Mehr Lehrer-Nachwuchs durch Ein-Fach-Lehrer und Duales Lehramtsstudium?

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POTSDAM. Die Brandenburger Landesregierung will die Lehrerausbildung angesichts des drastischen Mangels an Lehrkräften massiv verstärken und bundesweit Vorreiter werden. Geplant sind unter anderem ein duales Lehramtsstudium in Senftenberg, Ein-Fach-Lehrerinnen und -Lehrer und eine bessere Verzahnung von Schulen und Unis.

„Wir sind das erste Bundesland, das liefert“: Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD). Foto: mwfk Brandenburg / Karoline Wolf

Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) nannte den Lehrkräftemangel am Freitag in Potsdam die größte Herausforderung der Bildungspolitik der kommenden Jahre. Bundesweit fehlten bis 2026 zwischen 30:000 und 45 000 Lehrkräfte. Die Antwort sei ein Zehn-Punkte-Programm mit Geschwindigkeit und Qualität. «Bildungsexperten fordern bundesweit eine flexiblere und praxisnähere Ausbildung – wir sind das erste Bundesland, das liefert», erklärte Schüle.

Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) bezeichnete die Lehrerausbildung als Baustein, um den Mangel an Lehrkräften zu lindern. «Wir sind in einer Notsituation», sagte Freiberg. «Wir lassen nichts unversucht.» Für das kommende Schuljahr ist laut Ministerium die Neueinstellung von mindestens 1800 Lehrkräften erforderlich – so viele ausgebildete Lehrer und Seiteneinsteiger werden aber kaum zu finden sein.

Deshalb will Freiberg unter anderem Lehrer ab dem 63. Lebensjahr mit reduzierten Unterrichtsstunden verlocken, nicht vorzeitig in Rente zu gehen. Die Resonanz sei so gut, dass mit einem Modellprojekt gestartet werde, sagte der Minister. Sie sei aber nicht so gut, dass dies in wesentlichen Teilen reiche, den Bedarf für die Unterrichtsversorgung zu decken. Die volle Wirkung werde sich erst nach zwei oder drei Jahren zeigen. Das Land wirbt zudem mit Anzeigen und in sozialen Medien.

«Wir machen aus der Lehrerbildung in Brandenburg ein lernendes System – und wir halten das Tempo hoch»

Das neue Programm sieht unter anderem den Aufbau eines zusätzlichen Lehramtsstandorts vor – neben Potsdam sollen Lehrer in Senftenberg an der Brandenburgischen Technischen Universität ausgebildet werden. Ein duales Masterangebot ab 2026/27 in Senftenberg soll den Praxisbezug im Studium erhöhen.

Zugangsbeschränkungen zu Lehramtsstudiengängen sollen die Ausnahme werden, aktuell gibt es sie etwa für Mathe in Potsdam. Geplant ist auch, die Quote von Abbrechern zu senken. Lehrer sollen verbeamtet für fünf Jahre an die Uni nach Potsdam oder Senftenberg, sich weiterqualifizieren, forschen und lehren. Auch Unterrichten in nur einem Fach statt in zwei Fächern soll möglich sein. Die Zahl der Sozialarbeiter soll zudem steigen.

Schüle: «Klar ist: Unser 10-Punkte-Programm wird den Lehrkräftemangel in Brandenburg nicht von heute auf morgen beheben. Aber es ist ein Versprechen: Wir machen aus der Lehrerbildung in Brandenburg ein lernendes System – und wir halten das Tempo hoch.» News4teachers / mit Material der dpa

KMK-Kommission sagt 20 Jahre Lehrermangel voraus – sie empfiehlt: Mehrarbeit für Lehrkräfte, Hybridunterricht, größere Klassen

 

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Modernität von Thomas
9 Monate zuvor

Das ist es doch gar nicht. Es geht nicht nur um mehr Plätze, wenn diese viel unattraktiver sind. Z.B. will auch der öffentl Dienst (siehe Wedel) die 4 Tage Woche anbieten. Unternehmen fordern teils ’nur‘ noch 32 Std. montags und freitags gibt es homeoffice oben drauf.
Schule muss flexibler, digitaler und vor allem hybrider werden. Präsenz muss nicht ständig sein, oder?

