BERLIN. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat sich der Kritik von Kinder- und Jugendärzten an Corona-Impfungen an Schulen angeschlossen. Es sei unbedingt notwendig, dass die betroffenen Kinder gemeinsam mit ihren Eltern und nach einer eingehenden Beratung durch den jeweiligen Kinder- oder Hausarzt eine informierte Entscheidung treffen, sagte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann am Donnerstag laut einer Mitteilung. «Ob dies einzulösen ist, wenn die Impfung in Impfmobilen vor der Schule erfolgt, halten wir für fraglich.»
«Es hilft natürlich, dass wir mehr Sicherheit an den Schulen haben, wenn sich die zwölf- bis 17-Jährigen auch impfen lassen, aber es muss natürlich Freiwilligkeit gewahrt werden und deshalb ist eine eingehende Beratung der Eltern im Vorfeld erforderlich», sagte Beckmann mit Blick auf die in dieser Woche angekündigte Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren. Die Kinder- und Jugendärzte kritisierten allerdings die Pläne mehrerer Bundesländer, Kinder und Jugendliche an und im Umfeld von Schulen gegen das Coronavirus zu impfen und rieten stattdessen zur Impfung in den Praxen. Nach der Stiko-Empfehlung sind in mehreren Bundesländern spezielle Impfaktionen für diese Altersgruppe angelaufen oder in Planung.
„Wir teilen die Bedenken des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Kinder an der Schule zu impfen”
„Wir teilen die Bedenken des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Kinder an der Schule zu impfen. Noch mehr als bei den Erwachsenen sollte in dieser Altersgruppe auf Freiwilligkeit gesetzt werden. Deshalb ist es unbedingt notwendig, dass die betroffenen Kinder gemeinsam mit ihren Eltern und nach einer eingehenden Beratung durch den jeweiligen Kinder- oder Hausarzt eine informierte Entscheidung treffen“, sagte Beckmann. Er warnte auch vor möglichen Konflikten, wenn Eltern oder Jugendliche, die gegen eine Impfung sind, sich durch die Präsenz von Impfteams bedrängt sähen – und Aggressionen womöglich an Lehrkräften, Schulleitungen oder impfwilligen Mitschülern ausließen.
Wie zuvor schon der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte wies auch der VBE-Vorsitzende auf möglicherweise entstehenden Gruppenzwang an Schulen hin. Beckmann: „Die eigentlich gute Idee, dorthin zu gehen, wo sich die Kinder und Jugendlichen gewohnheitsmäßig aufhalten, wird so konterkariert. Die Kultusministerien, die vorhaben, Impfmobile an Schulen zu installieren, sollten daher mindestens darüber nachdenken, wie nachgewiesen werden kann, dass eine ausreichende Aufklärung gemeinsam mit den Erziehungsberechtigten stattgefunden hat, und zum anderen, wie der Schutz des Personals in den Impfmobilen und an Schulen sichergestellt werden kann.“ Dass dies wichtig sei, zeige zeigt die unlängst vom VBE in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage zu Gewalt gegen Lehrkräfte im Zusammenhang mit der Umsetzung von Corona-Schutzmaßnahme, über die News4teachers berichtete.
“Gerade die Impfung jüngerer Jahrgänge trägt dazu bei, den Schulbetrieb sicherer zu gestalten”
Grundsätzlich begrüße der VBE die Entscheidung der Ständigen Impfkommission, eine Empfehlung zur Impfung auch der 12- bis 17-Jährigen auszusprechen. „Natürlich ist jede Impfung ein Schritt zu mehr Sicherheit, weniger schweren Verläufen und dem Schutz für all jene, die nicht geimpft werden können. Gerade die Impfung jüngerer Jahrgänge trägt zudem dazu bei, den Schulbetrieb sicherer zu gestalten. Daraus darf jedoch kein übergroßer Druck entstehen, dass sich nun prioritär die Jüngeren impfen lassen müssen. Es muss Raum gelassen werden für Ängste und Vorbehalte, schließlich haben wir es hier immer noch mit Minderjährigen zu tun, die besonders schutzbedürftig sind“, so Beckmann. Er betonte die Verantwortung der Gesellschaft: „Hauptaufgabe muss es sein, dass diejenigen geschützt werden, die sich nicht impfen lassen können. Um einen sicheren Schul- und Kitabetrieb für die unter 12-Jährigen zu gewährleisten, ist es auch notwendig, eine hohe Impfquote in der Gesamtgesellschaft zu erreichen.“ News4teachers / mit Material der dpa
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