Website-Icon News4teachers

GEW schlägt Alarm: Duale Ausbildung ist für viele Jugendliche nicht interessant

Anzeige

FRANKFURT/MAIN. Die GEW setzt sich mit Blick auf die neuesten Zahlen zum Ausbildungsmarkt für eine Stärkung der beruflichen Schulen ein. „Die duale Berufsausbildung hat nicht nur ein Passungs-, sondern auch ein Imageproblem. Sie ist für viele Jugendliche nicht interessant“, sagte Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung, nach der Veröffentlichung der Zahlen zum Ausbildungsjahr 2022 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).

Die Duale Ausbildung galt lange als Erfolgsmodell – die Zeiten sind offenbar vorbei. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Auf dem Ausbildungsmarkt bewegt sich wenig. Neue Zahlen des BIBB, die nun vorgestellt wurden, zeigen zwar ein leichtes Plus bei den geschlossenen Ausbildungsverträgen in diesem Jahr. Doch die grundsätzlichen Probleme im System verschärfen sich weiter.

Eine sinkende Zahl junger Menschen interessiert sich für eine Berufsausbildung, während Unternehmen Nachwuchs suchen und immer mehr Stellen nicht besetzen können. “Das ist ein Warnsignal, dass wir dringend mehr junge Menschen in Ausbildung bringen müssen”, sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP).

Anzeige

Insgesamt 475.100 neue Ausbildungsverträge wurden in diesem Jahr laut BIBB geschlossen. Das sind zwar 2.100 mehr als im vergangenen Jahr, die Experten sprechen bei diesem geringen Anstieg aber von einer Stagnation. Im Vergleich zu 2019, vor Corona, waren es fast 10 Prozent weniger neue Ausbildungsverträge. Das Angebot an Stellen steigt nach dem Corona-Einbruch 2020 seit dem vergangenen Jahr wieder an und lag in diesem Jahr bei 544.000. Dem standen 535.000 junge Leute gegenüber, die an einer Ausbildung interessiert waren (erfolgreiche und erfolglose Bewerber).

„In vielen Berufen sind aber auch die Ausbildungsbedingungen so schlecht, dass viele Jugendliche sich gar nicht erst bewerben“

Die Zahl der Ausbildungsinteressierten sinkt allerdings seit Jahren. Unternehmen haben zunehmend Probleme, Nachwuchs zu finden. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen ist 2022 den Angaben zufolge nun im dritten Jahr in Folge gestiegen und erreichte mit 68.900 erneut einen Höchststand. “Damit wird die Entwicklung der stetig steigenden Besetzungsprobleme fortgesetzt”, heißt es. Die Gewinnung von Jugendlichen für eine duale Ausbildung bleibe eine der zentralen Herausforderungen zur Sicherung des künftigen Fachkräftebedarfs, sagte BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser.

Die Ursachen: Regional würden zu wenig Ausbildungsplätze angeboten. Zudem seien die jungen Menschen nicht mobil genug, weil es viel zu wenige Wohnheime für Auszubildende gebe, Azubi-Tickets zu teuer seien oder Zugverbindungen fehlten. „In vielen Berufen sind aber auch die Ausbildungsbedingungen so schlecht, dass viele Jugendliche sich gar nicht erst bewerben“, betont GEW-Vorstandsmitglied Becker.

Hauptgrund für das schlechte Image sei die jahrzehntelange Vernachlässigung der Berufsbildenden Schulen durch Bund, Länder und Kommunen. „Die berufsbildenden Schulen müssen dringend in ihrer wichtigen Rolle als stabiler, verlässlicher und konjunkturunabhängiger Partner in der Berufsausbildung anerkannt und gestärkt werden“, unterstreicht Becker. „Deshalb muss jetzt ein Pakt für die berufsbildenden Schulen schnell und umfassend umgesetzt werden! Ein auf Digitales beschränktes Ausstattungsprogramm reicht bei weitem nicht aus.“

Die GEW schlägt ein Maßnahmenpaket vor, das unter anderem Lehrkräftegewinnung durch einen qualitativ hochwertigen Seiteneinstieg und eine Ausbildungsgarantie für alle Jugendlichen vorsieht. News4teachers / mit Material der dpa

Stärke der deutschen Bildung ist die duale Ausbildung – sagt Schleicher

Anzeige
Die mobile Version verlassen