Realist
9 Monate zuvor

„hybrider“

Hybridunterricht wollen Sie nicht wirklich, lesen Sie, was die „Glorreichen“ darunter verstehen:

https://www.news4teachers.de/?s=hybridunterricht

Freiya
9 Monate zuvor

Die Eltern sind für die (eigenen) Kinder schon nicht da – weil beide arbeiten und WENN sie da sind dann hängen sie am Handy und ähnlichen Apparaturen. Und jetzt sollen die Schulen AUCH nicht mehr für Kinder da sein? Was tun wir unseren Kindern an? Jeder weiß doch, dass verlässliche Bezugspersonen unabdingbar sind.

Palim
9 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Die Schulen sind weiterhin für Kinder da,
und damit die Lehrkräfte es auch sein können, sollte man Arbeitsschutz in Schulen umsetzen und kontrollieren, Arbeitsbedingungen verbessern, Besoldung angleichen …
… und bräuchte für die Versorgung und Verbesserung zur Entlastung viele neue Lehrkräfte.

Dazu anderes Personal, das die Betreuung von Kindern übernimmt. Und auch dieses Personal muss keine 50- oder 60-Stunden-Woche ableisten.

Bill
9 Monate zuvor

Präsenz halte ich schon für unerlässlich, zumindest in allen Schulformen, die nicht Gymnasium sind.
Im Bereich Attraktivität könnte man am meisten gewinnen, wenn man unterrichtsfremde Aufgaben an Spezialisten auslagert und weniger Konzepte/ Bürokratie verlangen würde. Bzw. die Konzepte/ Bürokratie auslagern würde.
Bin in NRW tätig, wir müssen fortlaufend alle Curricula aktualisieren, das Schutzkonzept für die Schule erstellen, Medienkompetenzrahmen umsetzen, jetzt kommt noch so ein Teil Verbraucherbildung, demnächst dann der nächste Teil Digitalpakt, etc. Dazu dann Administration von Geräten, Unterrichtsstatistik, etc. Da sich dann aber so viel geändert hat, kann man ja im Prinzip auch gleich das ganze Schulprogramm erneuern.
Das ist viel an unterrichtsfremden Tätigkeiten, die besonders kleine Schulen sehr belasten, weil die Arbeit hier an allen Schulen ähnlich ist, dann aber auf weniger Köpfe verteilt wird.
Und wenn wir ehrlich sind, steht das meiste davon dann einfach nur auf dem Papier und hat im realen Unterricht wenig bis keine Auswirkung. Da hat ein Schulbuchwechsel die größten Auswirkungen.
Das wird „oben“ aber kaum gesehen bzw. kann das Ministerium kaum etwas ändern ohne dazu hunderte Seiten an Konzepten von Schulen zu verlangen. Dass sich dann doch nichts ändert, kann man sich auch nicht eingestehen…
Homeoffice Anteile hat man als Lehrer schon genug. Entlastung von unterrichtsfremden Tätigkeiten würde mir am meisten bringen.

Maggi
9 Monate zuvor

Dann müssten ja die KMs der Bundesländer ein richtiges digitales Konzept für das gesamte Bundesland und alle Schulen erarbeiten und von Profis erstellen und pflegen lassen. Wissen sie was das kostet? Und die Lehrkräfte mit entsprechenden Endgeräten etc. auszustatten?
Träumen Sie weiter. Das bekommen die so hin wie die digitale Arbeitszeiterfassung.

Ziki
9 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Wie ist es mit der Zeiterfassung? Bislang wird einfach geschwiegen? Gibt es niemanden der dagegen mal rechtlich vorgeht?

Maggi
9 Monate zuvor
Antwortet  Ziki

Als Beamter kannst du remonstrieren…
Es wäre so einfach die Zeit digital zu erfassen, aber was macht man dann mit den ganzen Überstunden? Schwierig.

