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Über 6.500 Schüler infiziert, mehr als 30.000 in Quarantäne – nach nur anderthalb Wochen Unterricht in NRW. Was tut Laschet?

DÜSSELDORF. Rund zwei Wochen nach dem Schulstart in NRW steigen die Corona-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen weiter dramatisch an. Politiker und Verbände streiten um die richtigen Maßnahmen – am Donnerstag auch in einer Sondersitzung des Landtags. Ministerpräsident Armin Laschet soll Stellung beziehen, was er zum Schutz der Schülerinnen und Schüler unternehmen will.

Lässt Ministerpräsident und Kanzlerkandidat Armin Laschet die vierte Welle weiter ungebremst durch die Schulen laufen? Foto: Land NRW / Marc Hermenau

Der nordrhein-westfälische Landtag kommt am Donnerstag zu einer Sondersitzung zusammen, um über den Schutz von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie zu diskutieren. Die SPD-Fraktion hatte die Sondersitzung beantragt. Sie befürchtete angesichts steigender Corona-Infektionszahlen bei Kindern einen «Kontrollverlust».

Man wolle «nicht länger zusehen, dass die Landesregierung schulterzuckend diese dramatischen Zahlen bei den Kindern» beobachte, begründete Fraktionschef Thomas Kutschaty den Vorstoß. Man wolle mit Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) «darüber diskutieren, was er gedenkt zu tun, um Kinder in unserem Land zu schützen.»

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Nach Angaben des Schulministeriums von Montag befanden sich in NRW mit Stichtag 26. August – also knapp anderthalb Wochen nach Beginn des Schuljahres – 30.018 Schüler und Schülerinnen in Quarantäne. Relativierend fügt das Ministerium hinzu: Das entspreche 1,6 Prozent der Schülerschaft. Unter allen Schülern sei bei etwa 0,35 Prozent – 6.561 Personen – eine Corona-Infektion bestätigt worden. Der bisherige Höchststand im Land bei den von Quarantäne betroffenen Schülern war im November 2020 bei 73.836 Kindern und Jugendlichen erreicht worden. An der wöchentlichen Abfrage des Ministeriums beteiligten sich laut Schulministerium knapp 4.000 der insgesamt 4.844 befragten öffentlichen Schulen – mit fast 1,85 Millionen Schülern und rund 140.500 Lehrkräften.

Kutschaty stellte seinen Sieben-Punkte-Plan vor, der unter anderem eine Neuregelung der Quarantäne an Schulen enthält. Bei einem Corona-Fall soll demnach die gesamte Klasse fünf Tage in Quarantäne und dann die Möglichkeit haben, mit einem negativen Test zurückzukehren. Während der Quarantäne soll es laut Kutschaty zudem bessere digitale Angebote für Schüler und Schülerinnen geben.

«Besser ist Quarantäne für die ganze Klasse sofort beim ersten Fall, das aber kurz»

Die Idee geht auf einen Vorschlag des Chef-Virologen der Berliner Charité, Prof. Christian Drosten, zurück. «Einerseits ist die bisherige Dauer der Quarantäne für Schüler von Klassen, in denen Covid-19-Fälle bestätigt wurden, unerträglich lange», sagt er. Statt der geltenden 14 Tage sollten die Schüler künftig nur fünf Tage in Quarantäne geschickt werden. Das sei ein akzeptabler Zeitraum. Andererseits solle aber künftig nicht wie bisher mit der Quarantäne gewartet werden, bis ein zweiter Covid-19-Fall in der Klasse vorliege. Drosten: «Besser ist Quarantäne für die ganze Klasse sofort beim ersten Fall, das aber kurz.»

Der nordrhein-westfälische Lehrerverband fordert ebenfalls ein Umdenken bei der Quarantäneregelung. «Es ist doch ein Widerspruch, wenn der Mallorca-Urlauber sich nach fünf Tagen freitesten lassen kann, die Schüler aber volle 14 Tage zu Hause sitzen», sagte Verbandspräsident Andreas Bartsch der «Rheinischen Post». Auch Schüler sollten nach vier bis fünf Tagen die Quarantäne mit einem negativen PCR-Test beenden können.

In den Klassenräumen sollten zudem Luftfilter installiert werden, sagte Kutschaty. «Ich weiß nicht, wie oft wir schon drüber gesprochen haben, aber wieder hat ein Schuljahr begonnen, ohne dass Luftfilter in den Klassenräumen stehen», sagte der SPD-Landeschef. Das sei ein «Scheitern mit Ansage». Bartsch beschwerte sich, beim Thema Luftfilter sei es «katastrophal» gelaufen. «Die Kommunen wissen bei dem neuen Bundesprogramm immer noch nicht, welche Modalitäten sie erfüllen müssen, damit sie eine Förderung bekommen.»

«Die Beibehaltung der Maskenpflicht ist das Gebot der Stunde. Wir brauchen ein Mehr an Sicherheit – nicht weniger.»

Auch die Diskussion um die Maskenpflicht an Schulen ebbt nicht ab. Geht es nach der Bildungsgewerkschaft GEW so soll diese auch weiterhin gelten. «Die Beibehaltung der Maskenpflicht ist das Gebot der Stunde», sagte die GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik auf Anfrage. «Wir brauchen ein Mehr an Sicherheit – nicht weniger.» Das Schulministerium prüft derzeit, ob es die Maskenpflicht im Unterricht streichen soll. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte angekündigt, die Notwendigkeit dieser Maßnahme im Lichte des Infektionsgeschehens in den ersten Tagen des Schulbetriebs ständig zu überprüfen. News4teachers

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