WIESBADEN. In Deutschland herrscht ein gravierender Mangel an Fachkräften im Bildungsbereich. Und die Nachfrage steigt: Von 2026 an gilt ein Rechtsanspruch für Eltern auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule. Ein Bundesland, Hessen, beginnt jetzt damit, den Bedarf zu ermitteln – und der Kultusminister lässt en passant fallen, dass er eigentlich gar nicht zuständig sei.
«Wie viele Plätze aktuell bereits bereitstehen und wie zukünftige Bedarfe von Elternseite aussehen können, wird aktuell gemeinsam mit den Vertreterinnen und Vertretern der kommunalen Spitzenverbände erhoben und ausgewertet», teilte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) auf eine parlamentarische Anfrage der SPD mit. Erfasst werden sollten sowohl die schulischen als auch die außerschulischen Betreuungsangebote.
Der Rechtsanspruch gilt von 2026 an für Erstklässler, von 2029 an dann für alle vier Klassenstufen der Grundschulen. Laut Lorz richtet er sich an öffentliche Jugendhilfeträger (also die Kommunen, nicht ans Land). Gleichwohl bekenne sich hier auch Hessen zu seiner Verantwortung. Es werde daher «den Ausbau von Ganztagsangeboten an Grundschulen und Grundstufen von Förderschulen konsequent fortführen».
Lorz ergänzte: «Im laufenden Schuljahr 2022/2023 stehen insgesamt 82.301 schulische Ganztagsplätze für Grundschulkinder für ganztägige Bildung und Betreuung von acht Stunden an fünf Tagen in den Angeboten des Landes zur Verfügung.» Ganztagsbildung und -betreuung in Grundschulen bedarfsgerecht und systematisch zu gewährleisten, trägt laut dem Kultusminister «zur Chancengerechtigkeit sowie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei».
Nach früheren Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sind allein in Hessen Zehntausende zusätzliche Plätze und Tausende weitere Fachkräfte für die Ganztagsbetreuung von Grundschülern nötig (die der Arbeitsmarkt aber gar nicht bereithält). Das Land habe keine Übersicht über die Angebote. Es müsse die Beschäftigung des pädagogischen Personals gänzlich übernehmen, anstelle Geld an Fördervereine zu zahlen, die dann Personal einstellten – woraus oft prekäre Beschäftigung entstehe. News4teachers / mit Material der dpa
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