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GEW schlägt landesweite Online-Schule vor, damit Eltern die Präsenzpflicht umgehen können

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ERFURT. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat eine Online-Schule für die Dauer der Corona-Pandemie vorgeschlagen, damit Kinder nicht in den Präsenzunterricht gezwungen werden müssen. Auf Online-Unterricht spezialisierte Fachlehrer könnten bei Bedarf Schüler aller Klassenstufen der allgemeinbildenden Schularten ortsunabhängig unterrichten, erklärte der Thüringer Landesverband der Gewerkschaft in Erfurt. Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sprach auf Twitter von einer nahe liegenden Idee, mit der sich auch sein Ministerium beschäftige.

Nicht alle Schülerinnen und Schüler hatten Probleme mit dem Distanzunterricht. Foto: Shutterstock. Foto: Shutterstock

Die Idee sei aus der Frage entstanden, wie einerseits das Recht auf Bildung, andererseits aber auch das Recht auf Gesundheit umgesetzt werden könne, so heißt es bei der GEW. Dazu meint Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum: „Wenn es keine Test- und keine Maskenpflicht an den Schulen gibt, wird es für viele Familien mit risikobehafteten Kindern und/oder Angehörigen eine enorme Belastung, der Präsenzpflicht nachzukommen. Um Doppelbelastungen für Lehrkräfte zu vermeiden, aber auch das Anwachsen von weiteren Lernrückständen zu verhindern, könnte eine landesweite Online-Schule die Lösung sein.“ In einer Online-Schule könnten so auch Kinder und Jugendliche unterrichtet werden, deren Eltern die Tests verweigern, und damit die Testpflicht an den Schulen weitergeführt werden.

„Mit der Delta-Variante erkranken auch immer häufiger Kinder und Jugendliche“

Mit der Begründung, alle Schülerinnen und Schüler wieder in Präsenz unterrichten zu wollen – einschließlich der geschätzt rund 1.500 Kinder von „Test-Verweigerern“ im Freistaat – hatte Bildungsminister Holter das Ende der Testpflicht in den Thüringer Schulen angekündigt.

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Die GEW meint nun: Tests und Masken seien auch weiterhin nötig, um Schulen zu sicheren Orten zu machen. Angesichts der drohenden vierten Corona-Welle, die wohl voraussichtlich im Herbst/Winter durch die Schulen rollt, wäre ein Verzicht auf die Schutzmaßnahmen fatal. „Mit der Delta-Variante erkranken auch immer häufiger Kinder und Jugendliche, darauf weisen Beobachtungen aus Großbritannien und den USA hin. Was über LongCovid bekannt ist, müssen wir alle ernst nehmen. Wir sollten gemeinsam verhindern, dass sich Kinder und Jugendliche infizieren. Und auch wenn viele Lehrkräfte geimpft sind, ein hundertprozentiger Schutz vor einer Corona-Infektion ist das eben auch nicht“, erklärt Vitzthum.

“Wichtig wäre es, jetzt die Weichen dafür zu stellen, damit bei steigenden Inzidenzwerten schnell reagiert werden kann”

Wie die Online-Schule im Detail ausgestaltet sein sollte, müsse mit den für Schule zuständigen Akteuren noch geklärt werden. Wichtig wäre es, jetzt die Weichen dafür zu stellen, damit bei steigenden Inzidenzwerten und zunehmender Belegung von Krankenhäusern schnell reagiert werden kann. Wichtig sei außerdem, so die Gewerkschaftschefin, Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen in die Planung mit einzubeziehen, damit die Schülerinnen und Schüler auch weiterhin am sozialen Leben teilhaben können und den Kontakt zu Gleichaltrigen nicht verlieren.

Holter dazu: Rechtliche und organisatorische Möglichkeiten würden geprüft. «Ergebnis noch offen», schrieb der Minister auf Twitter. «Wenn etwas spruchreif ist, werde wir das auch öffentlich vorstellen und diskutieren.» News4teachers / mit Material der dpa

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