POTSDAM. Die bestätigten Corona-Infektionszahlen steigen in Brandenburg drastisch. Die rot-schwarz-grüne Koalition führt die 2G-Regel als Muss ein. Die Masken kommen in den Grundschulen verpflichtend zurück. Obwohl in zwei Landkreisen die Inzidenz unter Kindern schon auf Horror-Werte über 1.000 gestiegen ist – in Elbe-Elster auf aktuell 2.534 – ringt Bildungsministerin und KMK-Präsidentin Britta Ernst (SPD) mit der Gesundheitsministerin, ob wirklich auch Erst- und Zweitklässler Maske tragen sollen. Schulschließungen soll es auf keinen Fall geben.
Die Brandenburgerinnen und Brandenburger müssen sich für kommenden Montag auf schärfere Corona-Regeln einstellen. Die wichtigsten Ziele für Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD): die Krankenhäuser funktionsfähig und die Schulen offen halten. Wer bisher nicht gegen das Virus geimpft ist, für den wird es deutlich mehr Einschränkungen geben. Das Kabinett will am Donnerstag über die Maßnahmen entscheiden.
Ab Montag soll die 2G-Regel zur Pflicht werden und mindestens für Diskotheken, Clubs und Festivals gelten – ob auch für Gaststätten, Hotels und Theater, Kinos und Schwimmbäder, klärt sich dann. Kinder unter zwölf Jahren sollen ebenfalls Zutritt haben. Außerdem sind drei statt zwei Tests in Schulen pro Woche vorgesehen. Darüber hinaus wird die Maskenpflicht in den Grundschulen, die in Brandenburg von Klassenstufe eins bis sechs reichen, zurückkommen. Ab Klasse sieben galt auch bislang schon eine Maskenpflicht.
Ministerpräsident Woidke geht davon aus, dass sich die Lage bald weiter verschlechtert
Die Situation in Brandenburg hat sich in kurzer Zeit dramatisch verschlechtert. Die Sieben-Tage-Inzidenz – der Wert neuer amtlicher Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen – ist innerhalb einer Woche von 134 auf 258 und damit auf fast das Doppelte gestiegen. Damit hat Brandenburg den fünfthöchsten Wert bundesweit. Woidke geht davon aus, dass sich die Lage bald weiter verschlechtert. «Aufgrund der hohen Dynamik in den letzten Tagen vor allen Dingen müssen wir damit rechnen, dass auch diese Ampeln in nächster Zeit zunächst auf Gelb und dann auf Rot springen können», sagte der Regierungschef mit Blick auf Krankenhaus-Einweisungen und Belegung von Intensiv-Betten.
Um die Maskenpflicht in den Grundschulen gibt es allerdings Streit im rot-schwarz-grünen Kabinett: Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hält sie für die erste bis sechste Klasse an den Schulen für dringend geboten. Sie zeigt sich besorgt, weil die Sieben-Tage-Inzidenz für 5- bis 14-Jährige in einigen Landkreisen bei über 1.000 liege – im Landkreis Elbe-Elster beträgt sie aktuell 2.534. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hat hingegen Bedenken gegen die Maskenpflicht.
Sie macht zwar deutlich, dass die Grundsatzentscheidung gefallen ist. «Im Kabinett hat es ja schon eine Beratung gegeben und im Ergebnis muss man sagen, dass wir die Maske ausweiten auf den Grundschulbereich», sagt Ernst. «Wie das konkret aussieht, das werden wir Donnerstagfrüh entscheiden.»
«In den ersten zwei Klassen ist das extrem schwierig, weil die Kinder die Gesichter nicht sehen»
Offen ist nämlich noch, ob auch die ersten beiden Klassen Masken tragen müssen. Diese Entscheidung könne nicht so leicht getroffen werden, weil die Maskenpflicht für die Kinder eine große Einschränkung sei, sagt die Ministerin, «weil für kleine Kinder sowohl die Mimik bei der Lehrkraft zu sehen, als auch für die Lehrkraft die Artikulation des Kindes zu sehen, für das Lernen so wichtig ist.» Ernst: «Das muss sorgfältig abgewogen werden, weil wir zwar hohe Infektionszahlen haben bei Kindern, aber wenig Erkrankungen.»
Der Sprecher des Landeselternrates, René Mertens, warnt: «In den ersten zwei Klassen ist das extrem schwierig, weil die Kinder die Gesichter nicht sehen.» News4teachers / mit Material der dpa