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BH ablegen zum Gesundheitscheck? Lehrerinnen erheben Vorwürfe gegen Amtsarzt

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KÖLN. Nach Vorwürfen entwürdigender Untersuchungen von Lehrerinnen erwägt die Stadt Köln beamtenrechtliche Konsequenzen gegen einen Amtsarzt. Zudem sei der Arzt bis auf weiteres von Untersuchungen abgezogen worden und werde nun in einem anderen Bereich ohne Patientenkontakt eingesetzt, teilte ein Stadtsprecher am Mittwoch mit. Eine weitere Konsequenz wurde bereits gezogen. 

“Ich war so von ihrem Bauchnabel-Piercing fasziniert.” Foto: Shutterstock

Zuvor hatte der «Kölner Stadt-Anzeiger» über fragwürdige Untersuchungsmethoden im Kölner Gesundheitsamt berichtet. Lehrerinnen, die sich vor einer Verbeamtung medizinisch untersuchen lassen mussten, wurden demnach ohne für sie erkennbaren Grund aufgefordert, ihren BH abzulegen. Mehrere Minuten habe sie halbnackt vor einem Arzt gelegen, schilderte eine 29-Jährige. «Es war so furchtbar, dass ich es einfach nur hinter mich bringen wollte», sagte sie. Mehrere Frauen meldeten sich anschließend bei der Zeitung und schilderten ähnliche Erfahrungen.

«Nach dem Eingangsgespräch hat mich der Arzt aufgefordert, den Oberkörper komplett frei zu machen und mich auf die Liege zu legen», schilderte eine Betroffene. Sie habe da zwar gestutzt, sich aber unter Druck gesetzt gefühlt, da ihre Verbeamtung von dem ärztlichen Gutachten abgehangen habe.

«Ich wurde erst richtig stutzig, als er mich mit dem Stethoskop abhörte. Damit drückte er auf meine Brustwarze»

Bei komplett entblößter Brust habe der Arzt ihre Reflexe getestet. «Ich habe einfach nur geschwiegen und an die Wand geschaut», sagte sie. «Ich wurde erst richtig stutzig, als er mich mit dem Stethoskop abhörte. Damit drückte er auf meine Brustwarze.» Der Arzt soll daraufhin gesagt haben: «Oh, entschuldigen Sie bitte, ich war so von Ihrem Bauchnabel-Piercing fasziniert, dass ich nicht geschaut habe, wo ich drücke.»

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Die Stadt Köln hat eine weitere Konsequenz gezogen, wie der Stadtsprecher mitteilte: «Darüber hinaus hat das Gesundheitsamt seine Abläufe dahingehend geändert, dass zukünftig Frauen nur von Ärztinnen begutachtet werden. Sollte es aufgrund von einzuhaltenden Fristen einmal nicht möglich sein, wird weibliches medizinisches Personal hinzugezogen.»

“Alle Untersuchungen sind weder außergewöhnlich noch haben sie einen besonderen Schwierigkeitsgrad”

Hintergrund: Jeder Staatsbedienstete muss sich vor der endgültigen Verbeamtung einer amtsärztlichen Untersuchung unterziehen. Bei der amtsärztlichen Untersuchung wird geprüft, ob der Gesundheitszustand den Anforderungen zur Übernahme in das Beamtenverhältnis genügt. Der Ablauf der Untersuchungen sowie die spätere Gewichtung der Ergebnisse können sich von Arzt zu Arzt, aber auch in den einzelnen Bundesländern leicht unterscheiden, so informiert die Seite “Beamtenservice”.

Typische Untersuchungen beim Amtsarzt seien: Sehtest, Hörtest, Testen von Reflexen, Abhören und Abklopfen verschiedener Körperpartien, Messung von Puls und Blutdruck, Lungenfunktionstest, Blick in Mund und Rachen, Urinprobe, Blutprobe, Ruhe-EKG, Messung von Körpergröße und Gewicht (BMI) sowie eine Überprüfung des Gleichgewichtssinns und der Koordination. Alle Untersuchungen seien weder außergewöhnlich noch hätten sie einen besonderen Schwierigkeitsgrad. Es würden nicht immer alle der hier genannten Tests durchgeführt. News4teachers / mit Material der dpa

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