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„Welches Unternehmen kündigt massenhaft Beschäftigte, wenn es akuten Personalmangel hat?“

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STUTTGART. Same procedure as every year – es ist eine ewig gleiche Debatte: Die Opposition hat der Regierung von Baden-Württemberg die Entlassung von befristet angestellten Lehrerinnen und Lehrern über die Sommerferien vorgeworfen. Der bildungspolitische Sprecher der SPD, Stefan Fulst-Blei, sprach am Donnerstag im Landtag von einer «unsäglichen Praxis». Auch von Betroffenen (vertreten durch die Jungen Philologen) kam ätzende Kritik. Die Replik von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) fiel mau aus.

Unter Druck: Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne). Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg

Im Kern der Kritik steht die Praxis, dass 4000 befristet angestellte Lehrerinnen und Lehrer in Baden-Württemberg über die Sommerferien weiterhin in die Arbeitslosigkeit entlassen werden – obwohl man sie danach wieder braucht. «Schon seit Jahren ignoriert Grün-Schwarz die Notrufe aus den Schulen nach mehr Personal», kritisierte der SPD-Abgeordnete Fulst-Blei. «Die Unterrichtsversorgung ist auf Kante genäht.» Die befristeten Lehrkräfte müssten über die Sommerferien weiterbeschäftigt werden.

«Anstatt sich an die eigene Nase zu fassen, ruft der Ministerpräsident die Lehrkräfte zu Mehrarbeit auf»

«Allerdings ist die Beendigung der bisherigen Praxis der Landesregierung offenbar nicht einmal 15 Millionen Euro im Jahr wert. Mit Wertschätzung hat das leider nichts mehr zu tun.» Die Werbekampagne «The Länd» habe das Land hingegen 21 Millionen Euro gekostet. «Wie kann man mit Menschen so umgehen?», fragte Fulst-Blei. Der Personalmangel an Schulen werde dadurch noch verschärft, der Beruf unattraktiver gemacht. Grün-Schwarz habe dadurch Wahlversprechen gebrochen, die Glaubwürdigkeit der Kultusministerin sei «demontiert».

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«Anstatt sich an die eigene Nase zu fassen, ruft der Ministerpräsident die Lehrkräfte zu Mehrarbeit auf», kritisierte Fulst-Blei die grün-schwarze Personalpolitik in der Bildung insgesamt. Regierungschef Winfried Kretschmann überlege öffentlich, die Referendarinnen und Referendare zusätzlich zu belasten und kündigte an, gegebenenfalls die Klassengröße zu erhöhen. «Der Ministerpräsident sollte endlich zugeben, dass es ein Fehler war, die von seiner Kultusministerin angeforderten Stellen zur Aufstockung der Krankheitsvertretungsreserve abzulehnen.» Es brauche einen umfassenden Ausbau der Studienplätze im Lehramt und eine angemessene Aufstockung der Krankheitsvertretungsreserve.

«Sie tun so, als wäre Holland in Not», entgegnete Ministerin Theresa Schopper (Grüne). 97 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer seien sowieso fest angestellt oder verbeamtet. Schopper verwies auch auf die Kosten und die Haushaltsnöte. Man werde bestimmten Lehrern, die schon lange an Schulen tätig seien, bei der Entfristung von Verträgen aber entgegenkommen. Mit Verweis auf die hohen Kosten hatte das Ministerium einer Weiterbeschäftigung der Lehrkräfte über die Sommerferien vor kurzem erneut eine Absage erteilt.

«Immer wieder wird versprochen, KV-Kräfte und Referendar*innen über die Ferien zu beschäftigen»

„Welches Unternehmen kündigt massenhaft Beschäftigte, wenn es akuten Personalmangel hat? Das leistet sich nur das Land Baden-Württemberg und wundert sich, warum immer weniger für ‚The Länd‘ arbeiten wollen“, so erklärt Laura Schönfelder, Vorsitzende der Jungen Philologen in Baden-Württemberg – und ärgert sich nach eigenem Bekunden „über dieses alljährliche, beschämende Ritual“. Schönfelder:  „Immer wieder wird versprochen, KV-Kräfte und Referendar*innen über die Ferien zu beschäftigen, und immer wieder werden dann doch Tausende junge Menschen in die Arbeitslosigkeit und in Hartz IV entlassen! Das ist eine Schande für den Bildungsstandort Baden-Württemberg.“ News4teachers / mit Material der dpa

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