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Kein Scherz: Einheitliche Schreibweisen für “Plattdüütsk” an Schulen jetzt verbindlich!

AURICH. Auf zum Jodel-Diplom? Zum neuen Schuljahr gibt es verbindliche Vorgaben zu Schreibweisen im Niederdeutsch-Unterricht in Niedersachsen. Je nach Region und Variante gilt ein eigener Standard. Für einen Fall gibt es noch eine Lücke.

In Norddeutschland wird kaum mehr Niederdeutsch gesprochen – die Schule soll das ändern. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Für den Plattdeutsch-Unterricht gelten an Niedersachsens Schulen mit dem neuen Schuljahr je nach Region einheitliche, verpflichtende Schreibweisen. Das niedersächsische Kultusministerium habe eine entsprechende Regelung getroffen und sorge so nun für Klarheit bei der plattdeutschen Rechtschreibung, teilte der Regionalverband Ostfriesische Landschaft in Aurich mit.

«Das ist generell für den gesamten Bildungsbereich wichtig», sagte Grietje Kammler, Leiterin des Plattdüütskbüros der Ostfriesischen Landschaft. Lehrkräfte und Schulen erhielten durch die Vorgabe Rechtssicherheit. Denn Plattdeutsch Lesen und Schreiben zu lernen, müsse nach einheitlichen Regeln erfolgen. Nur so könne der Lernerfolg anschließend auch einheitlich bewertet werden, sagte Kammler.

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Schreibweisen gelten je nach Varietät und Region

An ostfriesischen Schulen gelten nun verbindlich die Schreibweisen für das ostfriesische Plattdeutsch nach den Regeln und dem Wörterbuch der Ostfriesischen Landschaft. Für das nordniedersächsische Plattdeutsch, was in weiten Teilen Niedersachsens gesprochen wird, gelten Schreibweisen des Wörterbuchs von Johannes Sass. Für das ostfälische Plattdeutsch, das etwa in Braunschweig, Göttingen und um Bückeburg gesprochen wird, soll noch ein Wörterbuch mit Schreibweisen konzipiert werden.

In den bereits im Frühjahr veröffentlichen Curricularen Vorgaben des Kultusministeriums für das Fach Niederdeutsch ist nach Angaben der Ostfriesischen Landschaft zudem festgelegt, dass alle regionalen Varianten des Plattdeutschen im Unterricht gesprochen werden dürfen – unabhängig von der jeweiligen Schreibweise. Dadurch bleibe die Vielfalt der Sprache hörbar und könne im Unterricht weitergegeben werden, teilte der Verband mit.

Niederdeutsch und Saterfriesisch ist Unterrichtsfach

Ostfriesisches und nordniedersächsisches Plattdeutsch seien in weiten Teilen ähnlich, sagte Kammler. Es gebe allerdings einige Wörter, die sich unterscheiden. Für das Wort «immer» sagen Ostfriesen auf Plattdeutsch «immer» oder «alltied» – in der nordniedersächsischen Variante werde dagegen das Wort «jümmers» genutzt, nannte Kammler ein Beispiel.

Nach Angaben des Kultusministeriums von 2023 gab es zuletzt landesweit 44 zertifizierte Schulen, an denen Niederdeutsch oder Saterfriesisch als Unterrichtsfach angeboten wird. Dazu kommen Modellschulen, an denen es etwa AGs gibt.

Im Alltag kaum noch Plattdeutsch gesprochen. In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde die Sprache immer mehr vom Hochdeutschen verdrängt. «Erst seit rund 15 Jahren gibt eine neue Bewertung der Sprache», sagt Reinhard Goltz vom Institut für niederdeutsche Sprache in Bremen (News4teachers berichtete). Erhebungen hätten ergeben, dass in Norddeutschland zwischen 1984 und 2007 die Zahl der aktiven Sprecherinnen und Sprecher erheblich kleiner geworden sei. «Wäre das so weiter gegangen, wäre die Sprache ausgestorben», sagt Goltz. Doch bei einer weiteren Umfrage 2016 zeigte sich, dass die Zahl der Sprechenden mit mehr als zwei Millionen im Vergleich zu 2007 stabil geblieben sei.

«Die Sprache ist wieder positiv besetzt», sagt Goltz. Die Weitergabe der Sprache an die nachwachsende Generation aber finde nicht mehr in der Familie statt, sondern in der Schule, in plattdeutschen Theatergruppen, beim Poetry Slam und in Bands. News4teachers / mit Material der dpa

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