Sally
9 Monate zuvor

Nur der Vollständigkeit halber: Wedel führt die 4 Tage Woche ein. Gehalt und Arbeitszeit bleiben aber unverändert. Das beduetet: 3 Tage frei, aber bei höherer Arbeitsverdichtung.
Das ist aber genau das, was den Lehrern eben nicht guttut und zu gesundheitlichen und psychischen Problemen führt: 6 Wochen Arbeitssprint zwischen den Ferien und dann Durchhänger. Was also die 4 Tage Woche bei Lehrern bringen soll ist mir schleierhaft.

Marianne Ros.
9 Monate zuvor

gerade geht doch durch die Medien aus Mitteldeutschland der Bericht (Öffentliche Sender) von der 4 Tage Schulwoche. Da gibt es einen praktischen Tag.
Im Ausland haben manche mittwochs ganz frei und können zuhause bleiben.
Sie sagen, es sei erfolgreich / positiv

Canishine
9 Monate zuvor
Antwortet  Marianne Ros.

Neben der Frage der Betreuung geht es entscheidend darum, wie ein solcher Tag auszugestalten ist. Dann kann man sehen, ob dadurch der Lehrerberuf attraktiver wird.

Ureinwohner Nordost
9 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Welche Betreuung?

Dafür sind die Erziehungsberechtigten- Verpflichtigten zuständig.

Ich bin Lehrer.
Zuständig für die Vermittlung von:
Wissen,
Können,
Fähigkeiten und
Fertigkeiten.

Mehr nicht.

Niemand möge mir mit Kompetenzgedöns kommen.

Wer mich nicht mag, möge mich entlassen.
Mir egal 🙂

Canishine
9 Monate zuvor

Die Betreuung, die von Schule zunehmend erwartet wird und auf die Eltern demnächst einen Rechtsanspruch (in GS) haben. Deshalb rechne ich vorerst nicht mit einer Vier-Tage-Woche für Schüler, es sei denn, man weiß Lehrer findig einzubinden in eine Art Fernaufsicht.

Johannes
9 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Die Maßnahmen sind zu organisieren und zu begleiten- auch zu bewerten. Die „freie Zeit“ wird dann natürlich Abdeckung des Unterrichts in anderen Klassen genutzt. Das ist ja der Sinn der Sache. Und am Ende gibt’s mal wieder Mehrarbeit.

Canishine
9 Monate zuvor
Antwortet  Johannes

Genau das wollte ich vorsichtig andeuten, ohne gleich ablehnend zu sein.

Last edited 9 Monate zuvor by Canishine
Dirk Meier
9 Monate zuvor
Antwortet  Marianne Ros.

Welche Länder sind das? Bestimmt nicht China, Taiwan, Südkorea, Singapur, Japan oder Vietnam. Genau an diesen Ländern müssten wir uns aber orientieren und nicht an Italien oder Portugal.

Die Defizite unserer Schüler sind seit dem Distanzunterricht zu Coronazeiten massiv gestiegen. Die Schilderungen meiner Schüler waren eindeutig: „Zwei Minuten vor der Videokonferenz hat der Wecker geklingelt, dann habe ich mich angemeldet, die Kamera und das Mikro ausgestellt und weitergeschlafen“. Genau so waren auch die Leistungen in den anschließenden Arbeiten.

Die Unternehmen rudern beim Thema Home-Office mittlerweile auch wieder deutlich zurück. Offenbar sind die Ergebnisse doch nicht so gut. Als ob man sich das nicht von Anfang an hätte denken können.

In Deutschland nimmt die Dekadenz immer weiter zu. Jeder möchte weniger arbeiten und trotzdem sollen die Ergebnisse angeblich besser werden. Das ist doch Blödsinn. Eine vier Tage Schulwoche bedeutet doch nichts anderes, als dass wir die Schüler einen Tag mehr sich selbst überlassen. Das mag für eine kleine Gruppe funktionieren, für den Großteil wäre es aber eine Verschlechterung.

Ziki
9 Monate zuvor
Antwortet  Dirk Meier

Gymnasium – ja!
Rest – nein!

Ab der 9. Klasse könnte ich es mir für alle Schulformen vorstellen.
Die SuS müssen Verantwortung übernehmen. Sie „funktionieren“ wie Maschinen.
Das muss sich ändern.

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  Ziki

@Ziki
Was verstehen Sie unter „die Schüler funktionieren wie Maschinen“?

