MÜNCHEN. Hotspot Bayern: Die Corona-Infektionszahlen steigen im Freistaat sprunghaft an, seitdem die Landesregierung die Maskenpflicht im Unterricht gestrichen hat – ein bayerischer Landkreis bricht sogar gerade Rekorde. Gerade bei den Ungeimpften spitzt sich die Lage zu. Nach den Herbstferien wird wohl landesweit wieder in den Klassenräumen die Maskenpflicht gelten. Die Lehrerverbände halten die Rolle rückwärts für unschön, aber notwendig.
Nach einem deutlichen Anstieg der Corona-Infektionszahlen ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Bayern auf einen Rekordwert von 236,1 geklettert. Das gab das Robert Koch-Institut (RKI) am Sonntagmorgen bekannt. Die bundesweit höchste Inzidenz wies der Landkreis Mühldorf am Inn auf. Mit 662,8 ist der vom RKI ermittelte Wert zudem so hoch wie noch nie zuvor in einem bayerischen Landkreis (bei den Fünf- bis 14-Jährigen betrug er sogar 1.147). Der bisherige Höchstwert in Bayern lag nach einer Auswertung der RKI-Daten durch die Deutsche Presse-Agentur bei 651,1. Er war am 17. Dezember 2020 im Landkreis Regen festgestellt worden. Die Inzidenz misst die Zahl der erfassten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche.
Wir stehen vor einem schwerem Winter. Wir wollen keinen Lockdown, aber es gibt zwei Prioritäten: Die Aufrechterhaltung des Schulbetriebs sowie die Sicherheit und Stabilität von Krankenhäusern.
— Markus Söder (@Markus_Soeder) October 29, 2021
«Wir werden auch über eine bayernweite Maskenpflicht im Unterricht sprechen»
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist wegen des Impffortschrittes – mehr als 64 Prozent der Menschen in Bayern sind vollständig geimpft – nicht mehr die entscheidende Größe zur Bemessung des Infektionsgeschehens. Entscheidender ist für die Politik inzwischen die Hospitalisierungsrate, dargestellt mit der sogenannten Krankenhaus-Ampel. Sie zeigt weiter Grün.
«Wir werden für Corona-Hotspots, in denen sich die Lage in den Krankenhäusern zuspitzt, am Mittwoch im Kabinett weitere Maßnahmen diskutieren», kündigte Holetschek an. «Wir werden auch über eine bayernweite Maskenpflicht im Unterricht sprechen.» Im Freistaat steigen die Infektionszahlen besonders bei den Schulkindern. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte angesichts der Lage am Donnerstag angekündigt, dass Schülerinnen und Schüler nach den Herbstferien – also vom 8. November an – voraussichtlich auch im Unterricht wieder Masken tragen müssen. Endgültig soll dies aber erst in einer Sondersitzung des Kabinetts am kommenden Mittwoch beschlossen werden.
Bayerns Lehrerverbände stehen hinter der geplanten Verschärfung. Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann, sagte: «Selbstverständlich versteht der BLLV, dass aufgrund der deutlich gestiegenen Inzidenzen weitere Maßnahmen zum Gesundheitsschutz gegangen werden müssen.» Wenn Söder diese Entscheidung nun abgeräumt habe, «dann ganz gewiss, weil er weiß, dass die Schulfamilie es nicht mehr aushält, wenn wieder kurzfristig von Freitag auf Montag Neuerungen im Bereich der Gesundheitsmaßnahmen umzusetzen sind», fügte Fleischmann hinzu.
«Es ist eine pädagogisch schmerzhafte, aber sinnvolle Maßnahme, zur Maskenpflicht auch im Unterricht zurückzukehren»
Der Vorsitzende des Realschullehrerverbands, Jürgen Böhm, sagte: «Bei den derzeit hohen und täglich steigenden Inzidenzzahlen, die man nach wie vor im Auge behalten muss, ist es eine pädagogisch schmerzhafte, aber sinnvolle Maßnahme, zur Maskenpflicht auch im Unterricht zurückzukehren.» Er forderte aber: «Solche weitreichenden Umstellungen sollten schnell und eindeutig kommuniziert werden.» Man könne die Schulen nicht in der Luft hängen lassen, mahnte er.
“Conni hat Corona, weil sie der Regierung egal ist.”#Maskenpflicht #Kinderdurchseuchung pic.twitter.com/EvLOHwOvhp
— Jenny_D (@Bio_Jenny_D) October 29, 2021
++Breaking++ Bayern plant Maskenpflicht an Schulen wieder einzuführen und auch andere erkennen, dass eine Pandemie nicht einfach weggeht, nur weil man keinen Bock mehr drauf hat oder es gut ins politische Kalkül passt. Crazy!
— Natalie Grams-Nobmann (@NatalieGrams) October 29, 2021
Bayernweit hatten am Sonntag nur noch fünf Regionen eine Inzidenz von unter 100 – die Städte Bayreuth und Hof sowie die Landkreise Main-Spessart, Tirschenreuth und Bayreuth. Holetschek warb erneut für die Corona-Auffrischungsimpfungen, auch über die «verwundbaren Gruppen» hinaus. «Ich glaube schon, dass wir prüfen müssen, ob nicht jeder eine Auffrischungsimpfung, auch im Sinne einer gesundheitlichen Vorsorge kriegen sollte. Ich würde mir wünschen, dass wir sehr schnell jetzt da noch einmal drauf schauen», sagte er dem Bayerischen Rundfunk. News4teachers / mit Material der dpa
Landesregierung zwingt Krefeld, Maskenpflicht für Schüler aufzuheben – bei Inzidenz 270
