BERLIN. Mit einer deutlichen Resolution haben die Teilnehmenden einer Fachtagung des Bundeselternrats die deutschen Schulsysteme scharf kritisiert. Diese seien den aktuellen und künftigen Anforderungen nicht mehr gewachsen – und versagten auch in der Aufgabe, Kinder und Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. „Kinder und Jugendliche brauchen heute mehr als reines Faktenwissen – sie müssen befähigt werden, kritisch zu denken, Verantwortung zu übernehmen und mit Freude zu lernen“, heißt es in dem Beschluss, der am Wochenende verabschiedet wurde.
Die Tagung stand unter dem Leitgedanken „Schule der Zukunft“ und beschäftigte sich mit der Frage, wie ein nachhaltiges praktisches Lernen und ein innovatives Curriculum aussehen können. Studien belegten eindeutig, so die Resolution, dass Auswendiglernen, „Bulimie-Lernen“ und „Teaching-to-the-Test“ überholt seien. Gefragt seien dagegen Lernstrategien, eine positive Fehlerkultur und Kompetenzen, die Schüler*innen „stark, empathisch und zukunftsfähig“ machen – von digitaler Mündigkeit bis zu sozialer Verantwortung.
Lehrkräfte müssten künftig als Lerncoaches arbeiten, während Eltern, Kinder und Jugendliche selbst stärker Verantwortung übernehmen. „Nur wenn alle Akteure Verantwortung teilen, kann Schule sich zu einem lebendigen Lern- und Entwicklungsraum entfalten“, so der Bundeselternrat.
Konkret verlangt der Bundeselternrat:
- Lernkompetenzen ab der Grundschule: Schon die Jüngsten müssten systematisch auf selbstreguliertes Lernen vorbereitet werden. Dazu gehöre eine Kultur, in der Fehler positiv bewertet werden, sowie die Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen.
- Mehr Leuchtturmschulen: Zukunftsorientierte Schulentwicklung solle an wissenschaftlich begleiteten Modellschulen erprobt werden – und die dort gewonnenen Erkenntnisse anschließend allen Schulen zugutekommen.
- Reform des Lehramtsstudiums: Die Ausbildung der Lehrkräfte müsse sich stärker an modernen Konzepten wie selbstreguliertem Lernen oder dem „Growth Mindset“ orientieren. Fort- und Weiterbildungen sollten verpflichtend werden.
- Abschied von starren Noten: Statt klassischer Ziffernbenotung brauche es ein kompetenzorientiertes Rückmeldesystem mit individuellen Lernentwicklungsberichten, Portfolios und verbalen Beurteilungen. Dies fördere Motivation und Selbstreflexion, statt Konkurrenzdenken zu schüren.
- Demokratie ab Klasse 1: Partizipation müsse bundesweit festgeschrieben werden. Schülerinnen und Schüler sollten von Beginn an echte Mitbestimmungsrechte in schulischen Entscheidungsprozessen haben.
Der Bundeselternrat bekräftigte mit der Resolution seinen Anspruch, Bildung so zu gestalten, dass junge Menschen „die Herausforderungen von morgen verantwortungsvoll, reflektiert und handlungsfähig meistern“. Schulen müssten zu Orten der Zukunftsgestaltung werden, in denen Lernen, Verantwortung und Nachhaltigkeit zusammenfinden.
Als Ausblick hält die Elternvertretung fest: „Ein Aufbrechen der veralteten Schulsysteme ist dringend notwendig.“ Schritte hin zu individualisierten Lernangeboten, größerer pädagogischer Vielfalt, mehr sozialem Miteinander und Inklusion im Schulsystem würden langfristig gerechtere Chancen eröffnen. Wie dieser Weg konkret beschritten werde, solle Teil weiterer Beratungen sein. News4teachers
