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Bildungsministerin weiß nicht, was Inzidenz bedeutet! Wie doof dürfen Politiker sein?

SCHWERIN. Die neue Bildungsministerin von Mecklenburg-Vorpommern hat sich blamiert. Auf Twitter behauptete die Linken-Politikerin und ehemalige Schulleiterin Simone Oldenburg, „kein Ort ist so sicher wie die Schulen“. Auf die Frage, warum dann die Inzidenzen unter Kindern und Jugendlichen so extrem hoch seien, hatte sie eine verblüffende Antwort parat: „Die Zahlen erscheinen hoch, weil die Anzahl der Kinder und Jugendlichen insgesamt klein ist.“ Die Grünen-Politikerin Marina Weisband wirft dazu eine Grundsatzfrage auf: Wie viel Unkenntnis dürfen sich verantwortliche Politikerinnen und Politiker in einer Pandemie, in der ihre Entscheidungen womöglich Menschenleben kosten, eigentlich erlauben?

“Es ist bewiesen…”: Die Linken-Politikerin Simone Oldenburg ist neue Bildungsministerin von Mecklenburg-Vorpommern. Foto: Martin Kraft, Simone Oldenburg Linke 2, CC BY-SA 3.0

„Kein Ort ist so sicher wie die Schulen. Es ist bewiesen, dass die Infektionsrate in der Häuslichkeit vier bis sechs Mal höher ist als in der Schule. Die Schulen bleiben deshalb geöffnet. #Präsenzunterricht ist die beste Garantie für Bildungs- und Chancengleichheit“, so behauptete Bildungsministerin Simone Oldenburg, ehemalige Lehrerin für Deutsch und Geschichte, dann Schulleiterin und schließlich Fraktionsvorsitzende der Linken im Schweriner Landtag, bevor sie vor drei Wochen zur Bildungsministerin im neuen rot-roten Kabinett von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) berufen wurde, im Kurznachrichtendienst Twitter am 30. November.

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Eine Nutzerin: „Da bleibt mir echt die Spucke weg. Wie können Sie die Inzidenzen der Gruppe der schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen ignorieren? Sicherer Ort? Natürlich ist Unterricht in Präsenz das Nonplusultra. Aber nicht um jeden Preis.“

Ein Nutzer: „Sie hat bestimmt ‘ne tolle Erklärung für die hohen Inzidenzen bei Kindern.“

Simone Oldenburg: „Selbstverständlich. Die Zahlen erscheinen hoch, weil die Anzahl der Kinder und Jugendlichen insgesamt klein ist.“

Das ist natürlich grober Unfug. Die Inzidenz beinhaltet die Zahl der offiziell erhobenen Neuansteckungen im Zeitraum von sieben Tagen bezogen auf 100.000 Menschen. Der Wert ist also ins Verhältnis gesetzt, eben um ihn vergleichen zu können. Entsprechend groß ist der Spott im Netz.

Ganz und gar nicht amüsiert fallen die Reaktionen auf Oldenburgs Behauptung aus, „kein Ort ist so sicher wie die Schulen“. Tatsächlich gibt es in Deutschland zum Ausbruchsgeschehen in Schulen kaum Untersuchungen, die nicht auf den lückenhaften Daten von Gesundheitsämtern beruhen – weil die Kultusminister während der gesamten Pandemie keine systematischen Stichproben an Schulen in Auftrag gegeben haben.

Widerspruch kommt auch aus Oldenburgs eigener Partei. So postet der Magdeburger Linken-Politiker Robert Fietzke: „Liebe Simone, das kann unmöglich dein Ernst sein. Alle Daten belegen, dass das Gegenteil der Fall ist. Jede*r kann diese Daten einsehen und nachvollziehen. Hast du andere? Dann wäre es sicherlich angebracht, die vorzulegen, denn die Kritik hieran ist ja nicht gerade klein.“

Kein Wunder: Das Robert-Koch-Institut registriert im aktuellen Wochenbericht bundesweit 1.536 Corona-Ausbrüche in Schulen allein in den vergangenen vier Wochen. Nachmeldungen aus den vergangenen beiden Wochen stehen noch aus. News4teachers

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