Die Vorbereitungen für das neue Lehramtsstudium an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) gehen mit guten Vorzeichen in die Endphase. Für die vorerst 50 Studienplätze im Wintersemester 2023/24 sind über 200 Bewerbungen eingegangen. Zwei Drittel der Bewerbungen kämen aus der Region, berichtet der Vizepräsident der BTU. Ein Viertel der Bewerbungen sei aus Sachsen und Berlin eingegangen, aber auch aus dem gesamten Bundesgebiet und aus dem Ausland kamen Bewerbungen. Das mache Hoffnung.
Da noch nicht klar ist, ob auch alle zugelassenen Bewerber in der Lausitzer Stadt ihr Studium beginnen werden, sei ein Nachrückerverfahren eingerichtet worden. «Ziel ist es ja, in der Region ein attraktives Studienangebot zu schaffen und ausgebildete Lehrkräfte in Südbrandenburg zu halten», so Schmidt. Wenn die BTU mit dem Konzept auch überregional punkten könne, stärke das die Region. Mit Senftenberg wird neben der Universität Potsdam ein zweiter Ausbildungsstandort in Brandenburg geschaffen. Damit reagiert das Land auf den Lehrermangel. Für das kommende Schuljahr sind laut Bildungsministerium die Neueinstellung von mindestens 1.800 Lehrkräften im Land nötig.
An der BTU werden vorerst fünf Vertretungsprofessorinnen und Professoren die künftigen Grundschullehrkräfte in den Fächern Mathe, Deutsch und Englisch sowie Erziehungswissenschaft und Grundschulpädagogik unterrichten. Die regulären Stellen seien ausgeschrieben und sollen zum Wintersemester 2024/25 besetzt sein, so der Uni-Vizepräsident. Insgesamt sind zehn Professuren, dann auch in den Fächern Sachunterricht, Kunst, Musik und Sport vorgesehen. Die Zahl der Studienplätze soll in einem zweiten Schritt auf 120 ausgebaut werden.
«Das bedeutet: Keine Frontalvorlesung ohne Bezug zur Schule, also keine reine Faktenvermittlung»
Das duale Lehramtsstudium in Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz) soll Schule und Uni mehr verzahnen. Das hatten unter anderem die Lehrkräfte aus Burg im Spreewald gefordert, die rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule öffentlich gemacht hatten. Hochschulwissensvermittlung allein reiche nicht. Praxisnähe im Referendariat komme viel zu spät, so die Lehrerinnen und Lehrer.
Die anwendungs- und problemorientierte Ausbildung sei nicht ganz neu, erläutert Schmidt. Mit der Grundschullehrerausbildung in Senftenberg solle das aber von Beginn an noch mehr in den Fokus rücken. «Das bedeutet: Keine Frontalvorlesung ohne Bezug zur Schule, also keine reine Faktenvermittlung», macht er klar. Sogenannte «Schulpraktische Studien (SPS)», die im Umfang von mindestens 30 Tagen in der Regel semesterbegleitend stattfinden, sind integrativer Bestandteil des Studiums.
Der bildungstheoretische Hintergrund aus den Vorlesungen werde am nächsten Tag direkt mit in die Schule genommen. Die Studierenden könnten so Handlungsoptionen beispielsweise im Bereich der Demokratiebildung ausprobieren und anschließend mit ihren Kommilitonen diskutieren. «Man kann die Theorie somit von einem Tag auf den anderen überprüfen», erklärt Schmidt die Methodik. Das sei neu, schaffe einen Reflexionszyklus.
Für den Umgang mit Themen wie Rechtsextremismus an Schulen soll sich der Studiengang enger mit dem benachbarten Institut für soziale Arbeit verknüpfen, erläutert Schmidt. Pläne des Bildungsministeriums sehen die Stärkung der Schulsozialarbeit vor. Ansatz der BTU sei, so Schmidt, dass die Bereiche übergreifend arbeiten – für ein gleiches Vokabular an den Schulen und ein Denken in gleichen Dimensionen. News4teachers / mit Material der dpa
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