GriasDi
9 Monate zuvor

Dann sollte aber niemand mehr Deutsch studieren. Dieses Fach als 1-Fach-Lehrer am Gym bedeutet dann mindestens 60-Stundenwochen.

Realist
9 Monate zuvor

Lehrer mit Staatsexamen und Referendariat („grundständig ausgebildeter Lehrer“)
Lehrer mit Master (Bezug zu zwei Schulfächern) und Referendariat („Quereinsteiger“)
Lehrer mit Master (Bezug zu zwei Schulfächern) und berufsbegleitender Qualifizierung („Seiteneinsteiger“)
Lehrer mit Master (Bezug zu einem Schulfach) („Ein-Fach-Lehrer“)
Lehrer mit Bachelor (mit oder ohne Schulfachbezug) („Bildungsamtsmann/-frau“)
Lehrer mit dualem „Studium“ („Dualer Lehrer“?)
Erkennt jemand einen Trend? Was bringt uns die Zukunft?

„Null-Fach-Lehrer“ ?“Nur-Abitur-Lehrer“ ?“Kann-Lesen-und-Schreiben-Lehrer“ ?“War-mal-selbst-für-ein-paar-Jahre-in-der-Schule-Lehrer“ ?“Würde-gerne-einmal-eine-Schul-von-innen-sehen-Lehrer“ ?

Dil Uhlenspiegel
9 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Kennt-n4t-nicht-wurde-deshalb-Lehrer.

Ziki
9 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Das wird auch so kommen… Qualitative Bildung wird in der Zukunft kosten.

Gelbe Tulpe
9 Monate zuvor

Der Vorteil eines bezahlten dualen dreijährigen Lehramtsstudiums analog zu den Studiengängen zum Rechtspfleger, Verwaltungs- oder Finanzbeamten wäre, dass sich auch Schulabgänger aus finanzschwachen Familien, für die ein herkömmliches Universitätsstudium nicht bezahlbar ist, für ein Lehramsstudium entscheiden können.

Palim
9 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Man könnte auch einfach den Bafög-Satz anpassen oder Stipendien an sozial-schwache Studierende geben,
statt den Beruf zu deprofessionalisieren, weil man an den Lehrkräften, der Ausbildung und der Besoldung sparen will.

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Warum beendeten eigentlich die meisten Studenten (nicht nur Lehrer-Studenten) in der DDR ihr Studium in der Regelstudienzeit und hatten ihren Abschluss mit Anfang/Mitte 20 in der Tasche, obwohl die wenigsten reiche Eltern hatten und manche während des Studiums ein Kind bekamen? Ich hatte mein Lehrer-Diplom mit 23 Jahren in der Tasche. Wie konnte das sein? Was war da anders? Unterstufenlehrer waren meist noch jünger.

dickebank
9 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Weil es im real-existierenden Sozialismus immer aufwärts ging – bis in den Staatsruin. Aus dem selben Grund gab es ja auch keine Skirennfahrer*innen in der DDR, da geht’s nämlich immer bergab.

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Was anderes ist Ihnen nicht eingefallen? Da geht doch sicher noch mehr!

dickebank
9 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Aber sicher doch, schließlich habe ich jahrelang dank meines unterirdischen Studiums auf allerhöchstem niedersächsischen Niveau den wöchentlichen Grabenkämpfen von Löwenthal und von Schnitzler lauschen können.

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

?

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

@dickebank
Vielleicht versuchen Sie einfach mal meine Anfangsfragen SACHLICH und ohne die üblichen Reflexe zu beantworten.

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Übrigens, Lehrermangel war nicht die Ursache für den Staatsruin der DDR und für den sich jetzt abzeichnenden Ruin des Bildungssystems ist NICHT die DDR (SED-Diktatur) verantwortlich!

dickebank
9 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ausreichende Versorgung mit Lehrkräften und überdurchschnittliche Anzahl von regimenahen Mitgliedern der FDJ sind vermutlich kausal bedingt und keine zufällige Koinzidenz.

