HAMBURG. Hamburgs Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) hat jetzt gemeinsam mit dem Institut für Bildungsmonitoring und Schulentwicklung (IfBQ) eine neue Wirksamkeitsstudie vorgestellt, die die Lernerfolge der Risiko-Schülerinnen und Schüler beim Lesen durch das „BiSS“-Lesetraining in der Grundschule belegen soll. Um insbesondere Risikoschülerinnen und -schüler zu fördern, hatte der Stadtstaat sukzessive die Methode in der Grundschule eingeführt.
Das BiSS-Lesetraining wurde im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) in Hamburg erprobt und stetig auf weitere Schulen ausgeweitet. Ziel ist die Steigerung der Leseflüssigkeit, die Voraussetzung für eine Verbesserung des Leseverstehens und der Lesekompetenz ist. Das Training sieht vor, dass an mindestens vier Tagen pro Woche eine feste Lesezeit von 20 Minuten eingerichtet wird. In dieser Zeit werden unterschiedliche Lautlesemethoden durchgeführt: das chorische Lesen, das Tandem-Lesen, der „Ich-Du-Wir-Würfel“, das Vorlesetheater und das Hörbuchlesen. Lehrkräfte und Schulleitungen werden vom Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) qualifiziert und können verschiedenen Fortbildungsangebote nutzen. Moderierte Austauschgruppen sorgen zusätzlich für einen wertvollen Erfahrungsaustausch der beteiligten Schulen. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die kontinuierliche Lernverlaufsdiagnostik: Regelmäßig werden die Lernfortschritte der Schülerinnen und Schüler anhand standardisierter Testverfahren überprüft.
Im Rahmen der Evaluierung wurden Daten der Lernstandserhebungen Kermit 3, Lernstand 4 und Kermit 5 ausgewertet sowie Schülerdaten von Lerngruppen mit und ohne Leseförderung miteinander verglichen. Ergebnisse: Die Trainingskinder zeigten eine größere Steigerung der Leseflüssigkeit als Kinder verschiedener Vergleichsgruppen. Darüber hinaus ließen sich die gewünschten Effekte auf das Leseverstehen beobachten. Kinder der Trainings-Schulen verzeichneten in den Kermit-Erhebungen größere Zuwächse als Kinder anderer Schulen. Die Ergebnisse liefern zudem Hinweise darauf, dass bildungsbenachteiligte Kinder besonders vom Training profitieren.
„Der Lernerfolg wird für alle Beteiligten schnell sichtbar und trägt zur hohen Akzeptanz und Motivation bei“
Die Ergebnisse der Evaluierung zeigen laut Bericht auf, dass auch der Transfer des Lesetrainings auf weitere Schulen gelungen ist. Trotz der pandemiebedingten Schulschließungen konnten die Trainingskinder auch in den vergangenen Jahren der Transferphase ihre Lesekompetenz (Leseflüssigkeit und Leseverstehen) bedeutsam steigern und in ihren Lernständen aufholen. „Gründe für den erfolgreichen Transfer liegen in dem praxisnahen Ansatz und den einfachen, gut umsetzbaren Methoden. Der Lernerfolg wird für alle Beteiligten schnell sichtbar und trägt zur hohen Akzeptanz und Motivation bei“, so heißt es
Ergebnisse im Einzelnen:
- Bei der Entwicklung der Leseflüssigkeit haben die geförderten Schülergruppen innerhalb von drei Schuljahren ihren Lesequotienten von 87,1 (Startgruppe 2. Halbjahr 2018/19) auf 94,0 sowie von 92,8 auf 95,8 (Startgruppe 1. Halbjahr 2019/20) steigern können. Der Normwert = Zielwert beträgt jeweils 100.
- Die Startgruppe 2. Halbjahr 2018/19 konnte ihre Kompetenzwerte beim Leseverstehen deutlich um 92 Punkte steigern und damit ihre Kompetenzlücke zu Schülergruppen ohne Förderung um 31 Punkte verkleinern. Ein Lernjahr entspricht dabei einem Lernzuwachs von rund 60 Punkten, d. h. der Lernrückstand wurde um ein halbes Jahr verkürzt, die Anschlussfähigkeit am Ende von Klasse 4 an die weiterführende Schule erreicht.
- Die Startgruppe 1. Halbjahr 2019/20 konnte ihre Kompetenzwerte beim Leseverstehen deutlich um 128 Punkte steigern und damit ihre Kompetenzlücke zu Schülergruppen ohne Förderung um 28 Punkte verkleinern. Ein Lernjahr entspricht dabei einem Lernzuwachs von rund 60 Punkten, d.h. der Lernrückstand wurde um ein halbes Jahr verkürzt, die Anschlussfähigkeit am Ende von Klasse 4 an die weiterührende Schule erreicht.
- Besonders große Zuwächse im Leseverstehen sind für die Trainingskinder mit niedrigem sozioökonomischen Status feststellbar.
Schulsenatorin Ksenija Bekeris sagt: „Die wissenschaftliche Evaluierung des BiSS-Lesetrainings durch das IfBQ belegt, dass die Lesekompetenz der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler deutlich gesteigert werden konnte und sie ihre Lernrückstände aufholen konnten, sogar trotz zwischenzeitlich massiver Einschränkungen In der Lernentwicklung bedingt durch die Corona-Schulschließungen. Das freut mich sehr. Wir werden das erfolgreiche Programm daher auf die Sekundarstufe I ausweiten. Das betrifft zunächst eine Pilotgruppe von 17 Schulen aus dem Programm d23-Starke-Schulen sowie begleitende Angebote für weitere 10 bis 15 Schulen. Auf freiwilliger Basis können jederzeit weitere Schulen aufgenommen werden. Wir prüfen darüber hinaus, ob das BiSS-Lesetraining in das neue Startchancen-Programm zur Förderung von Schulen mit sozioökonomisch benachteiligter Schülerschaft aufgenommen werden kann.“ News4teachers
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