HALLE. Die Rassismus-Vorwürfe gegen eine Lehrerin eines Gymnasiums in Halle – öffentlich vorgebracht von der Lehrerin und Influencerin Hannah Abdullah – schlagen hohe Wellen. Dabei sorgte bereits ein Vorfall im Frühjahr 2022 für Aufsehen. Die Antidiskriminierungsstelle des Landes wurde damals informiert. Dienstrechtliche Konsequenzen hatte das keine.
Einem Bericht des NDR bereits vom 21. Juni zufolge hatte die Lehrerin vor zwei Jahren das N-Wort benutzt, als ein Schüler wegen einer roten CO2-Ampel anregte zu lüften. Die Lehrerin soll daraufhin sinngemäß geantwortet haben, sie öffne das Fenster nicht, sie sei doch nicht sein „N…“.
Die Antidiskriminierungsstelle des Landes Sachsen-Anhalt bestätigte dem Sender den damaligen Vorfall. Es gab damals dem Bericht zufolge ein Gespräch zwischen der Lehrerin, der Schulleitung, der Antidiskriminierungsstelle, der Klassenlehrerin und Elternvertretern. Die Lehrerin wurde dabei über die verletzende und rassistische Bedeutung des Wortes aufgeklärt.
Unlängst soll die Lehrerin dann das Wort trotzdem erneut vor einer Klasse gebraucht haben, wie die Influencerin Hannah Abdullah auf TikTok und Instagram berichtete. In mehreren Videos schildert sie die wiederholte und bewusste Nutzung des N-Wortes durch die Lehrerin, ohne deren Namen zu nennen. Abdullah, die selbst als Lehrerin in Berlin arbeitet und das betroffene Giebichenstein-Gymnasium besuchte, berichtete, der jüngste Vorfall betreffe ihren Bruder und habe sich Mitte Juni ereignet.
Die Lehrerin habe das N-Wort im Deutschunterricht zunächst im geschichtlichen Kontext – allerdings provokant – verwendet und anschließend Abdullahs Bruder, den einzigen Schwarzen Schüler in der Klasse, zu sich gerufen und bekräftigt, sie lasse sich nicht den Mund verbieten. Dabei soll sie ihm das Wort nochmal ins Gesicht gesagt haben.
Das Landesschulamt prüft die Vorwürfe, wie ein Sprecher dem NDR gegenüber bestätigte. Eine entsprechende Beschwerde sei zwischen dem 12. und 13. Juni per Mail eingegangen und werde als Dienstaufsichtsbeschwerde behandelt. Auch der Vorfall aus dem Jahr 2022 sei nun bekannt und werde in die aktuelle Untersuchung einbezogen. Ob eine Beleidigungsabsicht vorlag, sei fraglich, sagte Kühne weiter. Die Aufklärung laufe noch und es wurden bereits Gespräche mit der Schulleitung, Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern geführt, die bislang kein eindeutiges Bild ergaben.
Die Untersuchung werde gründlich und unvoreingenommen durchgeführt. Sollte sich der Vorwurf bestätigen, würden angemessene dienstrechtliche Konsequenzen folgen. Kritik am Vorgehen der Influencerin wurde ebenfalls geäußert, man lasse sich nicht durch „vorverurteilende Stimmungsmache“ beeinflussen.
Der Schulleiter wies Vorwürfe der Untätigkeit zurück und erklärte, das Verfahren liege beim Landesschulamt. „Der Vorwurf, dass ich etwas verschleppt habe, trifft nicht zu“, sagte er. Die Lehrerin sei weiterhin im Dienst, unterrichte aber momentan nicht regulär, da derzeit Schulfahrten stattfinden.
Mittlerweile wurde sie an eine andere Schule abgeordnet. „Eine mögliche Belastung durch das direkte Aufeinandertreffen von Beteiligten nach den Sommerferien soll vermieden werden“, erklärte das Schulamt. Gegen die beschuldigte Lehrerin wurde auch Anzeige bei der Polizei erstattet. „Die Frage einer möglichen strafrechtlichen Relevanz wird also parallel zu unserer Arbeit geklärt werden“, so das Landesschulamt. News4teachers
Lehrerin erhebt in Instagram-Video Rassismus-Vorwürfe gegen Kollegin – die wird versetzt