Weniger Mitläufer*innen hätten vermutlich zu einer geringeren Zahl zugelassener Studierender geführt. Ausreichende Anzahl von Lehramtskandidat*innen infolge von Mangel an Rückgrat würde ich mal sagen.

Dass die DDR am Lehrermangel zugrunde gegangen ist, habe ich auch nicht behauptet. Es war vermutlich der Mangel sowohl an materiellen als an immateriellen Werten, die zur Implosion des Systems führten.

Aber wie heißt es so schön:

Die Theorie war von Marx, der real existierende Sozialismus eher Murks.

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Wieder an meiner Frage vorbei. Die Frage lautete, warum die meisten Studenten in der DDR ihr Studium schon mit Mitte 20 erfolgreich beenden konnten, auch die, die keine reichen Eltern hatten. (Übrigens, ich dachte Sie sind Lehrer und kein Orthopäde. Wieso können Sie dann das Rückgrat aller DDR-Lehrer so genau beurteilen?)

dickebank
9 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Die Antwort ist doch ganz einfach, weil nicht jede(r) studieren konnte.
Die strikte Selektion fand ja bereits im Vorfeld bei der Zulassung zum Abitur statt.

Ansonsten gilt das gleiche wie z.B. bei den Medizinern im Westen. Der Zugang zum Studium ist stark regelementiert, die Absolventenzahlen entsprechen mehr oder weniger den Zahlen der zum Studium zugelassenen Erstsemester.

In allen anderen Studiengängen gab es zu den Boomer-Zeiten mehr Studienanfänger als Studienplätze. Das fiel bei Vorlesungen nicht auf, aber bei Praktika und Laboren, da da die Plätze begrenzt waren. Hier sind die Plätze im Losverfahren verteilt worden. Erst beim dritten Mal also nach zwei Jahren musste der Kandidat gesetzt werden. Hinzu kam die damalige Studienordnung, zunächst mussten die Scheine gesammelt werden und dann erfolgte die Zulassung zum Vordiplomen. Dabei wurden im Sommer- und im Wintersemester nicht die gleichen Uni-Veranstaltungen angeboten, also Ing-Mathe I nur im SS und Ing-Mathe II nur im WS. Die sogenannte Regelstudienzeit war eine reine Fiktion, die aufgrund der organisatorischen Studienbedingungen nicht einzuhalten war.

Vergünstigungen für schwangere Studentinnen bzw. für Studierende mit Kindern hat es in der BRD ebenfalls nicht gegeben.

gehtsnoch
9 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ging in der DDR nicht erst mit Beginn der achtziger Jahre eine Phase jahrzehntelangen Lehrermangels zu Ende?

