweit 23 Impfzentren. Diese erhalten jeweils eine Sonderlieferung im Umfang von 1.170 Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer. Dies sei der bisher einzige Impfstoff, der für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen ist. Auch in vielen weiteren Landkreisen und kreisfreien Städten, deren Impfzentren am Sonntag nicht teilnehmen, würden in diesen Tagen Impfaktionen für Kinder und Jugendliche organisiert.

«Uns geht es darum, aus den Impfzentren rauszugehen und aufsuchend zu impfen» – auch in Schulen

Flächendeckende Impfaktionen an Schulen seien wegen der fehlenden Stiko-Empfehlung in naher Zukunft nicht möglich, sagte Schröder. Trotzdem habe es an einer Schule in Osnabrück am Montag eine Pilot-Impfaktion gegeben. Diese wird im Kultusministerium ausgewertet, um derartige Aktionen gegebenenfalls an weiteren Schulen anzubieten. Schulen sind nach Angaben von Schröder ein guter Impf-Ort. «Uns geht es darum, aus den Impfzentren rauszugehen und aufsuchend zu impfen». Zudem wird es nach Angaben von Schröder in der kommenden Woche in einzelnen Impfzentren gezielte Angebote für Eltern und Kindern geben.

Aus seinem Ärger über die Stiko hatte Niedersachsens Ministerpräsident Weil vergangene Woche keinen Hehl gemacht. Er sagte im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, er könne deren Empfehlung, 12- bis 17-Jährige nur bei bestimmten Vorerkrankungen zu impfen, „überhaupt nicht nachvollziehen“.

„Der Gegner, der aktuell auf dem Platz steht, heißt Delta-Variante. Und diese wird sich vor allem auf diejenigen konzentrieren, die nicht geimpft sind. Vorrangig junge Menschen also, für die es keine Impfempfehlung gibt, was wiederum eine gewisse Zurückhaltung bei Ärzten nach sich zieht“, kritisierte Weil. „In Pandemiezeiten muss es doch vielmehr um die Frage gehen, wie viele schwere Schäden durch eine Impfung verhindert werden können“, sagte Weil. „Die Stiko sollte ihre Haltung auch mit Blick auf die Zeit nach den Sommerferien noch einmal überprüfen“, forderte der Ministerpräsident – und fügte hinzu: „Das nächste Schuljahr kommt bestimmt.“ News4teachers / mit Material der dpa

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