Dieser Beitrag wurde am 9. Dezember um 16.30 Uhr aktualisiert.

Viele Eltern sind darüber erleichtert, dass Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren nun auch geimpft werden können – angesichts extrem hoher Inzidenzen unter Schülerinnen und Schülern. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hatte bereits am Dienstag angekündigt, entsprechende Angebote solle es nicht nur in den Impfzentren, sondern auch an Schulen geben. Dafür hat sie Zustimmung, aber auch Kritik bekommen.
Stiko Empfehlung für 5 bis 11j vorerkrankte Kinder.
Aber alle Kinder dürfen bei individuellem Wunsch!Prognose:Im Januar wird es dann für Alle uneingeschränkt empfohlen werden. 🤷♂️
German complicated. #impfluencer #stiko https://t.co/7ZDrXXRq8h— Dr. Christian Kröner (@Chrissip81) December 9, 2021
Aus Sicht des Interessenverbands Berliner Schulleitungen (IBS) ist es der richtige Schritt. «Vor einem Vierteljahr hätte ich gesagt, lieber noch nicht, aber jetzt begrüße ich das», sagte IBS-Vorsitzende Astrid-Sabine Busse am Mittwoch. Die Leiterin einer Grundschule in Neukölln wies in dem Zusammenhang auch auf die von der Weltgesundheitsorganisation als «besorgniserregend» eingestufte Omikron-Variante des Coronavirus hin, die inzwischen in Berlin mehrfach nachgewiesen wurde.
«Da muss man aber genau planen, wenn es parallel zum Schulbetrieb sein soll. Aber es könnte ja auch Sonnabend, Sonntag sein»
Kalayci hatte erklärt, derzeit würden für die geplanten Impfungen geeignete Schulen gesucht. Auch ihre Grundschule sei angefragt worden, sagte Busse. «Wir hatten bei uns auch schon mal Wochenendimpfaktionen in der Turnhalle mit großem Erfolg, aber für Erwachsene», so die Schulleiterin. Organisatorisch seien auch Impfungen für Kinder machbar: «Da muss man aber sehr genau planen, wenn es parallel zum Schulbetrieb sein soll. Aber es könnte ja auch Sonnabend, Sonntag sein.»
Busse kann auch der Absicht der Gesundheitsverwaltung, in den Weihnachtsferien sowohl in den Impfzentren als auch in den Schulen Impftermine anzubieten, einiges abgewinnen: «Die Idee ist schon richtig.» Für das Virus gebe es keine Feiertage, sagte die Schulleiterin. «Und die Lehrkräfte müssen nicht anwesend sein. Die impfen ja nicht, das machen die Profis.»
Landeselternausschuss-Vorsitzender Norman Heise sprach sich ebenfalls für die Impfungen jüngerer Kinder aus. «Das Thema ist schon etwas, das von vielen Eltern sehnsüchtig erwartet wird.» Auch aus Sicht der Elternvertretung bietet sich dafür in Schulen vor allem das Wochenende an. Dann seien die Schulen leer, und Eltern könnten die Termine besser in Anspruch nehmen. Bei Kindern dieser Altersklasse müssen sie bei der Impfung dabei sein. «Wenn das Ziel lautet, ein größtmögliches Impfangebot zu machen, sollte man die Wochenenden deshalb abdecken», sagte Heise.
Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht zumindest Impfungen in Schulen kritisch: «Jede Impfung, jede geimpfte Person bringt uns einen Schritt näher zum Ende der Pandemie, auch Kinder», sagte der Berliner GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann.
«Die Entscheidung soll in Ruhe in der Familie getroffen werden und nicht durch sozialen Druck in der Schule»
«Wenn eine Familie sich entschieden hat, sich impfen zu lassen, dann sollte sie auch schnellstmöglich einen Impftermin bekommen, nicht erst in Wochen», forderte der Gewerkschafter. «Die Entscheidung soll aber in Ruhe in der Familie getroffen werden und nicht durch sozialen Druck in der Schule, innerhalb der Klassengemeinschaft beeinflusst werden.»
Extrakabinen für Kinder in den Impfzentren oder Extraimpfbusse in Schulnähe seien sicher eine Möglichkeit, argumentierte Erdmann. «Ohne zusätzliches Fach-Personal können die Schulen aber nicht die Aufgabe von Impfzentren übernehmen – die Beschäftigten in den Schulen kämpfen alle an der Belastungsgrenze.»
Kritik kam auch vom Berliner Landesverband der Kinder- und Jugendärzte, der die von Kalayci angekündigten Pläne nicht unterstützt, wie Verbandssprecher Jakob Maske der «taz» sagte. Eine flächendeckende Impfung ohne allgemeine Stiko-Empfehlung lehne er ab, so der Kinderarzt mit Hinweis auf mögliche Nebenwirkungen. «Gerade bei den Kindern sollten wir doch auf Nummer sicher gehen.»
„Kleine Menschen, kleine Nachrichten“ 1% der Kinder bilden ein LongCovid aus. Danke E. v. Hirschhausen.😢 pic.twitter.com/aiOYdnEFW6
— Torsten Gutsche (@DeGutsche) December 6, 2021
Dieser Einwand dürfte sich mit der Kann-Regelung der Stiko erledigt haben, für manche Ärzte jedenfalls. Wörtlich heißt es in der Pressemittilung der Stiko: «In Abwägung aller bisher vorhandenen Daten empfiehlt die STIKO die COVID-19-Impfung für Kinder im Alter von 5-11 Jahren mit verschiedenen Vorerkrankungen. Zusätzlich wird die Impfung Kindern empfohlen, in deren Umfeld sich Kontaktpersonen mit hohem Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf befinden, die selbst nicht oder nur unzureichend durch eine Impfung geschützt werden können (z. B. Hochbetagte sowie Immunsupprimierte). Darüber hinaus können auch 5- bis 11-jährige Kinder ohne Vorerkrankungen gegen COVID-19 nach entsprechender ärztlicher Aufklärung geimpft werden, sofern ein individueller Wunsch der Kinder und Eltern bzw. Sorgeberechtigten besteht.»
«Ich begrüße den Entschluss der Stiko», sagte Gesundheitssenatorin Kalayci am Donnerstag. «Es kommt nun darauf an, dass der Bund den Impfstoff auch wie angekündigt liefert.» News4teachers / mit Material der dpa
Dieser Beitrag wurde um 16.30 Uhr um die Stiko-Empfehlung ergänzt und entsprechend aktualisiert.