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Das weiß ich leider nicht. Ich kann da nur aus meiner Schulzeit (1965-77) berichten. Alle Fächer wurden immer in vollem Umfang unterrichtet. es gab keine „Kürzungen“ irgendwelcher Inhalte wegen Lehrermangel. Da die Lehrpläne DDR-weit einheitlich waren und erfüllt werden mussten, hätte es auch mächtig Ärger von „Oben“ gegeben. Die Schulen wurden ständig daraufhin überprüft. So war das auch während meiner eigenen Lehrertätigkeit bis zur Wende. Unterrichtausfall gab es leider (aus Sicht der Schüler) kaum, außer mal bei hitzefrei. Vertretungsunterricht war selten und meist mehr oder weniger fachgerecht und (leider – wieder aus Schülersicht) nicht nur Beaufsichtigung. Mag sein, dass meine Erinnerungen an die eigene Schulzeit „ostalgisch“ vernebelt sind. Mein Ehemann bestätigt mir aber gerade, es genauso in Erinnerung zu haben (obwohl anderer Jahrgang und ganz andere Region).
Übrigens, als ich 1982 an einer Sonderschule begann, betrug meine Unterrichtsverpflichtung 21 Stunden (Vollzeit), plus 2h Vertretungsreserve. Von den Ferien gingen immer 1-2 Wochen pro Schuljahr für Fortbildungen drauf.
Wer in der DDR das Abitur bestand hatte also auf jeden Fall die allgemeine Studienreife, DDR-weit vergleichbar und für die Hochschulen transparent. Alle Studenten begannen ihr Studium auf einem einheitlichen Level. Die Anzahl Studienplätze entsprach den politischen und ökonomischen Anforderungen (Planwirtschaft). Das hatte natürlich auch eine Menge Nachteile. Nicht jeder konnte studieren, was er wollte. Andererseits gab es keine überfüllten Vorlesungen und Seminare. Es gab jede Menge bezahlbare Studentenwohnheime und Krippen und Kindergärten an den meisten Hochschulen (für Kinder von Dozenten und Studenten). Die meisten erhielten ein Stipendium, arbeiteten also nur in den Semesterferien, wenn sie das wollten. Nachteil: man „schuldete“ dem Staat etwas und deshalb schickte der Staat die Absoventen dahin, wo er sie brauchte. Das hieß, man musste nach dem Studium an einem vom Staat festgelegten Ort arbeiten (für eine bestimmte Zeit, erst dann konnte man wechseln).
Ich will nicht wieder zurück in die DDR, aber vielleicht läuft jetzt in dem Bildungssystem auch nicht alles richtig? (Abitur für alle, Förderalismus in der Bildung, Lehrerausbildung, … -ich frag ja nur.) Die DDR oberen wussten jedenfalls, wie wichtig eine gute Bildung ist (wenn auch stark ideologisch orientiert). Vielleicht, nur vielleicht, sollte man in der heutigen Bildungsmisere mal die Ideologie weglassen und sich wieder auf den Kern von Bildung besinnen. Dann hätten wir vielleicht auch irgendwann wieder gut ausgebildete junge Menschen. Deutschland ist ein rohstoffarmes Land, der einzige zukunftsträchtige „Rohstoff“ sind die Menschen. Aber das kostet!
Die DDR hatte kein Geld, aber an Bildung wurde nie gespart.

gehtsnoch
9 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Für eine DDR-Fachfrau verwundert es, daß diese Frage aufgeworfen wird, statt uns Unwissenden die Antwort einfach mal hier niederzuschreiben.

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Siehe meine Antwort oben drüber. Aber vielleicht gibt es noch mehr Menschen hier im Forum, die meine Erinnerungen ergänzen oder berichtigen können. (Aber bitte nur eigene! Erfahrungen, keine BILD-Weisheiten oder ähnliches)

OttoderKleine
9 Monate zuvor

Der obligatorische Zwei-Fach-Lehrer war schon lange eine Heilige Kuh, die in die Jahre gekommen ist. Im Ausland gibt’s auch Ein-Fach-Lehrer, und so mancher Zwei-Fach-Lehrer wird praktisch nur in einem seiner beiden Fächer eingesetzt, wenn Bedarf besteht.

Kami
9 Monate zuvor
Antwortet  OttoderKleine

Habe als Zwei – Fach Lehrer jahrelang nur eins davon unterrichtet. Das war für mich in Ordnung, auch wenn der Korrekturaufwand höher war. Vorteil gegenüber dem Ein-Fach-Lehrer: als sich die Zahlenverhältnisse im Kollegium änderten, könnte man auf mein zweites Fach, ebenfalls vollwertig studiert, zurückgreifen. Den Nachteil eines Ein – Fach Studiums hat meine Tochter während ihrer Fremdsprachenassistenz in Frankreich gesehen: Die Deutschlehrerinnen, die sie dort unterstützt hat, hatten entweder geringe Stundenzahlen oder waren an mehreren Schulen eingesetzt. Beides ist meiner Meinung nach nicht wünschenswert, zumindest nicht als Lösung für alle. Daher würde ich eine Ein – Fach – Ausbildung nicht begrüßen, ABER: In der aktuellen Situation sollte es kein Ablehnungsgrund sein,wenn man zwar Lehrer, aber nur in einem Fach ausgebildet ist. Momentan wird zumindest auf dem flachen Land jeder Kollege / jede Kollegin gebraucht. Die Schulen sollten entscheiden dürfen, ob sie mit einem entsprechenden Bewerber etwas anfangen können.Wenn ja, sollten ihm / ihr keine bürokratischen Steine in den Weg gelegt werden. Man sollte die heilige Kuh nicht schlachten, aber auch andere Lebewesen mit auf die Weide lassen.

