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“Die Jugendlichen führen Krieg”: Polizei-Petition für Böllerverbot knackt Million-Marke

Silvester-Überreste in Berlin. Foto: Shutterstock

BERLIN. Mehr als eine Million Menschen haben sich nach der heftigen Knallerei zum Jahreswechsel einer Petition für ein bundesweites Böllerverbot angeschlossen. Bislang unterstützen gut 1,01 Millionen die Unterschriftensammlung, die von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Berlin gestartet wurde. Dies sei ein politischer Auftrag, schrieb die GdP auf X.

„Was wir vergangenes Silvester erlebten, übersteigt jeden Rahmen. Diese massive Gewalt gegen unsere Kolleginnen und Kollegen muss aufhören“, heißt es in der Petition. Man fordere ein Böllerverbot im Privatbereich. Dies sei ein wichtiger, erster Schritt für mehr Sicherheit der Einsatzkräfte in der Silvesternacht. Bundeskanzler Olaf Scholz und Innenministerin Nancy Faeser (beide SPD) haben sich allerdings beide bereits gegen ein Böllerverbot ausgesprochen.

Das neue Jahr war vor allem in Berlin mit Schocknachrichten gestartet: Dort lief die Silvesterböllerei mancherorts erneut aus dem Ruder. Es kam zu schweren Schäden und Todesfällen. Besonders viele Einsätze von Polizei und Rettungskräften gab es im Bezirk Schöneberg. Dort sorgten mutmaßlich sogenannte „Kugelbomben“ für Zerstörung und zahlreiche Schwerverletzte. Ein Siebenjähriger, der von einem solchen Detonationskörper getroffen wurde, kam mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus.

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Von der Wucht einer Detonation wurden Häuserfassaden und Autos schwer beschädigt, viele Fensterscheiben gingen zu Bruch. Zwischenzeitlich hieß es, dass ein Gebäude einsturzgefährdet ist – bezüglich der Gefahr gab das Bezirksamt aber nun Entwarnung. „Die Standsicherheit des Gebäudes ist nicht gefährdet. Dies wurde gestern von einem Tragwerksprüfer überprüft“, sagte ein Sprecher des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg.

Jedoch sind 36 Wohnungen weiter unbewohnbar. Zudem zerbarsten die Scheiben einer Apotheke. Ein Feuerwehrsprecher sprach von einem „Schlachtfeld“, das der wohl nicht zugelassene Sprengkörper hinterlassen habe. Drei Personen wurden nach der Explosion festgenommen.

„Auf der Straße beschießen sie sich gegenseitig. Das hat mit einer Silvesterfeier nichts mehr zu tun“

Anwohnerinnen und Anwohner in Schöneberg berichten von apokalyptischen Szenen vor Ort. Eine Frau sei durch eine starke Detonation in der Silvesternacht aus dem Schlaf gerissen worden, berichtet der „tagesspiegel“. „Mein Bett steht direkt vor dem Fenster. Hätte ich das Rollo nicht heruntergezogen, wären die Scherben auf mich gefallen“, sagte sie demnach. Der Anblick des Wohnhauses sei erschreckend. „Fast alle Scheiben bei uns im Haus waren zerstört.“ Glaser sind derzeit damit beschäftigt, die Scheiben zu ersetzen.

Es habe dreimal gegen 2 Uhr morgens laut geknallt. „Das erste Mal war es vielleicht ein besonders lauter Böller, doch danach seien direkt hintereinander zwei Bomben hochgegangen“, sagte ein weiterer Anwohner, der ebenfalls von der Explosion geweckt worden sei. Der Boden in der Wohnung habe gebebt. „Das hatte Anschlagscharakter.“ Tiefe Risse und Krater zieren derweil die Fassade des Hauses – eine komplette Eingangstür sei durch einen der Böller weggerissen worden.

Auch zersprang die Fensterfront eines Kiosks, das sich neben dem zerstörten Wohnhaus in Schöneberg befindet. Der Inhaber äußerte sich gegenüber dem „tagesspiegel“ erschüttert. „Die Jugendlichen führen Krieg. Auf der Straße beschießen sie sich gegenseitig. Das hat mit einer Silvesterfeier nichts mehr zu tun“, sagte er. Spätestens jetzt sei er für ein absolutes Böllerverbot.

Das fodert nun eben auch die Gewerkschaft der Polizei. „An alle, die jetzt Scheindebatten führen: Wir brauchen eine Lösung, die zeitnah greift, damit wir im nächsten Jahr nicht wieder über zig Verletzte reden. Dazu zählt das Böllerverbot! Die Held*innen der Silvesternacht wurden mit allerlei Feuerwerkskörpern beschossen, die es frei verfügbar im Handel gibt. Das muss ein Ende haben“, so heißt es im Petitionstext.

Und: „Seit Jahren kommt die Debatte um ein Böllerverbot wenige Tage vor Silvester auf und erreicht dann am 1. Januar ihren Höhepunkt. Für den Rest des Jahres spricht kaum noch wer darüber. Das dürfen wir dieses Jahr nicht zulassen. Denn wir können nicht jedes Jahr die gleiche ergebnislose Leier spielen, wenn das Leben von Menschen durch frei verkäufliche Pyrotechnik mutwillig und fahrlässig gefährdet wird!“ News4teachers / mit Material der dpa / Titelfoto: Shutterstock

Hier geht es zu der Petition.

Nach Silvester-Krawallen: Deutscher Lehrerverband fordert Höchstquoten für Migrantenkinder an Schulen

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