BERLIN. Aktuell gibt es in Berlin kein Geld für Klassenfahrten. Der vorübergehende Haushaltsstopp soll zwar nur bis Dezember gelten, doch zukünftig soll ein Kriterienkatalog festlegen, „welche Fahrten pädagogisch sinnvoll und finanziell vertretbar sind“. Das kündigte die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch im Gespräch mit dem „Tagesspiegel“ an.
Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch hat einen Kriterienkatalog für künftige Klassenfahrten angekündigt. „Wir werden gemeinsam mit den Schulaufsichtsbehörden und Schulleitungen klare Kriterien festlegen, welche Fahrten pädagogisch sinnvoll und finanziell vertretbar sind“, sagte die CDU-Politikerin dem „Tagesspiegel“. „Letztlich geht es nicht darum, solche Reisen grundsätzlich zu verbieten, sondern darum, dass wir uns in Zeiten knapper Kassen vernünftig entscheiden“, erläuterte die Senatorin. „Die Kriterien werde ich nicht allein festlegen, sondern das tun vor allem die Schulaufsichten und die Schulleitungsverbände.“
Bis Ende November dürfen Lehrkräfte keine neuen Klassenfahrten buchen
Hintergrund ist die Diskussion um die Finanzierung von Klassenfahrten angesichts der Sparzwänge im Haushalt (News4teachers berichtete). So dürfen für einen Zeitraum von sechs Wochen bis Ende November keine Klassenfahrten für das Jahr 2025 mehr gebucht werden, für die Zuschüsse gezahlt werden sollen. Der schwarz-rote Senat will bis dahin entscheiden, an welchen Stellen im Haushalt 2025 rund drei Milliarden Euro eingespart werden. Alle Senatsverwaltungen sind von Finanzsenator Stefan Evers (CDU) aufgefordert worden, zunächst keine Mittel freizugeben, die den Haushalt 2025 belasten. Das betrifft auch die Zuschüsse für Klassenfahrten.
Die GEW kritisiert die Vorgabe: „Dieses Vorgehen konterkariert das hohe Engagement vieler Lehrkräfte, die für ihre Schüler*innen attraktive Bildungsangebote buchen wollen“, bemängelt die Landesvorsitzende Martina Regulin. „Klassen-, Jahrgangs-, Sprach- und Kursfahrten sind aus pädagogischer Sicht von enormer Bedeutung für das Lernen außerhalb von Schule und für den Zusammenhalt in den jeweiligen Lerngruppen. Hier darf es keine Einbußen geben. Damit die Fahrten stattfinden können, sollte das Land mehr Budget einplanen, anstatt zu kürzen“, fordert die Gewerkschafterin.
GEW rät von privater Kostenübernahme ab
Mit Blick auf die Option der privaten Kostenübernahme erklärt Martina Regulin: „Es sollte selbstverständlich sein, dass Dienstreisekosten erstattet werden. In keiner anderen Branche wird darüber gesprochen, dass Beschäftigte ihre Dienstreisekosten selbst tragen sollen.“ Die Gewerkschafterin rät von diesem Weg ab und erinnert: „Lehrkräfte sind auf Klassenfahrten rund um die Uhr im Einsatz und tragen eine enorme Verantwortung für die Schüler*innen.“ Richtung Landesregierung mahnt sie: Wenn die Buchungen jetzt nicht erfolgen könnten, würden im laufenden und auch im kommenden Schuljahr deutlich weniger Fahrten stattfinden können. „Dies sollte die Senatorin den Schüler*innen und ihren Familien gegenüber erklären.“
Nach Einschätzung von Günther-Wünsch sind spätere Buchungen zumindest nicht mit höheren Kosten verbunden: „Die Verzögerung von sechs Wochen, die wir jetzt haben, ist nicht entscheidend, was den Preis betrifft, aber sie sind total ärgerlich, weil die Lehrkräfte die Organisation der Fahrten gern vor den Herbstferien vom Tisch gehabt hätten“, räumte die CDU-Politikerin ein.
In diesem Jahr wurden 8.500 Klassenfahrten beantragt
Günther-Wünsch zufolge muss bei der Planung von Klassenfahrten allerdings künftig generell mehr aufs Budget geguckt werden: „In den vergangenen Jahren wurde mehr Geld ausgegeben, als im Haushaltstitel vorgesehen war.“ Wie die Bildungssenatorin am vergangenen Donnerstag im Abgeordnetenhaus erläuterte, wurden in Berlin in diesem Jahr 8.500 Klassenfahrten beantragt. Aus dem Etat der Bildungsverwaltung gibt es Zuschüsse für Lehrkräfte, die eine Klassenfahrt begleiten. News4teachers / mit Material der dpa