
Für rund 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen hat an diesem Mittwoch wieder der Unterricht begonnen. Auf NRW als erstes Bundesland mit Sommerferien-Ende folgen am Montag (15.8.) die Küstenländer Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Danach beginnt in Hamburg, Berlin und Brandenburg das neue Schuljahr. In Bayern geht die Schule erst Mitte September wieder los.
Bei den Corona-Schutzmaßnahmen setzt die Schulministerin vor allem auf Eigenverantwortung
Bei 171.000 Kindern, die in NRW neu ins Schulleben starten, kann die Einschulung auch auf Donnerstag fallen. Das Schuljahr 2022/23 ist das vierte unter Pandemiebedingungen. Die neue NRW-Schulministerin Dorothee Feller hatte vor rund zwei Wochen mit Blick auf die Corona-Bekämpfung betont, im beginnenden Schuljahr solle es keine Schließungen geben. Bei den Schutzmaßnahmen setzt die CDU-Politikerin vor allem auf Eigenverantwortung. So empfiehlt sie freiwilliges Maske-Tragen im Klassenraum. Eltern sollen Corona-Schnelltests erhalten, damit ihre Kinder sich zu Hause – anlassbezogen und freiwillig – testen können. Am ersten Schultag besteht auch in der Schule eine Selbsttest-Möglichkeit.
Feller schloss für den Herbst und Winter die Rückkehr zur Maskenpflicht an einzelnen Schulen oder sogar flächendeckend nicht aus. Angesichts der derzeitigen Corona-Infektionszahlen sei eine Pflicht zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes zwar nicht erforderlich, sagte sie am Morgen im Radiosender WDR 5. Es gäbe auch gar keine gesetzliche Grundlage dafür (derzeit verbietet das Infektionsschutzgesetz den Ländern die flächendeckende Maskenpflicht in Schulen; die geplante Neuregelung zum 1. Oktober soll sie aber wieder zulassen, ab Klasse 5 jedenfalls – News4teachers berichtete). Die Landesregierung, so Feller, beobachte aber die weitere Entwicklung der Corona-Lage und werde bundesgesetzliche Regelungen abwarten.
Zu Beginn der Herbstferien solle das Konzept dann angepasst werden. «Da kann es sein, dass wir in bestimmten Fällen eine Maskenpflicht vorsehen», sagte Feller. Das werde dann mit dem Gesundheitsministerium besprochen.
Möglich wäre nach Worten Fellers, dass es an einzelnen Schulen, an denen die Corona-Inzidenz sehr hoch sei, eine Maskenpflicht geben könnte. Ob das Land NRW auch generell eine Maskenpflicht an Schulen verhängen würde, hänge davon ab, welche Regelungen das Bundesinfektionsschutzgesetz dazu biete. Klar sei aber, dass es noch vor den Herbstferien in NRW «eine klare und verlässliche Regelung» geben solle, damit Schulen, Eltern und Schülern «Bescheid wissen, wie es in den Winter hineingeht».
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger bekräftigte mit Blick auf die Corona-Lage in den kommenden Monaten, dass flächendeckende Schulschließungen auszuschließen seien. Sie schränkte aber am Mittwoch im ARD-«Morgenmagazin» ein: «Wir müssen alles so vorbereiten, dass es nicht so weit kommt.» Unterricht sollte auch mittels digitaler Medien möglich sein, falls Lehrkräfte ausfielen, aber «immer nur begrenzt» und auch auf «monatelange Schulschließungen» solle verzichtet werden, betonte Stark-Watzinger.
Die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW in NRW, Ayla Çelik, zeigte sich in der ARD pessimistischer: «Die Regelungen zum Schutz sind zu vage», sagte sie. «Diese werden nicht reichen, um den drohenden Unterrichtsausfall zu vermeiden. Es wird auf Einsicht und Eigenverantwortung gesetzt. Ein echtes Stufenkonzept mit geeigneten Instrumenten und Maßnahmen fehlt leider.»
Mehrere Verbände sowie die Lehrergewerkschaften VBE und GEW forderten eindringlich mehr Personal. «Die wichtigste Aufgabe ist und bleibt die Bekämpfung des Personalmangels in den Schulen», betonte VBE-Landeschef Stefan Behlau. Der Blick müsse auch auf andere zentrale Aufgaben gelenkt werden, mahnte die Vorsitzende der Schulleitungsvereinigung, Antonietta Zeoli. Dazu gehörten etwa Schulsanierungen und die Besetzung offener Schulleitungsstellen.
Besonders im Grundschulbereich sei der Lehrermangel gravierend, hier müsse deutlich mehr getan werden, forderte der Lehrerverband NRW. Als weitere Baustellen nannte der Verbandsvorsitzende Andreas Bartsch Anstrengungen bei der Digitalisierung – Ausstattung und Fortbildung – sowie eine Entlastung der Lehrkräfte mit Schulverwaltungsassistenten.
Kommunen erwägen, die Temperatur in den Klassenräumen zu senken
Die Familien bewegen neben Corona auch die Gaskrise und die Inflation, wie Anke Staar von der Landeselternkonferenz NRW berichtete. Sie hoffe, dass die Zusage der Schulministerin gelte, dass an den Schulen in der Heizperiode nicht beim Gas gespart werde. Kommunen erwägen, die Temperatur in den Klassenräumen zu senken, obwohl aufrund der Pandemie nach wie vor die Vorgabe gilt, alle 20 Minuten und in den Pausen mit weit offenen Fenstern zu lüften.
Die gut sechswöchigen Sommerferien der 16 deutschen Länder werden in einem mehrjährigen Rhythmus von einer Länderarbeitsgruppe abgestimmt und von der Kultusministerkonferenz (KMK) beschlossen. Baden-Württemberg und Bayern gehen immer zuletzt in die Ferien, weil die süddeutschen Staaten traditionell Pfingstferien haben und ein ausreichend langer Lern- und Prüfungszeitraum am Ende des Schuljahres gewährleistet sein soll.
Auch 2023 wird NRW wieder zuerst in die Sommerferien gehen. Dann ist der letzte Schultag im bevölkerungsreichsten Bundesland sogar schon am 21. Juni – also genau zum kalendarischen Sommeranfang. News4teachers / mit Material der dpa
Erste Schultage in den Bundesländern nach den Sommerferien 2022:
- 10.8.: NRW
- 15.8.: Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein
- 18.8.: Hamburg
- 22.8.: Berlin, Brandenburg
- 25.8.: Sachsen-Anhalt, Bremen, Niedersachsen
- 29.8.: Sachsen, Thüringen
- 05.9.: Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland
- 12.9.: Baden-Württemberg
- 13.9.: Bayern