Der Zauberlehrling
9 Monate zuvor

«Klar ist: Unser 10-Punkte-Programm wird den Lehrkräftemangel in Brandenburg nicht von heute auf morgen beheben. “

Er ist ja auch nicht von heute auf morgen entstanden. Die dunklen Wolken über uns standen schon vor langer Zeit am Horizont.

Personalplanung ist kein Glücksspiel, wie das Wort „Planung“ schon anzeigt.

Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource eines Unternehmens und wenn das mal klar geworden ist, dann behandelt man die Mitarbeiter auch dementsprechend wertschätzend; tragen diese doch maßgeblich zur Wertschöpfung im Unternehmen bei.

Ein Umdenken in den Kultusministerien ist angebracht – weg von der personalverwaltenden Stelle rein ins Unternehmerdenken. Langfristige Planung strategischer Art. Nach 25 Jahren im Dienst braucht’s dann bald Ersatz, nach 30 Jahren braucht es sehr bald Ersatz, etc. Urkunde verschickt, Nachwuchs aquirieren.

Carsten
9 Monate zuvor

Kann man die fehlenden Kräfte nicht auch einfach aus Südamerika importieren wie im Gesundheitswesen ?

Dil Uhlenspiegel
9 Monate zuvor

Ich habe mal genau duchstudiert und festgestellt, der Lehrermangel kommt daher, dass es an Lehrern mangelt, was daher rührt, dass es an Menschen mangelt, die eine verklärte Vorstellung von diesem Beruf haben, was darauf basiert, dass es heute viel einfacher ist, Insider-Infos aus der Realität zu kriegen, was abhängt von der enorm gestiegenen Zugängigkeit zu realitätswidergebenden tagesaktuellen Details aus, in und rund um Schule, auch auf medialen Plattformen mit weitreichenden Wirkungskreisen und daran ist schuld: die Lehrer. qed

Maggi
9 Monate zuvor

Cool Einfachlehrer*in Korrekturfächern wie D, E oder Geschichte. Auf einer Skala von eins bis zehn wie sehr möchten sie in Korrekturen absaufen? Ja!

Georg
9 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Geschichte ist kein Korrekturfach, es sei denn Sie unterrichten das durchgehend und ausschließlich in Leistungskursen. Warum haben Sie Mathe nicht erwähnt? Vermutlich, weil ein Grundkurs im Vergleich zu Geschichte-GK mit einem Drittel schriftlich schneller korrigiert ist.

Maggi
9 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Mathematik ist schneller korrigiert und das in jeder Klassenstufe. Ich unterrichte D, Geschichte und Mathematik, daher kann ich es auch beurteilen. Der gehobene Mathekurs kommt mit allen Klausuren an die Korrekturzeit der Geschichtsklausuren ran. Das liegt alleine am Umfang der Antworten. Bei Mathematik kann ich den Lösungsweg verfolgen und bewerten. In D oder Geschi gibt es nicht den Lösungsweg, da die Operatoren dies nicht zulassen. Das macht die Bewertung so zeitaufwendig. Geschichte ist nur dann kein Korrekturfach, wenn Multiple Choice benutzt. Sonst sind das auch in der Mittelstufe 3-4 DinA4 -Seiten bei kleiner Schrift.

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

„Einfach-Lehrer“ – war das Absicht? Finde ich jedenfalls gut! 🙂

Torben
9 Monate zuvor

Ich erachte es als wichtig, dass die Schule mit der Zeit geht.
Sagen Sie es mir? Warum sollen Lehrkräfte und Schüler/innen über 40 Std. kloppen und der andere Teil unseres Landes immer attraktivere Mögl bekommen (32 Std. Woche, homeoffice usw) — von finanziellen Anreizen wie Prämien usw. 13. Monatsgehalt voll ganz zu schweigen. Dann darf man sich auch nicht wundern, wenn keiner mehr kommt.

Dil Uhlenspiegel
9 Monate zuvor

Oder so: Ich bin einfach Lehrer (sonst nichts).
Das wäre mal Nachwuchs-förderlich.

Canishine
9 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Ich denke, also bin ich?