BERLN. Kinder und Jugendliche mit Migrationsgeschichte besuchen in Deutschland zunehmend die gleichen Schulen – bleiben also verstärkt unter sich. Das geht aus Daten hervor, die die OECD am Donnerstag vorstellte. Der Effekt habe sich demnach im Untersuchungszeitraum von 2006 bis 2018 noch verstärkt. Auch das gegliederte Schulsystem sei dafür verantwortlich, heißt es.

Schüler an Einrichtungen mit vielen Klassenkameraden mit Migrationshintergrund seien demnach im Vergleich zu Schülern anderer Einrichtungen schulisch teils deutlich im Rückstand – und zwar auch, wenn Faktoren wie Geschlecht, Bildung der Mutter oder die zu Hause gesprochene Sprache herausgerechnet würden. Das liege auch an der frühen Aufgliederung des Schulsystems nach der Grundschule und daran, dass die meisten Schülerinnen und Schüler hierzulande nur halbtags zur Schule gingen, sagte Thomas Liebig, der sich bei der OECD als Ökonom mit Migrationsfragen befasst.
«Zuwanderung in diese Stadtteile mit hoher Konzentration bringt den Neuzuwandern kurzfristig Vorteile, aber langfristig eben Nacheile»
Neuzuwanderer ziehe es laut OECD in Deutschland wie in anderen Staaten vor allem in die Städte und dann in bestimmte Stadtteile, wo es schon vermehrt Landsleute ihres Herkunftslandes gebe. Dort könnten sie sich auch ohne deutsche Sprachkenntnisse leichter zurechtfinden und bekämen vielleicht Hilfe bei der Wohnungssuche, bei Behördengängen oder Arbeit. «Zuwanderung in diese Stadtteile mit hoher Konzentration bringt den Neuzuwandern kurzfristig Vorteile, aber langfristig eben Nacheile», warnte Liebig, der auf Sprachkenntnisse oder Aufstiegsmöglichkeiten am Arbeitsmarkt verwies – neben dem Effekt für Schülerinnen und Schüler.
Liebigs Schlussfolgerung: «Wir müssten eigentlich die Integrationspolitik viel mehr auf diese Stadtteile ausrichten und nicht so stark nach dem Gießkannenprinzip verfahren.» Es brauche gezielte Unterstützung für Schulen in solchen Gebieten und mehr Sprachförderung, zudem Anreize für Zuwanderer zum Umzug in andere Viertel. Das könne etwa mit sozialem Wohnungsbau gelingen und mit Maßnahmen gegen Diskriminierung bei der Wohnungssuche. Die OECD ist ein Zusammenschluss von 38 entwickelten Industrieländern. Sie engagiert sich in Bildungsfragen – und gibt beispielsweise die PISA-Studie heraus. News4teachers / mit Material der dpa
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